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Die Kampagne: „Mobilitätswende.jetzt“

Die Autoren der Trendstudie E-Mob und der Stadt- und Mobilitätsplanung 4.0 haben angesichts der immer dramatischeren Klimaveränderungen den Weckruf „Mobilitätswende.jetzt“ gestartet.

Sie wollen damit eine breite öffentliche Diskussion zum Thema enkel- und klimataugliche Stadt- und Mobilitätsplanung anstoßen.

Warum „Mobilitätswende.jetzt“?

  • Täglich verlieren Menschen ihr Leben und Tausende werden in ihrer Gesundheit geschädigt. – Die WHO geht von mehr als 1,25 Mio. Verkehrstoten jedes Jahr aus (Stand 2015 – Tendenz steigend). 
  • 25 Prozent der CO2-Emissionen gehen auf Konto des Verkehrs. 
  • Ein gigantischer Energie-/Flächen- und Ressourcenverbrauch findet statt. – Noch nie hat eine Technologie in etwas mehr als 130 Jahren eine solch unglaubliche Verwüstung und Ressourcenverschwendung* zurückgelassen. 
  • Unsere Städte werden vergiftet, sind laut und ausschließlich Auto gerecht geplant. – Von Autobahnen zerschnittene und mit Beton verfüllte Landschaften laden ein zur rasenden Freiheitsberaubung. 
  • Schließlich leisten wir uns im neoliberalen Wirtschaftszeitalter einen Luxus, der jeden Staat und jede Firma dieses Erdballs längst in den Bankrott getrieben hätte: Unser Hauptfortbewegungsmittel, das Auto, ist hochgradig unwirtschaftlich und ineffizient. 2017 wurden 723.000 Staus mit einer Gesamtlänge von 1,5 Mio. km Länge gezählt. Die Fahrer verbrachten sinnlose 457.000 Stunden ihrer Lebenszeit in ihren Autos. Diese Blechkistenmobilität basiert auf 1 Stunde Fortbewegung und 23 Stunden Stillstand. Das wäre in etwa so, als würde EDEKA mit seinen 300.000 Mitarbeitern nur 1 Stunde am Tag Lebensmittel verkaufen oder die Bahn mit ihren 193.000 Beschäftigten würde nur 1 Stunde am Tag die Züge rollen lassen. 

Nichtsdestotrotz, diesen Wahnsinn betreiben wir mit unserer veralteten Individualmobilität jeden Tag.

Problemverstärker: Milliarden von Menschen werden gerade erst mobil. Also muss Mobilität so weit es irgend geht dematerialisiert werden. Sprich, keine zusätzlichen Autos herstellen, sondern die vorhandenen Autos teilen. Keine zusätzlichen Autobahnspuren bauen, sondern die bereits bestehenden Spuren effektiver nutzen, etc.

Die Kernfrage lautet: Wie schaffen wir die Transformation (der Individualmotorisierung) vom Hauptakteur zum einfachen, möglichst intelligenten Baustein innerhalb einer enkeltauglichen Mobilitätsarchitektur?

Die Lösungsbausteine:

  • Basismodul ist ein Grundgerüst Öffentlichen Verkehrs nach Schweizer Vorbild: Enge Taktung / Anschluss bis ins letzte Dorf (via Bahn und Bus) 
  • Erweiterungsmodul: (E-) Zweiräder innerstädtisch. Auf überdachten und Nachts beleuchteten, breiten Radwegen bewegt sich Mensch und Fracht. Gleichberechtigt wird der übrige Mobilitätsanteil zu Fuß abgewickelt. Für die Stadt gilt: der kleine Rest via Ergänzungsmodul. 
  • Ergänzungsmodul (überwiegend auf dem Land): E-Lieferfahrzeuge / E-Taxis / E-Car-sharing / vernetzte, teilweise autonom fahrende E-Autos. Dabei verhindern, dass das alte Leitbild (ich fahre Auto also bin ich) durch ein neues (mein fahrendes Smartphone lässt mich nebenbei bequem Konsumieren) abgelöst wird. 

Dazu kommen die „weichen“ Faktoren:

  1. Eine innovative Stadtraum- und Siedlungsplanung führt Leben und Arbeiten wieder zusammen. Die oberste Maxime lautet dabei: „Stadt- und Verkehrsplanung erfolgt nach dem menschlichen Maß.“ 
  2. Dort wo eine physische Anwesenheit nicht zwingend erforderlich ist, werden endlich konsequent die Möglichkeiten der Telematik und Datenübertragung (Videokonferenzen, etc.) genutzt. 
  3. Flug- und Schiffsreisen werden – nachdem sie ihre wahren Kosten abbilden müssen – so teuer, dass über die hohen Preise eine drastische Reduzierung realisiert wird. 
  4. Unser Freizeitverkehr wird auf Grund einer Rückbesinnung auf das gute, einfache Leben* gravierend eingeschränkt werden. 
  5. Nach dem Nudge-Konzept, werden zukünftig viel mehr „Anstups-Möglichkeiten“ genutzt, um kurzfristig das Verhalten der Menschen (möglichst langanhaltend) zu verändern: 
  • In den Städten wird vorrangig der Weg zum Bahnhof beschildert. 
  • Jede Bus-/Straßenbahnhaltestelle wird mit einem großen smilie angezeigt. 
  • Der Bus bekommt immer – zu Lasten des Autoverkehrs – eine eigene Spur. 
  • Leucht-Laufschriften zeigen auf vielbefahrenen (Stau-)Strecken: „Bei Nutzung des ÖPNV wären Sie nun bereits seit x-Minuten/Stunden an Ihrem Zielort“ 
  • Radfahrer bekommen flächendeckend immer 6 Sek. vor den Autofahrern an der Ampel grün. – u.s.w. 

Von gesellschaftlicher Relevanz: Es muss vorrangig ein neues Leitbild geprägt werden, da wir bis dato alle Auto affin sozialisiert wurden und werden. Hier sind Kindergärten, Schulen, Universitäten, Medien und Politik gefragt.

Identifizierung und Neutralisierung der größten Klimakiller

„Mobilitätswende.jetzt“ heißt natürlich auch: Identifiziert die größten Klimakiller im Mobilitätssektor: Flugzeug (es ist und bleibt das klima- und gesundheitsschädlichste Transportmittel) und Schiff (es folgt knapp dahinter) und erzwingt die Kostenwahrheit!
Sprich, die tatsächlichen Kosten des Flug- und Schiffsverkehrs sind endlich bei den Ticket- und Transportpreisen abzubilden.
Vorrangig ist eine CO2-Steuer einzuführen (im Flugverkehr: 80 $ pro Tonne CO2 Äquivalent). Die Befreiung von Kerosin und Mehrwertsteuer muss abgeschafft und es müssen vernünftige Gehälter gezahlt werden.
Die Kreuz- und Containerschifffahrt darf nur noch via Flüssiggas (und besser) erfolgen.
Für die Automobilindustrie gilt: Da sich selbige bis dato nicht nur uneinsichtig sondern auch noch konstant betrügerisch verhält, wird EU-weit eine effektive CO2-, Stickoxyd- und Feinstaub-Abgabe eingeführt. Die dazu notwendigen Abgas-Tests werden von einer unabhängigen Prüfstelle im Fahrbetrieb durchgeführt.
Zum Ausgleich für die daraus resultierenden Einbrüche bei den Absatzzahlen realisieren die übrig gebliebenen Autobauer die Schnittstelle von öffentlichem Verkehr zur Mikromobilität.

Fazit:

Wenn eine Mehrheit der Bürger dieses Landes ihr Verlangen nach einer lebenswerten, gesunden Stadt und der damit einhergehenden Verkehrswende einfordert, wird sich die Automobilwirtschaft und ihre ausführenden Organe (Politik) nicht länger verweigern können.

Deshalb muss ein breites Bündnis von unten (kritische Vereine, Verbände, Blogger, etc.) eine nicht mehr aufzuhaltende Lawine lostreten. Wirkmächtig unterstützt von 100.000 en von Bürgerinnen und Bürgern, die bei den anstehenden Landtags- und Kommunalwahlen Wahlprüfsteine (Checkliste siehe oben) an die Kandidaten versenden und anschließend die Antworten, unter Nennung der Namen, veröffentlichen.
Ein weiterer wichtiger Baustein zur Durchsetzung der „Mobilitätswende.jetzt“: die längst überfällige Einführung eines Volksentscheides* *.

* Bis heute sind weltweit mehr als 2 Milliarden Autos gebaut, genutzt und verschrottet worden.

Für die Produktion eines einzigen Autos, das durchschnittlich 1,5 Tonnen wiegt, werden im Schnitt je nach Studie zwischen 25 und 70 Tonnen Materialien/Ressourcen und 400.000 Liter Wasser verbraucht.
Dazu kommt die sogenannte Graue Energie: Die Herstellung eines Neuwagens beansprucht in etwa den Stromverbrauch einer vierköpfigen Familie in ihrem Haushalt im Laufe von 10 Jahren (etwa 30.000 kWh)

Nimmt man einen Mittelwert von 50 Tonnen Materialien/Ressourcen sind wir bei: 100.000.000.000 Tonnen Materialien/Ressourcen – 800 Billionen (!) Liter (Trink-)Wasser
und 60 Billionen (!) kWh Stromverbrauch

* das gute, einfache Leben meint diesbgzl.:

  • Rückführung unserer Mobilitätsansprüche auf ein menschliches Maß – auch in Anlehnung an den Verkehrsforscher Kutter, der Mobilität wie folgt definiert: Mobilität bezeichnet die „Erreichbarkeit von Einrichtungen, in denen Menschen Aktivitäten nachgehen, die für ihr Leben notwendig sind“ 
  • Die Wiederentdeckung der Langsamkeit 
  • Die Einmaligkeit von Eindrücken und Lebensgefühlen (eine Reise im Jahr – dafür richtig) schätzen lernen 

* * engagiert euch bei:

warnstorf-partner-consulting.de | Mobilitäts- und Stadtplanungsstudie 4.0
Quelle

Warnstorf & Partner Consulting 2018 | Die Mobilitäts- und Energieeffizienz-Experten 2018 

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