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Wie essen wir uns in die Zukunft?

Was auf unserem Teller landet, hat nicht nur Einfluss auf unsere Gesundheit, sondern auch auf unsere Gesellschaft und das Ökosystem.

Das forum. ernährung heute fragt im neuen Magazin „ernährung heute“ nach Ethik und Moral beim Essen und warum ein Wandel unserer Konsummuster notwendig ist. 

„Jeder siebte Verbraucher in Deutschland gehört heute bereits seinen Einstellungen und seinem Konsum- und Einkaufsverhalten nach zu den LOHAS“, sagt Marlies Gruber, wissenschaftliche Leiterin des forum. ernährung heute und bezieht sich dabei auf eine Erhebung von GfK Consumer Panel und Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie e.V.. LOHAS bedeutet Lifestyle of Health and Sustainablity und beschreibt den immer beliebteren Lebensstil von Menschen, die bewusst konsumieren. Für sie sind Gesundheit und Nachhaltigkeit zentrale Werte. Was sie von weniger bewusst kaufenden Konsumenten unterscheidet? Sie konsumieren mehr Bio-Produkte. In ihren Einkaufskorb kommt ein Fünftel mehr Gemüse. Und auch wenn in neun von zehn LOHAS-Haushalten Fleisch gegessen wird, gilt das Motto „Qualität statt Menge“. Sie werden auch gerne als Flexitarier bezeichnet. Das heißt, dass vegetarische Kost überwiegt, aber regelmäßig geringere Mengen Fleisch auf den Teller kommen. 

Essen mit Blick über den Tellerrand 

Mit dieser wachsenden Verbrauchergruppe finden also Food-Konzepte wie bio, regional oder saisonal in der Mitte der Gesellschaft Einzug. Immer mehr Menschen suchen den Bezug zu Nahrungsproduzenten, konsumieren bewusster und erkennen, dass billig essen ökologisch und gesellschaftlich teuer ist. Zudem ruft die Verschwendung von Lebensmitteln zahlreiche Gegeninitiativen hervor: ehrenamtliche Food-Saver, unternehmerisches Recycling von Altbrot zu Futtermitteln, Restl-Essen oder die Verwertung von der Schale bis zum Kern, von der Schnauze bis zum Schwanz. Lebensmittel sind den Menschen wieder mehr wert. Manche davon werden sogar selbst zu Produzenten. 

Ob in Wien, Berlin, New York oder Nairobi – mit Urban Gardening erobert die Landwirtschaft Schritt für Schritt die Städte. Weltweit praktizieren bereits 800 Millionen Menschen urbane Landwirtschaft – auf Balkonen, in Hochbeeten, auf Dächern oder in Gärten. Die Stadt-Gärtner freuen sich am Genuss selbst produzierter Lebensmittel, sie minimieren Transportwege und verbessern durch ihr Grün das städtische Klima. Gerade aber in Städten von Entwicklungs- und Schwellenländern tragen der Anbau von Gemüse und die städtische Tierhaltung heute wesentlich zur Sicherung der Existenz bei. So zum Beispiel im 11-Millionen-Staat Kuba: Dort werden bereits 60 % des Bedarfs an Gemüse und Gewürzen aus urbanem Anbau gedeckt. Afrikanische Städte zählen übrigens zu den am schnellsten wachsenden weltweit. 10 bis 40 % der Haushalte sind dort städtische Bauern. 

Projekte wie Urban Gardening sind heute nicht nur hip, sondern auch Hoffnungsträger, um die Ernährung der Menschen bis 2050 zu sichern. Denn bis dahin muss laut Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) die Produktion von Nahrungsmitteln um 70 Prozent gesteigert werden, um das Wachstum der Weltbevölkerung um ein Drittel auf 9,1 Milliarden Menschen aufzufangen. 

„Neue Food-Konzepte allein werden nicht ausreichen“, grenzt Gruber ein. „Aber wenn wir unsere Essmuster langfristig ändern, zeigt das Wirkung. Deutlich wird das beim Fleischkonsum. Heute isst jeder Österreicher im Durchschnitt 66,4 kg Fleisch pro Kopf und Jahr oder etwa 1,2 kg Fleisch pro Woche. Die Empfehlung der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung liegt bei maximal 450 Gramm pro Woche und hat Potenzial, eine folgenreiche Schieflage auszugleichen“, so Gruber. Denn um 1 kg Rindfleisch auf den Teller zu bekommen, müssen 7 kg Futtermittel wie Soja produziert werden. In Europa werden jedoch nur 30 % der Futtermittel für den über den Empfehlungen liegenden Fleischkonsum angebaut. 70 % werden importiert, mit der Konsequenz, dass in Anbauländern die Bodenflächen für die Versorgung der lokalen Bevölkerung mit Getreide, Gemüse oder Obst weniger werden. Darüber hinaus werden unwiederbringlich natürliche Ressourcen und Biodiversität zerstört. Soja beispielsweise wird u. a. aus Brasilien importiert. Zur Gewinnung neuer Anbauflächen werden dort Regenwälder gerodet, wie die waldreiche Savanne Cerrado, eines der artenreichsten Gebiete der Erde. 2008 waren bereits 47 % davon verschwunden. 

Treibhausgase frisch vom Teller 

Unsere heutige Ernährungsweise verursacht negative Umweltauswirkungen von erheblichem Ausmaß. Rund ein Fünftel der Treibhausgas-Emissionen ist auf die Ernährung zurückzuführen, zwei Drittel davon entfallen auf die Herstellung tierischer Lebensmittel. Weniger Fleisch essen, bewusst konsumieren, saisonal einkaufen und das Wegwerfen von Nahrungsmitteln vermeiden, wirkt sich demnach auch positiv auf unsere Gesellschaft, Umwelt und das Klima aus. Dass das geht, macht die Verbrauchergruppe der LOHAS vor. 

 

Quelle

forum. ernährung heute 2015

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