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Fotolia.com | goldbany

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Erste „dynamische“ Stromtarife

Für private Haushalte wird Strom stetig teurer – an der Börse dagegen ist Ökostrom zeitweise im Überfluss vorhanden und entsprechend billig. Dieses Reservoir versucht jetzt ein österreichischer Anbieter für hiesige Haushalte anzuzapfen – mit widersprüchlichem Ergebnis.

Ökostrom von der Börse direkt in die Steckdose? 

Wer am Ostermontag 2019 clever handelte, konnte an der deutschen Strombörse ordentlich Reibach machen. Den lieben langen Tag lang strahlte die Sonne auf die Solarzellen, auch die Windräder drehten sich, zugleich liefen viele konventionelle Kraftwerke und der Stromverbrauch war relativ niedrig.

Das Überangebot schickte den Strompreis tief in den Keller, er wurde sogar negativ. Wer den Erzeugern am Ostermontag eine Megawattstunde abkaufte, bekam im Schnitt noch 14 Euro als Bonus dazu, wie verschiedene Medien berichteten.

Negativpreise haben eine Kehrseite: Wertvoller, weil nahezu CO2-freier Ökostrom wird verramscht. Warum nicht dieses Reservoir an billigem und auch noch klimafreundlichem Strom für private Haushalte erschließen? Um zu sparen, braucht man nicht mal auf negative Preise zu warten. Schon in normalen Zeiten schwankt der Börsenpreis für die Megawattstunde Strom zwischen 30 und knapp 60 Euro.

Ökostrom dann verbrauchen, wenn er wenig kostet

Mit Megawattstunden von der Börse können Haushalte natürlich nichts anfangen. Da muss ein Stromhändler dazwischentreten – in diesem Fall der österreichische Anbieter Awattar, der seit Ende Juni auch hierzulande einen Tarif namens „Hourly“ anbietet. Dieser richtet sich nach dem Stunden-Preis der europäischen Strombörse Epex Spot, wo der kurzfristige Großhandel abgewickelt wird.

Den Strom für „Hourly“ besorgt sich Awattar, wie Geschäftsführer Simon Schmitz gegenüber Klimareporter° angibt, zu einem „beträchtlichen Teil“ an der Börse. Dort könne man am flexibelsten einkaufen. Allerdings muss der Börsenstrom dann noch mittels Grünstrom-Zertifikaten in Ökostrom „umgewandelt“ werden. Die Zertifikate stammen laut Schmitz ausschließlich aus Deutschland und Österreich, größtenteils von österreichischer Wasser- oder Windkraft.

So wie sich der Strompreis an der Börse stündlich entwickelt, wird er im „Hourly“-Tarif an die Kunden weitergereicht. Diese erfahren am Vortag von Awattar, wie sich der Tarif am Folgetag voraussichtlich entwickeln wird, und können ihren Ökostrom dann vor allem in den Stunden verbrauchen, in denen er an der Börse besonders preiswert ist. Die Kunden könnten so bis zu 30 Prozent gegenüber anderen Awattar-Tarifen einsparen, wirbt das Unternehmen.

Nicht so smart wie gedacht

Der erste Haken dabei: Der Bis-zu-30-Prozent-Spareffekt bezieht sich nur auf den Börsenpreis und liegt real bei zwei bis drei Cent je Kilowattstunde – eben der Betrag, um den der Preis, umgerechnet aus den Megawattstunden an der Börse, nach unten schwankt.

Hier können Sie den Bericht weiterlesen

Quelle

Der Bericht wurde von
der Redaktion „klimareporter.de“ (Jörg Staude) 2019 verfasst – der Artikel
darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden! 

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