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© pixabay.com | TheDigitalArtist | Als größtes Problem stufen 53 Prozent der Deutschen die Politik des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump ein – zum zweiten Mal nach 2018. Das sei berechtigt, sagt Professor Dr. Manfred G. Schmidt, Politikwissenschaftler an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg.

Ergebnisse der Ängste-Studie 2018

Politische Probleme dominieren die Ängste der Deutschen

R+V-Studie zeigt: Politikfrust drückt auf die Stimmung. Die Spitzenplätze der repräsentativen Umfrage „Die Ängste der Deutschen 2018“ belegen ausschließlich aktuelle politische Probleme. Am meisten verschreckt die Politik des amerikanischen Präsidenten die Bürger – gefolgt von Zuwanderungsthemen und der Angst vor überforderten Politikern.

US-Politik übertrumpft alle anderen Ängste

Zwist in der Bundesregierung, Streit um Zuwanderung, Zahlungen an hochverschuldete EU-Staaten: Die aktuellen Themen beeinflussen die Ängste der Deutschen nachhaltig. Das zeigen die Ergebnisse der R+V-Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen 2018“. „Auf den Spitzenplätzen der 27. R+V-Studie stehen ausschließlich außen- und innenpolitische Sorgen“, berichtet Brigitte Römstedt, Leiterin des R+V-Infocenters, bei der Pressekonferenz am Donnerstag in Berlin. Die überwiegende Mehrheit der Bundesbürger macht sich erhebliche Sorgen um die Folgen der Zuwanderung und die Überforderung der Politiker. „Mit Blick auf die Weltpolitik werden diese Sorgen jedoch noch deutlich übertrumpft, wie die diesjährige Sonderfrage belegt. Mehr als zwei Drittel der Deutschen haben große Angst davor, dass die Politik von Donald Trump die Welt gefährlicher macht.“

Große Politik, große Sorgen

Die Sorge um die Gefährdung der internationalen Lage durch die Politik des US-Präsidenten steht mit Abstand auf Platz eins. Mit 69 Prozent erreicht sie einen der höchsten Werte, die jemals in der Ängste-Studie gemessen wurden. „Trumps rabiate ‚America First‘-Politik, seine Aggression gegen internationale Arrangements und die nicht minder aggressive Handels- und Sicherheitspolitik auch gegenüber Verbündeten verschrecken die Bevölkerungsmehrheit“, erklärt Professor Dr. Manfred G. Schmidt, Politologe an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg und seit vielen Jahren Berater des R+V-Infocenters. „Verstärkend wirken Trumps Attacken gegen Deutschland. Wenn die USA sich weigern sollten, Ländern mit vermeintlich zu geringen Verteidigungsausgaben militärischen Beistand zu leisten, bringt das die derzeit verteidigungsunfähige Bundesrepublik in eine schwierige Lage.“

Schwindendes Vertrauen in Politiker

Mit 63 Prozent und damit sechs Prozentpunkten Abstand auf den Spitzenplatz folgt die Sorge, dass die Deutschen und ihre Behörden durch die große Zahl der Flüchtlinge überfordert sind (Vorjahr: 57 Prozent, Platz sechs). Ebenfalls 63 Prozent der Bürger haben Angst davor, dass es durch den weiteren Zuzug von Ausländern zu Spannungen zwischen Deutschen und hier lebenden Ausländern kommt – zwei Prozentpunkte mehr als im Vorjahr und Platz drei der aktuellen Studie. Auf Rang vier: die Befürchtung, dass die Politiker von ihren Aufgaben überfordert sind. Sie steigt um sechs Prozentpunkte und überspringt damit die 60-Prozent-Marke (Vorjahr: 55 Prozent, Platz acht). „Das ist für Deutschlands Politiker ein katastrophales Urteil“, konstatiert Professor Schmidt. Untermauert wird dies von den Schulnoten, die die Deutschen den Politikern in Regierung und Opposition vergeben. „48 Prozent der Befragten bewerten die Arbeit der Politiker mit ‚mangelhaft‘ oder ‚ungenügend‘ und erklären diese damit zu Sitzenbleibern. Mit einem Anteil von noch nicht einmal sechs Prozent fallen die Noten ‚sehr gut‘ oder ‚gut‘ äußerst spärlich aus.“

Angst vor Terror sinkt am stärksten

Nach den dramatischen Attentaten in Europa lag die Furcht vor terroristischen Anschlägen in den vergangenen zwei Jahren auf Platz eins der Ängste-Skala – mit extrem hohen Werten von über 70 Prozent. Jetzt sackt die Terrorangst um zwölf Prozentpunkte auf Platz fünf ab, bleibt mit 59 Prozent aber weiterhin überdurchschnittlich hoch. „Aus der Langzeitbeobachtung wissen wir, dass die Ängste von aktuellen Ereignissen und der Präsenz in den Medien beeinflusst werden. Unmittelbar nach spektakulären Attentaten ist die Furcht dementsprechend größer“, erklärt Brigitte Römstedt.

Euro-Schuldenkrise steht weiter im Fokus

Nicht mehr auf dem Spitzenplatz wie in den Jahren 2011 bis 2015, aber mit 58 Prozent weiterhin groß ist die Angst, dass die Schuldenkrise einiger EU-Staaten für den deutschen Steuerzahler teuer wird (Platz sechs). Mit Recht, wie Professor Schmidt meint: „Die Bevölkerungsmehrheit reagiert auf die schweren Schieflagen in der Europäischen Währungsunion und der Euro-Rettungspolitik. Deutschland gehört zu den Ländern, die zur finanziellen Unterstützung überschuldeter EU-Staaten bereits sehr viel geleistet haben und bei Finanzierungsausfällen in besonders hohem Maß haften.“

Die Angst vor Extremismus – im Vorjahr noch auf Platz zwei im Ranking – ist um fünf Prozentpunkte gesunken und rutscht mit 57 Prozent auf Platz sieben der Ängste-Skala.

Sorgenvoller Blick auf die Umwelt

Hitzewelle, sintflutartige Regenfälle und zerstörerische Hagelschauer: Immer häufiger auftretende Wetterextreme hinterlassen erneut Spuren in der Ängste-Studie. Wie im Vorjahr befürchten 56 Prozent der Befragten, dass die Zahl der Naturkatastrophen weiter zunimmt – Platz acht der aktuellen Studie. Seit diesem Jahr fragt R+V auch die Angst vor dem Klimawandel ab. Fast die Hälfte der Befragten (48 Prozent) äußert die Besorgnis, dass der Klimawandel dramatische Folgen für die Menschheit hat. Im Fokus steht auch ein weiteres Umweltthema: 55 Prozent der Deutschen sorgen sich um die Schadstoffe in Nahrungsmitteln (Platz neun).

Angst bleibt 2018 überdurchschnittlich hoch

Die großen politischen Probleme schüren die Ängste: Der Angstindex – der Durchschnitt der abgefragten Sorgen – ist im Vergleich zu 2017 um einen Prozentpunkt gestiegen und bleibt mit 47 Prozent überdurchschnittlich hoch. Das untermauert ein Blick auf den Langzeitvergleich. 2018 überspringen zehn der abgefragten 21 Sorgen die 50-Prozent-Marke – deutlich mehr als in den meisten Studien zuvor.

Kaum regionale Unterschiede

Von Aachen bis Görlitz, von Flensburg bis Kempten: Ticken die Deutschen in den verschiedenen Landesteilen unterschiedlich? Zusätzlich zum Ost-West-Vergleich hat das R+V-Infocenter in diesem Jahr erstmals auch nach Unterschieden in Nord und Süd geforscht. Generell gilt: Die Ängste stimmen überall in Deutschland weitestgehend überein. Doch es gibt auch unterschiedliche Einschätzungen, wie zum Beispiel bei der Befürchtung, dass die große Zahl der Flüchtlinge die Bürger und ihre Behörden überfordert (Nord 59 Prozent / Süd 68 Prozent – Ost 69 Prozent / West 62 Prozent). Ebenfalls größere Unterschiede zeigen sich bei den Ängsten vor überforderten Politikern (Nord 58 Prozent / Süd 64 Prozent – Ost 67 Prozent / West 60 Prozent) und vor den Auswirkungen der Euro-Schuldenkrise (Nord 54 Prozent / Süd 62 Prozent – Ost 63 Prozent / West 57 Prozent). Wie in den vergangenen Jahren ist die Furcht vor Naturkatastrophen im Westen (57 Prozent) größer als im Osten (52 Prozent) – „grüne“ Themen sind in Westdeutschland traditionell stärker verankert.

Weitere Ergebnisse der R+V-Studie in Kurzform

  • Wie 2017 sorgt sich mehr als die Hälfte der Befragten (52 Prozent) darum, im Alter pflegebedürftig zu werden. Da politische Themen diese Angst überschatten, liegt sie allerdings nur auf Platz zehn im Ranking.
  • Obwohl die Lebensmittel- und Treibstoffpreise im vergangenen Jahr deutlich angezogen haben, fällt die Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten mit 49 Prozent erstmals aus dem Ranking der Top 10. Bis 2010 lag diese Sorge vielfach unangefochten auf Platz eins.
  • Wirtschaftliche Sorgen spielen in diesem Jahr eine untergeordnete Rolle. Lediglich jeder vierte Deutsche fürchtet sich davor, den eigenen Job zu verlieren – so wenige wie nie zuvor. Auch die Angst vor womöglich steigenden Arbeitslosenzahlen in Deutschland ist mit 29 Prozent kaum höher. Und schließlich befürchten in diesem Jahr nur 39 Prozent der Befragten einen Abwärtstrend der Wirtschaft.
  • Einbruch, Diebstahl, Körperverletzung oder Betrug: In den eigenen vier Wänden bestohlen zu werden oder Betrügern in die Hände zu fallen, ist um ein Vielfaches wahrscheinlicher, als einen Terroranschlag zu erleben. Das spiegelt sich aber nicht in den Ängsten der Deutschen wider. Während die Terrorangst bei der Bevölkerungsmehrheit überdurchschnittlich groß ist, rangiert die Sorge, Opfer einer Straftat zu werden, mit 28 Prozent weit hinten in der Ängste-Skala.
  • Stark gesunken ist auch die Angst vor einem Krieg mit deutscher Beteiligung. Nach einem Rückgang von elf Prozentpunkten liegt die Sorge jetzt bei 35 Prozent.
  • Die Langzeitbeobachtung zeigt: Frauen machen sich grundsätzlich mehr Sorgen als Männer – so auch 2018. So lösen beispielsweise Bedrohungen durch Terroristen bei Frauen größere Ängste aus (Frauen 64 Prozent, Männer 54 Prozent). Deutliche Unterschiede gibt es auch bei der Furcht vor Schadstoffen in Nahrungsmitteln (Frauen: 60 Prozent, Männer: 49 Prozent) und vor steigenden Lebenshaltungskosten (Frauen: 54 Prozent, Männer: 43 Prozent). Und schließlich sind auch Themen wie Krankheit (Frauen: 53 Prozent, Männer: 41 Prozent) und Pflegebedürftigkeit (Frauen: 57 Prozent, Männer: 47 Prozent) bei Frauen mit deutlich mehr Angst besetzt.
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Quelle

R+V Allgemeine Versicherung AG 2018

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