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Schulstreiks: Von „Fridays for Future“ lernen

Der Erfolg der Schulstreik-Bewegung muss alle wachrütteln, die für die Umwelt aktiv sind, ob in Verbänden, Parteien, Ämtern oder Initiativen. Fünf Anregungen für eine wirksame Klimabewegung. 

Ein Gastbeitrag von Julia Verlinden und Matthias Weyland

Woche für Woche gehen Zehntausende Schülerinnen und Schüler und auch Studierende auf die Straße und streiken für eine konsequente Klimapolitik.

Sie lenken damit den Blick auf die entscheidende Frage: Wie muss Politik heute aussehen, damit sie auch den künftigen Generationen gerecht wird?

Niemand kann den jungen Menschen ihre Motivation und Legitimation absprechen. Sie sprechen unmittelbar und hervorragend für sich selbst.

Die Schülerinnen und Schüler fordern zum Beispiel: „Sagt endlich die Wahrheit über die Klimakrise!“ Ihre Aufforderung richten sie in erster Linie an die Regierenden.

Doch gerade auch Umwelt-Aktive müssen sich diesem Appell stellen: Spricht die Umweltbewegung Klartext? Oder ist sie nach Jahrzehnten des Engagements zu sehr zerrieben? Klammert sie sich an jeden Strohhalm, an jedes Trippelschrittchen in die richtige Richtung?

Nachdem Generationen Umweltbewegter zuerst eindringlich vor der Katastrophe gewarnt hatten, dann Hoffnung in individuelle und pädagogische Ansätze gelegt haben, wurde schließlich für einen Schulterschluss mit Akteuren aus der Wirtschaft geworben, besonders mit Win-win-Erzählungen.

Doch mit keiner der drei Strategien ist es bisher geglückt, schnell genug die nötigen politischen Veränderungen zu erreichen.

Die Aktiven von Fridays for Future wecken bei vielen in der Umweltbewegung zu Recht Hoffnung auf Veränderung. Gleichzeitig zwingen sie alle, das eigene Vorgehen zu reflektieren und neu auszurichten:

Was ist jetzt der notwendige Job der „etablierten“ Umwelt-Akteure aus Zivilgesellschaft und in den Parlamenten? Welchen Part müssen und können Graswurzel-Initiativen ausfüllen? Was können Einzelne tun, um Verantwortung zu übernehmen?

Wir haben aus diesen Fragen fünf Anregungen abgeleitet, wie wir alle gemeinsam in diesem Jahr mehr für den Klimaschutz erreichen können:

Sagt die Wahrheit über die Klimakrise

Orientiert euch bei euren Forderungen einfach am Pariser Klimaschutzabkommen. Denn das bedeutet ganz klar, die bisherigen Klimaschutzziele der Bundesregierung für 2030 nachzuschärfen. Spätestens bis 2050 muss eine Treibhausgasminderung von 95 Prozent erreicht sein.

Es gibt hinreichend wissenschaftliche Belege, warum dieses Ziel notwendig ist und wie wir es mit vorhandener Technik und gesellschaftlichen Innovationen schaffen können. In der Kohlekommission und danach haben die beteiligten Umweltakteure dies öffentlich festgestellt.

Entscheidend ist, jetzt auch das Handeln daran auszurichten. Dass unsere Generation immer noch massiv auf Kosten des globalen Südens und der zukünftigen Generationen lebt, ist durch nichts zu rechtfertigen.

Habt keine Angst vor „radikalen“ Forderungen

Andere Länder, auch um uns herum, beweisen beeindruckend die Kraft, weitreichende Maßnahmen zu beschließen. Nehmt also nicht zu viel Rücksicht auf die „Anschlussfähigkeit“ zu denjenigen in Deutschland, die vieles als „Ideologie“ abtun wollen und eigentlich das Rad der Energiewende wieder zurückdrehen möchten.

Vielleicht ist unsere Sprache mit der Zeit zu vorsichtig geworden. Radikale Forderungen sind aber nötig. Nicht zuletzt verschieben sie auch den realpolitischen Diskursraum in Richtung notwendiger Lösungen.

Gerade auch die organisierten Umwelt-Akteure tragen Verantwortung für klare Forderungen.

Seid solidarisch mit zivilem Ungehorsam

Es gibt gute Gründe, warum junge Leute freitags streiken, Straßenkreuzungen blockieren oder Kohlebagger besetzen. Dieser provozierende Protest ist nötig, um das Recht der Umwelt und zukünftiger Generationen gegen allzu mächtige Konzerninteressen zu vertreten und um die Dringlichkeit des Anliegens in unserer medial fixierten Gesellschaft deutlich zu machen.

Historisch waren derlei friedliche, aber entschlossene Aktionen über die letzten Jahrhunderte wiederholt nötig, um gesellschaftliche Veränderungen wie das Frauenwahlrecht oder die Bürgerrechte in den USA durchzusetzen.

 

 

Walter-Walter Steinmeier unterstützt Schüler-Demos |  „Freue mich, dass ihr euch einsetzt.“ Frank-Walter Steinmeier besucht eine Mahnwache von Schülern am „Fridays For Future“. Der Bundespräsident ermutigt die jungen Klimaschützer, die Demos fortzusetzen. Er lobt das Engagement der Schüler – und Greta Thunberg.

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion „klimareporter.de“ (Julia Verlinden und Matthias Weyland) 2019 verfasst – der Artikel darf nicht ohne
Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden.

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