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Konjunkturprogramme nur mit Klimaschutz

Das fordern nicht nur diejenigen, von denen man es erwarten würde. Neben zivilgesellschaftlichen Gruppen und EU-Umweltminister:innen rufen auch Unternehmen und Finanzinvestoren dazu auf, Post-Corona-Wiederaufbaupläne auf Klimaschutz auszurichten. Eine Übersicht.

Corona schafft eine paradoxe Situation. Seitdem die Pandemie die ganze Welt in den Lockdown zwingt, ist die Menschheit unfreiwillig und rigoros zur Klimaschützerin geworden, wie es bis vor Kurzem noch unvorstellbar war. Weil viel weniger geflogen, gefahren, gereist oder sonstwie Energie verbraucht wird, sinkt entsprechend auch der weltweite CO2-Ausstoß.

Nach einer Prognose der Internationalen Energieagentur IEA von Ende April werden die Treibhausgasemissionen, die durch das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas verursacht werden, in diesem Jahr 2,6 Milliarden Tonnen geringer ausfallen als noch 2019.

Das wäre ein Minus von knapp acht Prozent – obwohl die meisten Kraftwerke und energieintensiven Betriebe weiterlaufen. Der globale CO2-Ausstoß würde damit auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren sinken.

Der Rückgang könnte sogar noch drastischer ausfallen, wenn es im Herbst und Winter zu weiteren Infektionswellen kommen sollte, die neuerliche Lockdowns erforderlich machen. Nach derzeitigem Kenntnisstand ist das kein völlig abwegiges Szenario.

Doch auf der anderen Seite hat die Coronakrise die Klimakrise fast vollständig in den Hintergrund gedrängt. Die Aufmerksamkeit gilt derzeit dem Virus, nicht dem Klima. Ist der Klimaschutz damit abgeschrieben?

Viele Wirtschafts- und Industrievertreter haben bereits Briefe an Wirtschaftsminister Peter Altmaier und nach Brüssel geschrieben, mit der Forderung, dass Klimavorgaben ausgesetzt, aufgeweicht oder „zeitlich gestreckt“ werden – von den strengeren CO2-Grenzwerten für Pkw bis zur Verschärfung der EU-Klimaziele für 2030.

Zuerst müsse die Wirtschaft wieder in Schwung kommen, fordern sie, bevor man wieder an Klimaschutz denken könne. Weitere oder auch schon beschlossene Vorgaben seien da hinderlich und dürften, wenn überhaupt, erst später kommen.

Ähnlich lief es schon bei der Finanzkrise 2008. Die Bremser setzten sich damals durch. In Deutschland gab es eine Abwrackprämie, die auch heute wieder gefordert wird. Die globalen CO2-Emissionen sanken im Krisenjahr um 1,4 Prozent, schossen aber im Folgejahr wieder um mehr als fünf Prozent nach oben. Klimaschutz war tatsächlich nur ein Thema unter ferner liefen.

Stimmen für ein Umsteuern diesmal viel lauter und zahlreicher

Dass es diesmal genauso kommen wird, ist aber keineswegs ausgemacht. Zum einen, weil die Coronakrise eine viel größere Dimension hat. Die Finanzkrise machte die Anfälligkeit einer Branche offenbar. Corona zeigt hingegen die Krisenanfälligkeit der ganzen Welt.

Es kommt nicht von ungefähr, dass seit Ausbruch der Pandemie Begriffe wie „Resilienz“ und „Vorsorge“ allgegenwärtig sind. Es sind Begriffe, die auch in der Klimadebatte eine zentrale Rolle spielen. Damit lässt sich jetzt leichter argumentieren, dass Klimaschutz sinnvoll ist und im wohlverstandenen Eigeninteresse liegt, um die Risiken der Erderhitzung zu minimieren und damit auch für Gesundheitsschutz zu sorgen.

Zum anderen ist die Zahl jener, die auf Klimaschutz ausgerichtete Konjunkturprogramme fordern, heute sehr viel größer als damals. Und dazu gehören nicht nur die „üblichen Verdächtigen“. Nicht allein Umwelt- und Klimaschützer stellen die Forderung, auch Unternehmen, Wirtschaftsinstitute und Finanzkonzerne sind dabei.

Quelle

Der Bericht wurde von
der Redaktion „klimareporter.de“ (Verena Kern)
2020
 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden! 

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