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sinus-institut.de | "Unsere Studie zeigt: Die Jugend traut der älteren Generation nicht zu, dass sie etwas tut, um die Klimakatastrophe abzuwenden", sagt Dr. Marc Calmbach, Director Research & Consulting am SINUS-Institut.

© sinus-institut.de | "Unsere Studie zeigt: Die Jugend traut der älteren Generation nicht zu, dass sie etwas tut, um die Klimakatastrophe abzuwenden", sagt Dr. Marc Calmbach, Director Research & Consulting am SINUS-Institut.

Klimaschutz-Umfrage: Die Jugend fühlt sich im Stich gelassen

Die Klimaschutzbewegung Fridays for Future füllt derzeit Schlagzeilen, Talkshows sowie Fußgängerzonen und wird scheinbar von weiten Teilen der Jugendlichen unterstützt. Den Jugendlichen fehlt das Vertrauen in Politik und Wirtschaft, die Klimakrise wirksam zu bekämpfen. Mehr als zwei Drittel der Jugendlichen haben Angst vor dem Klimawandel.

  • Doch wie viele junge Menschen in Deutschland haben schon tatsächlich an einer Fridays for Future-Veranstaltung teilgenommen?
  • Und ist die Jugend der Ansicht, dass diese Bewegung etwas bewirkt?
  • Was tragen Jugendliche durch ihr eigenes Verhalten im Alltag selbst zum Klimaschutz bei?
  • Welche Akteure nimmt die junge Generation in Sachen Klimaschutz in die Pflicht, und inwiefern traut man ihnen zu, dass sie das Klima retten? 

Diesen und weiteren Fragen ist das SINUS-Institut im Rahmen einer repräsentativen Studie bei jungen Menschen nachgegangen.

Zwei Drittel der Jugendlichen haben große Angst vor dem Klimawandel und sieht die Älteren als Schuldige

„Der Klimawandel macht mir große Angst“: Dieser Aussage stimmen 68% der 14- bis 24-Jährigen zu. Die jungen Frauen sorgen sich hier noch etwas stärker als die jungen Männer (74% Frauen vs. 62% Männer). Ebenfalls zwei Drittel der Jugendlichen (67%) beklagen, dass sie sich beim Thema Klimaschutz von der älteren Generation im Stich gelassen fühlen. Wie sehr das Thema zu einer Frage der Generationengerechtigkeit geworden ist, zeigt die hohe Zustimmung (75%) zur Aussage „Ich habe das Gefühl, wir Jungen müssen die Fehler der Älteren beim Klimaschutz ausbaden“.

„Unsere Studie zeigt: Die Jugend traut der älteren Generation nicht zu, dass sie etwas tut, um die Klimakatastrophe abzuwenden“, sagt Dr. Marc Calmbach, Director Research & Consulting am SINUS-Institut.

Die Verantwortung für den Klimaschutz wird zuvorderst Politik und Wirtschaft zugeschrieben – und nicht der jungen Generation

Die Jugendlichen wurden gebeten, aus einem Spektrum von acht Akteursgruppen zwei Akteure auszuwählen, die ihrer Meinung nach etwas für den Klimaschutz tun sollten. Die Jugend ist sich weitgehend einig (69%), dass insbesondere Politiker und Parteien für den Klimaschutz in die Pflicht zu nehmen sind. 49% sehen zudem die Wirtschaft in der Verantwortung. Gleichzeitig hat aber nur ein kleiner Teil Vertrauen, dass die Politik (22%) und die Wirtschaft (32%) den Klimawandel tatsächlich aufhalten können. Am zuversichtlichsten ist die junge Generation, dass die Wissenschaft (73%) sowie Umwelt- und Tierschutzorganisationen (73%) das Klima noch retten können.

Sich selbst nimmt die junge Generation hingegen kaum in die Pflicht (26%). Gleichzeitig vertraut die Jugend darauf, dass die junge Generation selbst etwas für den Klimaschutz tun kann (70%). Interessant ist daher der Blick auf die Alltaghandlungen, auf welche die Jugendlichen zugunsten des Klimas achten.

Klimaschutz fängt für die junge Generation bei der Mobilität an – bei vielen Konsum- und Lifestyle-Entscheidungen besteht hingegen noch wenig Sensibilität für Klimabelastungen

Mehr als die Hälfte (56%) der Jugendlichen erklärt, dass sie immer oder fast immer bei kurzen Strecken den ÖPNV, das Rad nutzen oder zu Fuß gehen. Etwa ein Drittel gibt jeweils an, wegen des Klimas auf ein eigenes Auto (35%) und auf Fernreisen (30%) zu verzichten.

Knapp die Hälfte (47%) erklärt mit großer Selbstverständlichkeit vom Kauf des neuesten Smartphones zugunsten des Klimas abzusehen. Bei einigen anderen niedrigschwelligen Klimaschutzmaßnahmen zeigt sich aber noch deutlich Luft nach oben: So achtet jeweils nur ein Fünftel beim Einkaufen von Lebensmitteln auf Regionalität und Saisonalität (22%) oder sagt aus Klimaschutzgründen kategorisch Nein zu Fast Food, Lieferessen und Coffee-to-go (19%). Noch weniger ist in der Jugend verankert, wegen der Klimabelastung von Fleischkonsum (14%) und Billigkleidung (16%) Abstand zu nehmen.

Fakten statt Mythen: Jede*r Vierte in der jungen Generation hat schon bei Fridays for Future teilgenommen

Die ausgeprägte Angst vor dem Klimawandel und die Wut über die Klimaschutzversäumnisse der älteren Generation sind zweifelsohne zentrale Treiber für den Erfolg von Fridays for Future. Tatsächlich haben ein Viertel (24%) der jungen Generation schon einmal an einer der Veranstaltungen teilgenommen – 14% haben einmal teilgenommen, 10% sogar mehrmals. Fast jede*r Jugendliche kennt Fridays for Future: Nur ein Zehntel (9%) der Jugendlichen hat bislang noch nichts von dieser Klimaschutzbewegung gehört.

Die Frage, ob Fridays for Future etwas verändert, spaltet die junge Generation: Während 51% sich hier zuversichtlich zeigen, halten 23% die Bewegung für wirkungslos, und 23% trauen sich keine Einschätzung zu. Die Jugendlichen, die bereits an einer Fridays for Future-Veranstaltung teilgenommen haben, glauben deutlich häufiger, dass die Bewegung etwas bewirkt: 64% der Teilnehmer denken, dass Fridays for Future etwas verändert, während nur 46% der Nicht-Teilnehmer so denken.

Die Sensibilität für den Klimaschutz und Fridays for Future ist abhängig vom formalen Bildungshintergrund

Die Studie zeigt deutlich, wie sehr das Klimaschutzbewusstsein und der Bewältigungsoptimismus in Bezug auf das Klimaproblem mit dem formalen Bildungshintergrund zusammenhängen:

  • 86% der formal Hochgebildeten haben Vertrauen, dass die junge Generation das Klima noch retten kann unter den formal Niedriggebildeten sind es nur 55%
  • 74% der formal Hochgebildeten fühlen sich von der älteren Generation beim Thema Klimaschutz im Stich gelassen von den formal Niedriggebildeten sind es nur 56%.
  • Bedenklich stimmen muss, dass die Jugendlichen mit formal niedriger Bildung auch deutlich häufiger der Ansicht sind, der Klimawandel sei kein Problem, an dem die Menschen schuld sind (Formal Niedriggebildete: 28%, formal Hochgebildete: 15%).
  • Während sich 65% der formal Hochgebildeten vorstellen können, bei kurzen Alltagsstrecken auf das Auto zu verzichten, sind es unter den formal Niedriggebildeten nur 41%.
  • Auch sind nur 36% der formal Niedriggebildeten überzeugt davon, auf das neueste Smartphone zugunsten des Klimas verzichten zu wollen. Bei den formal Hochgebildeten sind es immerhin 53%.  
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Quelle

SINUS Markt- und Sozialforschung GmbH 2019

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