Bäume auf die Dächer – Wälder in die Stadt
Jeder Wald vermittelt die Botschaft eines geschlossenen Kreislaufs. Doch unsere Wälder sterben zurzeit, weil 80% der Bäume in Deutschland krank sind. Stirbt erst der Wald und dann der Mensch? Von Franz Alt
In Deutschland stehen zurzeit pro Einwohner über tausend Bäume. Davon leben wir alle, weil die Bäume uns Sauerstoff und gute Luft schenken – noch!
Wenn aber Bäume krank sind, ist dieser Zustand immer ein Hinweis auf kranke menschliche Seelen. Wie der Baum von der Wurzel her krank ist, so ist es auch der Mensch. Es scheint, als gäbe die Klimaerhitzung unseren Wäldern vollends den Rest. Dürre, Hitze und Starkregen nehmen dramatisch zu. Wie soll sich der Wald in dieser Situation noch erholen?
Stirbt der Wald, kommt die Wüste?
Bäume sind langlebig – die meisten überleben uns. Sie kommen aus der Tiefe der Vergangenheit und leben bis weit in die Zukunft hinein. Eichen oder Linden werden um die 300 bis 400 Jahre alt und älter. Ohne den Sauerstoff, den uns die Bäume spenden, geht uns jedoch bald die Luft aus, fehlt uns künftig das natürliche Wasserreservoir, wird in Europa ein Wüstenklima herrschen. Stirbt der Wald, kommt die Wüste. Europa kann Afrika werden.
Die Alternative: Mit steigender Weltbevölkerung braucht die Welt also mehr Bäume. Doch nicht nur in Brasilien, auch in Ostasien und in Zentralafrika gibt es immer weniger Wald. In Kalifornien brennen auch in diesem Sommer noch mehr Wälder als 2019 und dasselbe erleben wir seit Monaten in Sibirien oder im letzten Winter in Australien.
Bäume reduzieren die Luftschadstoffe, reinigen das Wasser, sind Voraussetzung für die Artenvielfalt und bieten Menschen als Orte der Stille Erholung. Was also liegt näher als dass wir uns wieder mit den Bäumen verbinden? Wie aber können wir unseren Alltag begrünen?
Der Öko-Querdenker und Autor Conrad Amber schlägt in einem Buch „Bäume auf die Dächer – Wälder in die Stadt!“ vor: Wir können Fassaden und Dächer mit richtigen Gärten aufwerten oder die vielen Straßen in unseren Städten und Dörfern mit Bäumen zu bunten Adern des Lebens umgestalten. Amber zeigt an vielen positiven und realisierten Beispielen: Wo ein Wille ist, dort ist auch ein Weg zu einer grüneren und lebensfreundlicheren Welt.
Es gibt Alternativen
Das Wachstum der Bäume können wir nicht beschleunigen. Je früher wir aber mit dem Begrünen der Städte und Dörfer beginnen, desto besser für unsere Zukunft und erst recht für die unserer Kinder und Enkel.
Wo bereits seit Jahren Alleen gepflanzt und Stadtwälder angelegt wurden, gibt es einen Zeitvorsprung. Deshalb: Jetzt pflanzen und begrünen. Je mehr grüne Straßen, Dächer und Häuser desto besser für eine gesunde Zukunft. Städteplaner und zukunftsfähige Politiker und Politikerinnen müssen dringend umdenken und – noch wichtiger – dringend umhandeln.
Wir können die Heilkraft der Natur in unsere Nähe bringen. In der Zukunft werden Ärzte wahrscheinlich Waldspaziergänge als Medizin verschreiben – Japaner und Chinesen sprechen von „Waldbaden“ bei Doktor Wald. Auch ein Girl und ein Boy in New York City brauchen die Natur.
Der Sommer 2020 beweist: Hitzetage werden vor allem für ältere Menschen und für Kinder immer unerträglicher. Viele Menschen stehen vor dem Hitzekoller.
Täglich werden in Deutschland 56 Hektar Fläche für Verkehr und Siedlungen neu verbraucht, also versiegelt. Als Ausgleich können unsere Wohngebiete grüner und resilienter werden. Wasser, Natur, Plätze und Parks brauchen nachhaltige Infrastrukturen in den Städten und Dörfern der Zukunft. Das Motto lautet: „Grünfläche statt Parkplatz.“
Integrativer Bestandteil von nachhaltiger Stadtplanung heißt: Stadtnatur!
Der indische Literatur-Nobelpreisträger Rabindranath Tagore vor über 100 Jahren:
„Pflanze einen Baum, mein Freund, und lass Dich mahnen,
Pflanze einen Wald, wenn Du es irgend kannst,
Frag nicht, wer dereinst in seinem Schatten tanzt,
Bedenke nur, es haben Deine Ahnen, die Dich nicht kannten,
Auch für Dich gepflanzt.“