Climate Risk Index: Rangliste zeigt, wie Wetterextreme arme Staaten besonders verheerend treffen
Neuer Climate Risk Index von Germanwatch: Dominica, Myanmar und Honduras in den vergangenen 30 Jahren am stärksten von Extremwetter betroffen. Fast ausschließlich Länder des Globalen Südens in Spitzengruppe der Negativ-Rangliste. Aber auch Deutschland und weitere EU-Staaten unter Top 30.
Rund 40 Prozent aller Menschen weltweit – über drei Milliarden – leben aktuell in den elf Staaten, die in den vergangenen 30 Jahren am verheerendsten von Wetterextremen wie Hitzewellen, Stürmen und Überflutungen getroffen wurden. Dazu gehören die Milliardenstaaten Indien (Rang 9) und China (11.). Keines dieser elf Länder gehört zu den Industrienationen. Aber auch EU-Staaten und Industrieländer wie Frankreich (Rang 12), Italien (16.), die USA (18.) und auch Deutschland (29.) landen im oberen Bereich der am stärksten von Extremwetter betroffenen Länder. Dies sind Kernergebnisse des Climate Risk Index 2026, den die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch heute auf der Weltklimakonferenz vorgestellt hat.
In 30 Jahren über 830.000 Todesopfer und 4,5 Bio. Dollar Schäden
Insgesamt verzeichnet der Index von 1995 bis 2024 über 9700 Wetterextreme mit mehr als 830.000 Todesopfern und inflationsbereinigt über 4,5 Billionen US-Dollar an direkten Schäden. „Bei Wetterextremen stellen Hitzewellen und Stürme die größte Gefahr für Menschenleben dar“, sagt Laura Schäfer, eine der Autorinnen des Climate Risk Index. „Stürme verursachten zugleich die mit Abstand größten Sachschäden. Überflutungen hingegen waren für die meisten direkt von Extremwetter Betroffenen – zum Beispiel durch Verlust ihres Eigentums – verantwortlich.“
Während einige in der Negativ-Rangliste weit oben stehende Staaten vor allem unter einzelnen extrem verheerenden Unwettern leiden, werden andere regelmäßig von massiven Extremwettern heimgesucht. „Länder wie Haiti, die Philippinen oder Indien – allesamt unter den ersten Zehn – stehen vor besonderen Herausforderungen. Sie werden teilweise in so kurzen Abständen von Überflutungen, Hitzewellen oder Stürmen heimgesucht, dass sich ganze Regionen kaum noch von den Katastrophen erholen können“, erklärt Vera Künzel, Co-Autorin des Index. „Wenn die COP über mehr Gelder zur Bewältigung von Verlusten und Schäden verhandelt, dann stehen solche Länder im Fokus. Sie werden ohne mehr und langfristige Hilfe – auch für bessere Anpassung an die Klimakrise – vor unlösbare Probleme gestellt.“
An der Spitze des Index über die vergangenen 30 Jahre steht mit Dominica ein sehr kleiner karibischer Inselstaat, der mehrfach von verheerenden Wirbelstürmen heimgesucht wurde. Allein der Hurrikan Maria 2017 verursachte dort Schäden in Höhe von 1,8 Milliarden US-Dollar – nahezu das Dreifache des Bruttoinlandsprodukts. Er war für das Land der zerstörerischste von sieben tropischen Wirbelstürmen in 30 Jahren. „Dominica steht vor allem wegen der enormen Schäden im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt mit Abstand an der Spitze unseres Langfrist-Index. Diese Bilanz unterstreicht den wissenschaftlich bestätigten Trend, dass tropische Wirbelstürme in einer heißeren Welt stärker und gefährlicher werden“, erläutert Lina Adil, Co-Autorin des Index.
Ein weiteres Beispiel dafür ist Myanmar auf Rang zwei. Allein der Zyklon Nargis tötete 2008 fast 140.000 Menschen und richtete Schäden in Höhe von 5,8 Milliarden US-Dollar an. Die verheerendsten Auswirkungen infolge des Wirbelsturms hatten die massiven Regenfälle und daraus resultierende Überflutungen.
Hitzewellen sind größte Wettergefahr in Deutschland
Auch Deutschland steht mit Rang 29 über 30 Jahre betrachtet weit oben – in der EU sind nur Frankreich, Italien, Spanien und Griechenland noch stärker betroffen. Neben den Sachschäden spielen die Todesopfer in Deutschland eine große Rolle für die hohe Platzierung. „In der Öffentlichkeit wird bisher unzureichend wahrgenommen, wie viele Todesopfer massive Hitzewellen oft fordern. Hierzulande hatten wir vor allem in den Sommern 2003, 2022 und 2023 insgesamt fast 24.000 Todesopfer aufgrund der Hitze zu verzeichnen. Diese sogenannte Übersterblichkeit sehen wir auch in den anderen europäischen Ländern, die im Index weit oben stehen. Viele Todesopfer forderten zudem die Flutkatastrophen im Westen Deutschlands im Jahr 2021“, erklärt David Eckstein, Co-Autor des CRI.
Insgesamt kamen in Deutschland seit 1995 über 24.400 Menschen durch Wetterextreme ums Leben, fast 1,1 Millionen Menschen waren in den 30 Jahren direkt betroffen, zum Beispiel durch Gesundheitsschäden oder Verlust ihres Eigentums, die gesamten Schäden belaufen sich inflationsbereinigt auf knapp 130 Milliarden US-Dollar (112 Mrd. Euro).
Der Climate Risk Index hat auch eine Einzelauswertung des vergangenen Jahres vorgenommen. In dieser Liste steht die karibische Inselgruppe St. Vincent und die Grenadinen sowie Grenada auf den Plätzen eins und zwei, die im Sommer 2024 von einem Hurrikan der höchsten Kategorie verwüstet wurden. Auf Rang 3 folgt der Tschad, der von verheerenden und teils über Monate anhaltenden Überflutungen getroffen wurde. Deutschland landet im Index für 2024 auf dem 50. Rang.








