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Konzerne stellen sich zu wenig um: Europas Klima-Investitionslücke

Die jährlichen Investitionen in klimafreundliche Technologien müssten sich mehr als verdoppeln, wenn die EU zur Jahrhundertmitte klimaneutral sein will.

Knapp 900 Aktiengesellschaften in der EU haben dem Thinktank CDP freiwillig ihre Investitionsdaten offengelegt. Der attestiert ihnen nun ordentlich Nachholbedarf: Die jährlichen Investitionen in klimafreundliche Technologien müssten sich mehr als verdoppeln, wenn die EU zur Jahrhundertmitte klimaneutral sein will.

Die europäische Wirtschaft investiert noch viel zu wenig in Klimaschutz. 124 Milliarden Euro haben knapp 900 Aktiengesellschaften in der EU im vergangenen Jahr in CO2-arme Technologien oder deren Entwicklung gesteckt, wie die Londoner Denkfabrik Carbon Disclosure Project (CDP) ermittelt und gemeinsam mit der Unternehmensberatung Oliver Wyman veröffentlicht hat. Die Summe entspricht zwölf Prozent der gesamten Investitionen dieser Konzerne.

Das klingt schon nicht nach viel – und reicht CDP zufolge auch nicht, um die Klimaschutz-Pläne der EU einzuhalten. Der Staatenbund will bis zur Jahrhundertmitte klimaneutral werden, also höchstens noch solche geringen Mengen an Treibhausgasen ausstoßen, wie sie Wälder und Moore wieder aufnehmen können.

„Europäische Unternehmen investieren schon spürbar in transformative, CO2-arme Technologien“, sagte CDP-Europachef Steven Tebbe. „Aber das ist immer noch nicht genug, um die Wirtschaft in der EU auf den Pfad der Klimaneutralität zu bringen.“ Dafür sei mehr als eine Verdopplung des Klimagelds nötig, das wenigstens ein Viertel der Gesamtinvestitionen ausmachen müsse.

CDP sammelt Emissionsdaten von Unternehmen, die diese freiwillig einreichen. Die Daten ergeben also kein vollständiges Bild der europäischen Wirtschaft, aber doch ein relevantes. Die Emissionen der berücksichtigten Unternehmen entsprechen CDP zufolge drei Vierteln des gesamten CO2-Ausstoßes in der EU.

Von den gelisteten Unternehmen investieren die 69 deutschen am meisten in den Klimaschutz, nämlich 44,4 Milliarden Euro. Danach folgt Spanien, wo 48 Unternehmen zusammen 37,9 Milliarden Euro investiert haben.

„Fossile Subventionen endlich streichen“
Die Energieökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin sieht auch die Politik im Zugzwang. „Wenn wir die Klimakrise aufhalten wollen, muss sich die Wirtschaft tiefgreifend ändern und selbstverständlich in zukunftsfähige Technologien und Arbeitsweisen investieren“, sagte sie.

Dafür brauche es aber auch einen passenden Rahmen, den die Politik setzen müsse, auf europäischer wie auf nationaler Ebene. „Es gibt immer noch massive Subventionen für klimaschädliche Technologien“, warnt die Wirtschaftswissenschaftlerin. „Diese zu streichen ist nur ein erster Schritt, aber dringend notwendig.“

Die EU-Staatsspitzen haben sich auf einem Gipfel Ende des vergangenen Jahres dazu durchgerungen, sich Klimaneutralität bis 2050 vorzunehmen. Nur für Polen gibt es eine Ausnahmeklausel in der gemeinsamen Erklärung. Bis 2050 klimaneutral zu sein gilt auf Basis eines Sonderberichts des Weltklimarates IPCC von 2018 als Mindestmaß in der internationalen Klimapolitik, wenn die Welt die Erwärmung bei 1,5 Grad gegenüber vorindustriellen Zeiten begrenzen will.

Es gibt allerdings neuere Berechnungen des globalen CO2-Budgets, die nahelegen, dass mit dem Ausstoßen von Treibhausgasen weit früher Schluss sein muss. So kam ein Forschungsteam um Joeri Rogelj von der britischen Universität Imperial College vor einigen Monaten auf das Jahr 2038 als Marke, wenn die Welt ihre Treibhausgas-Emissionen ab sofort linear absenken und zumindest eine Fifty-fifty-Chance auf das 1,5-Grad-Ziel haben will.

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion „klimareporter.de“ (Susanne Schwarz) 2020 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden! 

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