14.07.2019
Biogasbranche zeigt sich besorgt: Klimaschutzbeitrag in Gefahr
Durch die zunehmend schwierige Lage für Betreiber droht ein Rückbau von
Biogasanlagen – und damit von wichtiger Infrastruktur, die schon heute
fossile Energieträger ersetzt und somit Treibhausgase vermeidet. Für das
Gelingen der Energiewende und den Ausbau des Klimaschutzes ist eine
Stabilisierung der Biogasbranche dringend notwendig, die als flexibler
und verlässlicher Partner einen essenziellen Beitrag im Energiesystem
leistet.
Das Fazit der jährlichen Branchenerhebung fällt besorgniserregend
aus: Wie im Vorjahr verharrte der Neubau von Biogasanlagen auch 2018 auf
einem niedrigen Niveau. Nur 120 Anlagen wurden neu in Betrieb genommen,
gleichzeitig gingen sieben Anlagen vom Netz. In der Prognose für das
laufende Jahr 2019 geht der Verband noch einmal von einem weiteren
Rückgang des Neubaus um 20 Prozent aus. „Die schlechten Perspektiven
verhindern neue Projekte und drängen bestehende Anlagen zur
Stilllegung“, stellt Dr. Claudius da Costa Gomez, Hauptgeschäftsführer
des Fachverbandes Biogas, fest. Ende 2018 gab es insgesamt 9.444
Biogasanlagen im Bundesgebiet mit einer Gesamtleistung von 4.953
Megawatt (MWel). „Trotz der misslichen Lage zeigt die Branche, dass sie
sich auf den Bedarf des heutigen und künftigen Strommarktes einstellt
und insbesondere in die Flexibilisierung, aber auch in die
Anlagenerneuerung und technische Optimierung investiert“, erklärt da
Costa Gomez. Das verdeutlicht auch der Anstieg der installierten
elektrischen Leistung um 403 MW im Vergleich zum Vorjahr, der auf
vermehrte Flexibilisierungsmaßnahmen zurückzuführen ist.
In der Summe erzeugten deutsche Biogasanlagen im vergangenen Jahr
33,15 Terawattstunden Strom und sparten dabei durch den Ersatz von
fossilen Energieträgern rund 20 Millionen Tonnen CO2 ein. „Dieser enorme
Beitrag zum Klimaschutz darf nicht wegfallen, insbesondere für die
Erreichung der Klimaziele in der Landwirtschaft“, mahnt da Costa Gomez.
„Biogas ist hier unverzichtbar – auch bei der Versorgung mit
erneuerbarer Wärme und als klimafreundliche Option im Verkehrssektor.
Zusätzlich leisten viele Betreiber mit alternativen Energiepflanzen und
Blühstreifen einen wertvollen Beitrag für die Artenvielfalt“, erklärt
der Hauptgeschäftsführer weiter. „Das vielseitige Potenzial der
Biogasbranche muss nicht nur aus ökologischer Sicht erhalten bleiben,
auch ökonomische Faktoren sprechen eindeutig dafür.“ Mit 9,7 Milliarden
Euro Umsatz und 49.000 Beschäftigten im vergangenen Jahr ist die
Biogasbranche unerlässlich für die regionale Wertschöpfung.
Auf Basis dieser Branchenzahlen ist es aus Sicht des Fachverbandes
Biogas dringend notwendig, dass die Politik schnellstmöglich handelt und
den Klimaschutzbeitrag der Biogasanlagen durch entsprechende
Rahmensetzung stabilisiert. Es mangelt an Anreizen für die Branche, sich
weiter auf die flexible Rolle im Energiesystem der Zukunft
vorzubereiten. „Dabei zeigen wir an so vielen Stellen, dass wir noch
mehr Verantwortung übernehmen wollen“, resümiert da Costa Gomez. „Das
für den Herbst erwartete Gesetzespaket für den Klimaschutz muss nun
genutzt werden, damit die Branche wieder eine Perspektive für ihren
Beitrag zur Erreichung der Klimaziele erhält.“
Quelle Fachverband Biogas e.V. 2019
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