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Neuer Dieselskandal?

Feinstaub-Emissionen neuer Diesel sind tausendfach erhöht

Ist das der nächste Dieselskandal? Neueste Dieselautos können während des Normalbetriebs die Feinstaub-Grenzwerte um das Tausendfache reißen. Schuld sind die Partikelfilter, zeigen Tests. In Europa sind 45 Millionen Autos betroffen.

13.01.2020 – 45 Millionen Autos in Europa sind mit Dieselpartikelfiltern ausgestattet. Das Gefährliche: Die Filterreinigung kann die Feinstaub-Emissionen neuester Diesel-PKW auf mehr als das Tausendfache des Normalbetriebs hochschnellen lassen, wie die Umweltschutzorganisation Transport and Environment (T&E) warnt. Besonders problematisch ist dieser Vorgang im Stadtverkehr, wo andere Verkehrsteilnehmer stark belastet werden. Laut T&E kommt es zu ca. 1,3 Milliarden Reinigungsvorgängen pro Jahr. In offiziellen Emissionstest wird die Filterreinigung jedoch ausgeklammert.

Diese erschreckenden Erkenntnisse kommen nun ans Licht, weil Transport and Environment unabhängige Labortests an den beiden Diesel-Pkws Nissan Qashqai und Opel Astra in Auftrag gab. Die beiden Fahrzeuge stehen in Europa auf Platz zwei und vier der meistverkauften Fahrzeuge in ihrem jeweiligen Segment. Bei den Tests wurde der Ausstoß während einer vollständigen Filterreinigung gemessen. Das Ergebnis: Die Fahrzeuge überschritten währenddessen die Grenzwerte für die Partikelzahl um 32 bis 115 Prozent. In offiziellen Tests finden die Grenzwerte während einer Filterreinigung hingegen keine Anwendung. Somit werden 60 bis 99 Prozent der eigentlich ausgestoßenen Feinstaubartikel beider Modelle nicht berücksichtigt.

Anna Krajinska, Emissionsingenieurin bei T&E, zeigt sich entsetzt: „Die Autohersteller erhalten nach wie vor freie Fahrt, doch unsere Lungen zahlen den Preis dafür. Die Autokonzerne müssen dafür sorgen, dass ihre Fahrzeuge wirklich sauber sind, wenn sie diese verkaufen wollen.“ Die erhöhten Werte können sich augenblicklich schädlich auf das Herz auswirken. Darüber hinaus wurden in den Labortests bisher nicht regulierte Ultrafeine Partikel berücksichtigt. Dabei stiegen die Emissionen bei den Nissan und Opel-Modellen um weitere 11 bis 184 Prozent an. Obwohl diese als noch größere Gesundheitsgefahr angesehen werden, finden die Ultrafeinen Partikel in offiziellen Tests bislang keine Berücksichtigung.

„Die heute regulierten Feinstaubpartikel sind nur ein Teil der Wahrheit. Obwohl die kleinsten Ultrafeinen Partikel als noch größeres Gesundheitsrisiko gesehen werden, bleiben sie in offiziellen Tests bisher ausgeklammert“, so Krajinska weiter. Eine Nachfolgenorm für den Euro 6-Standard müsse sämtliche Lücken schließen und Grenzwerte für alle Schadstoffe festlegen. Letztendlich gehe es darum emissionsfreie Autos auf unsere Straßen zu bringen.

Erhöhte Stickoxid-Werte wurden in den Partikel-Filter Tests zwar nicht gemessen, doch Kardiologen sehen bei der Feinstaubbelastung ebenfalls hohe gesundheitliche Risiken. Partikel mit einer Größe von weniger als 2,5 Mikrometern gelangen über die Lungen in die Blutgefäße. Dort verursachen sie Entzündungen und Atembeschwerden, die zu chronischem Bluthochdruck, Diabetes und Cholesterin führen. Das Herz-Kreislauf-System wird geschwächt und es kann zu schweren Atemwegserkrankungen kommen.

transportenvironment.org | Ricardo, Tests für Transport & Environment
Quelle

Der Bericht wurde von
der Redaktion “energiezukunft“ (mf) 2020 verfasst – der Artikel darf nicht
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werden! | energiezukunft |
Heft 27 / 2019 | „Europas Energiewende“ | Jetzt lesen Download

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