‹ Zurück zur Übersicht
pixabay.com | geralt

© pixabay.com | geralt

Wie der Klimawandel unsere Wälder verändert

Eine Studie untersucht, wie der Klimawandel unsere Umwelt verändert. „energiezukunft.eu“ Ihnen die interessantesten Ergebnisse vor. Im dritten Teil der Serie geht es um unsere Wälder. Denn Trockenheit und Unwetter nehmen zu – und die Forstwirtschaft sollte den Wäldern bei der Anpassung vorausschauend helfen.

Der Klimawandel verändert die Natur in Deutschland – langsam und unmerklich, aber womöglich für immer. Die Erderwärmung hat Einfluss auf unsere Böden, auf unsere Wälder, auf unsere Binnengewässer und unsere Meeresgebiete wie Nord- und Ostsee. Ein aktueller, lesenswerter Monitoringbericht des Umweltbundesamtes untersucht sehr detailliert den aktuellen Status Quo unserer heimischen Natur und gibt Hinweise zu Strategien, die künftig für die Anpassung an den Klimawandel wichtig sein könnten. Wir stellen Ihnen die interessantesten Ergebnisse vor. Im dritten Teil der Serie geht es um den Einfluss, den die Erderwärmung auf unsere Wälder hat.

11,4 Millionen Hektar Fläche sind in Deutschland von Wald bedeckt. Bäume sind langlebig und werden aufgrund des zügig voranschreitenden Klimawandels womöglich mit schleichenden Veränderungen ihres Standorts zu kämpfen haben. Baumarten, die bisher gut an ihren Lebensraum angepasst waren, könnten künftig unter Stress geraten. Wie der Monitoringbericht des Bundesumweltamtes zeigt, verschieben sich schon heute einzelne Baumarten an den Wärme- und Trockengrenzen ihres Verbreitungsgebietes. Bislang weiß allerdings niemand, wie genau die Erderwärmung den Wald verändern wird. Noch prägen auch in naturnahen Wäldern Konkurrenzeffekte unter den Baumarten das Ökosystem stärker als das veränderte Klima.

Nach Einschätzung der Studie können Waldreservate mit heimischen Baumbeständen, in denen der menschliche Eingriff geringer ist als in wirtschaftlich genutzten Wäldern, Förstern und Waldbesitzern wichtige Hinweise geben. Die Beobachtung der Walddynamik innerhalb der Reservate kann zeigen, ob und bei welchen Baumarten die Anpassungsfähigkeit überschritten wird. Bäume, die sich in diesen Gebieten auf natürliche Weise – trotz Klimawandels – behaupten, könnten auch vermehrt in Nutzwäldern gepflanzt werden. Als anpassungsfähig zeigen sich bisher Stil- und Traubeneiche, Esche, Berg- und Spitzahorn und die sogenannten Pionierarten Sand- und Moorbirke, Salweide, Aspe und Eberesche. Die Rotbuche hingegen scheint bisherigen Beobachtungen zufolge eher empfindlich auf Trockenstress zu reagieren. Sollte sich diese Annahme in den kommenden Jahrzehnten zunehmend bestätigen, wäre dies drastisch, denn die Buche ist jene Baumart, die unter natürlichen Bedingungen in Deutschland besonders stark verbreitet und durchsetzungsfähig im Konkurrenzkampf ist.

Bislang allerdings lassen sich in naturnahen Waldreservaten in Bezug auf die Artenverteilung eher gegenläufige Entwicklungen festhalten: Die Buche konnte ihren Verbreitungsanteil erhöhen, während einige Eichen-, Eschen- und Ahornarten zurückgingen. Dabei zeigen sich die Baumgemeinschaften vital, die Exemplare nehmen an Durchmesser zu und die Bestandsdichte steigt. Deutliche negative Auswirkungen des Klimawandels sind bisher nicht sichtbar.

In wirtschaftlich genutzten Wäldern war in den letzten 200 Jahren die schnell wachsende Fichte beliebt. Wegen ihrer flachen Wurzeln ist sie jedoch besonders stark bei Trockenheit und Stürmen gefährdet. Unwetter haben in den vergangenen Jahrzehnten ganze Berghänge voller Fichten „umgehauen“, und solche Ereignisse werden tendenziell häufiger. Mit der Zunahme von Stürmen und Trockenheit dürften sich die Wachstumsbedingungen der Fichte künftig verschlechtern. Während lange anhaltender Wassermangel den meisten mitteleuropäischen Baumarten Stress bereitet, sorgt sie bei wärmeliebenden Insekten und Krankheitserregern für eine stärkere Vermehrung. Ein hoher Befall der Fichtenbestände mit Borkenkäfern wie dem Buchdrucker und dem Kupferstecher werden mit Klimaveränderungen in Verbindung gebracht.

Forscher gehen davon aus, dass der Buchdrucker aufgrund der Erderwärmung früher ausschwärmt und dadurch eine zusätzliche Generation pro Jahr aufziehen kann. In vom Sturm geschädigten oder umgeworfenen Bäumen siedelt er sich besonders gerne an. Neben den Borkenkäfern werden an den Nadelbäumen auch vermehrt Schäden durch die Tannentrieblaus und durch Pilze als Folgen des Klimawandels diskutiert. Bei den Laubbäumen sind es unter anderem der Maikäfer, der Eichenprozessions- und Schwammspinner sowie der Eichenprachtkäfer, die Miniermotte an Rosskastanien und der Kleine Buchenborkenkäfer an der Buche, deren vermehrtes Auftreten mit der zunehmend warmen und sommertrockenen Witterung in Zusammenhang gebracht wird.

Der Klimawandel wird die einzelnen Standorte sehr unterschiedlich verändern. Generell könnten kühlere und nassere Standorte von ihm profitieren, während ohnehin bereits warme und trockene Regionen zunehmend unter Druck geraten könnten. Die höheren Konzentrationen an CO2 in der Atmosphäre könnten möglicherweise „düngend“, also wachstumsfördernd wirken. Die Zahl der Waldbrände nimmt trotz oftmals heißer, regenarmer Sommer in Deutschland ab – dank zunehmender Prävention und effektiver Bekämpfungsmethoden. Kahle Kronen treten mit fortschreitendem Klimawandel möglicherweise häufiger auf. Sie können eine Folge von Trockenheit und Hitze sein oder von Schädlingsbefall.

Laubbäume müssen allerdings nicht zwangsweise geschädigt sein, wenn sie ihre Blätter abwerfen. Bleiben die Niederschläge aus, gehört der Abwurf zur normalen Reaktion der Bäume, um weitere Wasserverluste einzuschränken. In sogenannten Mastjahren investieren die Bäume zudem vermehrt in ihre Fruchtfolgen und bilden deswegen weniger Blätter oder Nadeln aus. Wissenschaftler diskutieren darüber, ob die Erderwärmung Einfluss auf die Häufigkeit der Fruchtbildung hat. Denn während es bei Eiche und Buche ursprünglich nur alle sechs bis sieben Jahre zu Mastjahren kam, lässt sich inzwischen ein Zyklus von zwei bis drei Jahren feststellen. Die genauen Ursachen sind noch unklar.

In den zurückliegenden Jahren sind im Schnitt jährlich ca. 23.500 Hektar Wald umgebaut worden. In diesen Umbau sind Finanzmittel in Höhe von durchschnittlich rund 84 Millionen Euro pro Jahr geflossen. Noch gibt es keine klaren Anzeichen, dass der Klimawandel unsere heimischen Wälder maßgeblich schädigt. Sollte es jedoch künftig immer öfter zu extremen Wetterereignissen wie anhaltender Trockenheit und heftigen Stürme mit Starkregen kommen, könnte es zu vermehrten Waldschäden kommen. Unter Waldexperten besteht laut Umweltbundesamt Übereinstimmung, dass sich der Klimawandel ab der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts besonders stark auf den Wald auswirken wird.

Die möglichen Klimawandel-Szenarien sehen aber durchaus unterschiedlich aus. Der Monitoringbericht des Umweltbundesamtes empfiehlt deswegen, naturnahe Mischwälder anzubauen und vermehrt solche Arten zu pflanzen, die sich als trocken- und hitzeresistent erwiesen haben. Denn einzelne Arten werden immer gut mit veränderten Bedingungen zurechtkommen und eine Grundlage für die Weiterentwicklung des Gesamtbestandes bilden. Das Risiko wird so gestreut. Mischwälder aus zwei und mehr Baumarten bedeckten im Jahr 2002 knapp 54,9 Prozent, in 2012 bereits 57,8 Prozent der Waldfläche in Deutschland. Lässt man den Anteil naturnaher Reinbestände außer Acht, so kann man laut Studie noch auf etwa einem Viertel der gesamten Waldfläche den Mischwaldanteil weiter steigern.

Sinnvoll ist es, Baumarten zu pflanzen, die an dem jeweiligen Standort auch unter natürlichen Bedingungen wachsen, sich durchsetzen und gut zurechtkommen würden. Waldbesitzer sollten die genetische Vielfalt fördern und klimagefährdete Arten, die standort-untypisch sind, ersetzen. Auch die Humuspflege macht den Wald robust. Je mehr Blätter, Äste und Stammreste am Schlagplatz zurückbleiben, desto mehr organische Substanz steht für die Böden zur Verfügung. Der Waldumbau sollte in den kommenden Jahrzehnten an den Klimawandel angepasst und die Waldbesitzer kompetent beraten werden, so das Fazit des Monitoringberichts. Bund und Länder sollten Informationsdefizite abbauen, um die mehr als 1,3 Millionen Waldbesitzer von der Notwendigkeit von Anpassungsmaßnahmen zu überzeugen.

Hier geht es zum Monitoringbericht des Umweltbundesamtes.

pixelio.de | Kurt Michelpixabay.com | Frauke Feindpixabay.com | Ylvers
Quelle

energiezukunft.eu | Rebecca Raspe 2015

Diese Meldung teilen

‹ Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren