Schule bei Verona erhält als erste in Italien ein Passivhaus-Zertifikat
Fassadenintegrierte Lüftung sorgt für licht- und luftdurchflutete Klassenräume.
Energieeffizienz und Klimaschutz sind für jeden ein Lernprozess – im Bereich des Bauens ist ein Schulgebäude daher immer ein ideales Anschauungsobjekt. Ein gutes Beispiel dafür wurde Mitte September bei Verona eröffnet: die „Scuola Passiva Raldon“, die als erste in Italien zugleich mit einem Passivhaus-Zertifikat ausgezeichnet wurde. Eine Besonderheit bei diesem Neubau ist eine fassadenintegrierte Lüftung, die auf geschickte Art hochwertige Architektur mit höchsten Ansprüchen an die Haustechnik kombiniert.
Die neue Grundschule verfügt bei 1.475 Quadratmeter Fläche über zehn Klassenzimmer, eine „Aula Magna“ sowie weitere Sonder- und Verwaltungsräume. Die Gebäudehülle besteht aus einer zweischaligen, massiven Stahlbetonwand mit Kerndämmung und Außendämmung sowie einer Holzbau-Außenwand mit Mineralwolle-Dämmung. Die Warmwasserbereitung und die Beheizung erfolgen über einen Gasbrennwertkessel – wobei die Wärme über eine Flächenheizung im Bereich der Fenster-Brüstungen abgegeben wird. Im Ergebnis liegt der Heizwärmebedarf bei 14 kWh/(m2a).
Das fassadenintegrierte Lüftungssystem der „Scuola Passiva Raldon“ ist eine Entwicklung des Architekten Michael Tribus und des Produktherstellers Helmut Moratelli von der Firma Wolf Artec. Bei diesem Konzept sind dezentrale Geräte direkt in die Fassade eingebaut. Von außen ist die Außenluftansaugung bzw. Fortluftabgabe über Schlitzauslässe dabei nicht mehr sichtbar. Auch in den Innenräumen ist das Lüftungssystem bestmöglich in die Architek- tur integriert. Die Geräte arbeiten zudem sehr leise und sorgen somit auf unauffällige Art für ausgezeichnete Luftqualität.
Dieses Prinzip der fassadenintegrierten Lüftung – von den Entwicklern als LILU (Licht/Luft) bezeichnet – ist nicht nur für Neubauten interessant. Gerade bei Sanierungsprojekten könnte es künftig dazu beitragen, dass auch bei räumlich anspruchsvollen Ausgangssituationen der Passivhaus-Standard oder der EnerPHit-Standard für Sanierungen erreicht wird. So kann damit darauf verzichtet werden, im Inneren eines Gebäudes Technikräume und Kanal- führungen einplanen zu müssen – der Installationsaufwand im Zuge der Sanierung fällt stattdessen vorwiegend an den ohnehin zu sanierenden Fassaden an. Die genauen funktionalen und energetischen Anforderungen für solche Geräte bzw. Konzepte werden derzeit in dem von der EU geförderten Projekt EuroPHit erarbeitet.
Als Vertreter des italienischen Ministeriums für Bildung, Universitäten und Forschung würdigte der Unterstaatssekretär Roberto Reggi bei der Eröffnung in Raldon das innovative Konzept des Gebäudes. Ein großer Teil der am Bau beteiligten Partner war zu der feierlichen Veranstaltung am 13. September ebenfalls erschienen: neben der Schulleitung und dem Architekten auch der Bürgermeister der Gemeinde San Giovanni Lupatoto, in der die Ortschaft Raldon liegt, und ein Vertreter des Schulamtes der Region Venetien. „Bei einem solchen Projekt kommt es nicht nur auf technische Lösungen an, sondern mindestens genauso sehr auch auf überzeugte Entscheidungsträger sowie auf engagierte Planer, Architekten und Produkthersteller“, sagte Laszlo Lepp vom Passivhaus Institut bei der Überreichung des Passivhaus-Zertifikats.
Quelle
Passivhaus Institut 2014