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Wien Energie - Christian Hofer | Das ist die Vision, die nach dem Sommer Realität sein wird: Im Rahmen eines Innovationsprojekts von Wien Energie entsteht im Viertel Zwei eine der ersten Energiegemeinschaften Europas.

© Wien Energie – Christian Hofer | Das ist die Vision, die nach dem Sommer Realität sein wird: Im Rahmen eines Innovationsprojekts von Wien Energie entsteht im Viertel Zwei eine der ersten Energiegemeinschaften Europas.

Im Urlaub eigenen Sonnenstrom verkaufen

Rund 100 Bewohnerinnen und Bewohner in der Wiener Krieau testen derzeit, was in wenigen Jahren in ganz Europa Alltag sein soll. Auf dem Dach erzeugter Ökostrom wird so je nach Bedarf gemeinschaftlich genutzt und verkauft.

Die Nachbarn im Viertel Zwei haben neben Glasfaser-Internet eine Pionierrolle für smartes, urbanes Wohnen der Zukunft. Sie erzeugen ihre Energie selbst, und zwar mit einer Photovoltaik-Anlage, sie teilen den Sonnenstrom mit ihren Nachbarn, sie speichern ihn künftig im Quartierspeicher, sie kaufen und verkaufen die nicht verbrauchte Kilowattstunde an der Strombörse oder geben die Energie für Stromtankstellen im Grätzl frei.

„Der lokal erzeugte Strom wird je nach Bedarf unter den Bewohnern aufgeteilt. Wenn keiner den Strom nutzt, wird der Strom weiterverkauft oder anderweitig verwendet. Mithilfe neuer Technologien wie Blockchain kann das künftig vollautomatisch über ein Energiemanagement und nach ökonomischen oder ökologischen Kriterien passieren“, sagt Wien Energie-Geschäftsführer Michael Strebl.

„Wir sind überzeugt, dass in Zukunft viele Energiegemeinschaften entstehen werden. Oberstes Ziel ist, unsere Stadt langfristig so gut es geht CO2-frei zu machen.“

Das ist die Vision, die nach dem Sommer Realität sein wird: Im Rahmen eines Innovationsprojekts von Wien Energie entsteht im Viertel Zwei eine der ersten Energiegemeinschaften Europas. Dafür investiert Wien Energie für eine Laufzeit von etwa fünf Jahren insgesamt mehr als zwei Mio. Euro. Das Projekt ist darüber hinaus vom BMVIT gefördert. Strebl: „Was mit dem Ökostromgesetz im Mehrfamilienhaus rechtlich möglich geworden ist, soll mit dem Clean Energy Package der EU noch ausgedehnt werden. Hier sehe ich für Energieanbieter wie uns eine große Chance. Wir können lokale Kommunen und Stadtviertel mit unserer Expertise unterstützen, wenn sie sich bei der Energieproduktion und der Weiterverwertung zusammentun wollen.“

Sabine Müller, Chief Innovation & Marketing Officer Value One: „Mit dem Viertel Zwei in Wien haben wir gezeigt, wie nachhaltige Stadtentwicklung gelingen kann.
In den vergangenen 15 Jahren haben wir 750 Mio. EUR investiert und eine abgesperrte Betonwüste zu einem lebenswerten Stadtviertel entwickelt, in dem heute 7.000 Menschen wohnen und arbeiten. Dabei haben wir neue Meilensteine bei Energieeffizienz, nachhaltigem Bauen und vor allem Bewirtschaften gesetzt.

Mit dem Kraftwerk Krieau ersetzen wir beispielsweise die Haustechnik-Zentralen für die Wohn- und Bürohäuser im Viertel Zwei und sparen so bis zu 60 % an CO2-Emissionen aus standortspezifischer regenerativer Energie. Das Wien Energie-Projekt der Energiegemeinschaften ist ein weiterer spannender Schritt im Bereich Nachhaltigkeit, wo jeder Verbraucher etwas beitragen kann. Die ersten Ergebnisse der Testphase stimmen mich zuversichtlich. Daher würde ich mir noch viele weitere Energie-Gemeinschaften bei unseren anstehenden Immobilienprojekten wünschen.“

Sonnenstrom fürs Viertel

Seit dem Vorjahr testet Wien Energie mit den Bewohnerinnen und Bewohnern im Viertel Zwei innovative Konzepte rund um Energie, Wohnen und Mobilität. Die Pilot-KundInnen konnten etwa zwischen drei unterschiedlichen Stromtarifen wählen: einer Flatrate, einem Time-of-Use-Tarif und einem marktabhängigen Tarif. Wesentliches Ergebnis der ersten Phase: Die Bewohnerinnen und Bewohner wünschen sich flexiblere Tarife und Ökostrom. Gemeinsam wurde ein neuartiger Tarif entwickelt, der den Markt-Tarif ersetzt. Die Basis dafür ist Strom von der quartierseigenen Photovoltaik-Anlage. Ein Anteil von jeweils 1kWp steht dabei einzelnen Kunden zur Verfügung. Die nicht selbst verbrauchte Energie kann künftig über die Plattform gehandelt werden.

Über eine eigene App am Smartphone können die KundInnen den Strombezug bequem steuern.

Während ein Nachbar etwa drei Wochen auf Urlaub ist, kann er in dieser Zeit seinen Sonnenstrom-Anteil der Familie nebenan verkaufen. So verfällt der wertvolle Öko-Strom nicht, die Energie wird effizient und lokal genutzt. Ein zusätzlicher Vorteil: Die BewohnerInnen sparen Netzgebühren und verringern ihre eigenen Energie-Kosten.

Blockchain gibt dem Strom ein Mascherl

Die Basis für diese Transaktionen bildet die Blockchain-Technologie. Gemeinsam mit dem Startup Riddle & Code wurde die Infrastruktur entwickelt, die derzeit im Viertel ausgerollt wird. PV-Anlage und Stromzähler, später in diesem Jahr auch E-Ladestellen und Speicher werden mit einem speziellen Chip ausgestattet und damit in die Blockchain integriert. Erste simulierte Kundenabrechnungen an einer E-Ladestellen konnten im Labortest bereits erfolgreich durchgeführt werden. Derzeit wird die Benutzerfreundlichkeit der Plattform mit den Test-KundInnen überprüft, ab Herbst startet der Energiehandel im Viertel.

Für den Austausch in Energiegemeinschaften weist die Blockchain-Technologie dabei entscheidende Vorteile auf, wie eine sichere, transparente Abrechnung, eine lückenlose Rückverfolgung und Identifikation.

Mit Blockchain bekommt der bisher nur über Zertifikate nachvollziehbare Strom-Bezug ein Mascherl. Die Transparenz erhöht sich maßgeblich und macht Energie und damit Energieeffizienz greifbar.

Weitere Schritte: Quartierspeicher und Wärmeversorgung

Als zusätzlicher Bestandteil für die Energiegemeinschaft wird Wien Energie noch in diesem Jahr einen Stromspeicher im Viertel Zwei errichten. Dieser Quartierspeicher sorgt für eine noch effizientere Nutzung des Solarstroms und kann von den BewohnerInnen zukünftig ebenso für Handel oder Bezug ausgewählt werden.

Nach einer erfolgreichen Pilotphase im Strom-Bereich, soll parallel zum mehrjährigen Forschungsprojekt außerdem eine innovative Wärme- und Kälteversorgung mit unterschiedlichen Komponenten wie Solarthermie, Wärmepumpen, lokalem Fernwärmenetz und Kältezentrale in die Energiegemeinschaft integriert werden.

EU-Richtlinie ermöglicht Demokratisierung der Energieversorgung

Energiegemeinschaften können zukünftig einen entscheidenden Anteil an der Energiewende leisten.

Seit dem Vorjahr können in Österreich Mehrparteienhäuser gemeinschaftliche Strom-Produktion betreiben. Das kommt gut an, zeigt sich beim Modell Photovoltaik im Mehrfamilienhaus, bei dem Wien Energie bereits erfolgreich erste Projekte umsetzt.

Mit den Energiegemeinschaften geht es noch ein Stück weiter: Sie ermöglichen Privatpersonen, selbst aktiv am Strommarkt teilzunehmen und sich zu Gemeinschaften zusammenzuschließen, die entweder lokal oder virtuell verbunden sind.

Diese Energy Communities können gemeinsam Strom und auch Wärme erzeugen, verteilen, verbrauchen, speichern und handeln. Neben sozialen und umweltbezogenen Nutzen, bringt das auch ökonomische Vorteile für die TeilnehmerInnen der Gemeinschaft.
Sie sparen nicht nur Energiekosten durch eigenen Erzeugung und effiziente Verteilung, sondern auch Netzgebühren. Grundlage für diese Demokratisierung der Energieversorgung ist das „Clean Energy Package“ der EU.
Sie wurde im Vorjahr beschlossen, die nationalen Umsetzungen sind derzeit in Ausarbeitung und sollen bis spätestens Mitte 2021 wirksam werden.

Energie im Quartier – die Bestandteile der Energiegemeinschaft

* Steuerung über Benutzerfläche * Peer2Peer trading durch Blockchain-Infrastruktur * Lokale Photovoltaik-Anlage * E-Ladestellen * Glasfaser-Verkabelung bis in die Wohnung * Quartierspeicher inklusive Energiemanagement * Wärme- und Kälteversorgung

Wien Energie - Christian Hofer | Eine eigene Photovoltaik-Anlage erzeugt regenerativen Strom, der je nach Bedarf über ein intelligentes Blockchain-System unter den Nachbarn aufgeteilt wird.
Quelle

Wien Energie 2019

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