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© pixabay.com | geralt | Sehr hohe atmosphärische CO2-Gehalte können erklären, wie vor drei bis vier Milliarden Jahren die hohen Temperaturen auf der noch jungen Erde zustande gekommen sind.

MCC beziffert Wohlstandseffekte eines weltweit einheitlichen CO2-Preises

Studie auf Basis der Welt-Input-Output-Datenbank: Westliche Länder würden gestärkt, Osteuropa und Asien geschwächt, Einführung bräuchte flankierende Maßnahmen.

Den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) rund um den Globus mit einem einheitlichen Preis zu belegen: Das wäre globaler Klimaschutz zu minimalen Kosten – denn bei offenen Grenzen für Güter und Investitionen würden die CO2-Emissionen dort eingespart, wo es günstigsten ist. Allerdings verändert dieses im Prinzip ideale Instrument die Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften. Denn es ist da am teuersten, wo besonders CO2-intensiv oder auch ineffizient produziert wird. Mit beispielloser Genauigkeit zeigt sich dies in einer neuen Studie des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change). Die Studie wurde jetzt in der renommierten Fachzeitschrift Energy Economics veröffentlicht.

Aus der von der EU-Kommission finanzierten Welt-Input-Output-Datenbank WIOD zogen sich die MCC-Forscher empirische Zahlen für 41 Regionen und 35 Wirtschaftsbereiche, insgesamt 85 Prozent der Weltwirtschaft. Daraus berechneten sie die CO2-Intensität der globalen Wertschöpfungsketten, von der Rohstoff-Förderung über die Fertigung von Zwischenerzeugnissen bis zum Endprodukt. Anschließend unterstellten sie die Einführung eines globalen CO2-Preises von 50 Dollar je Tonne. Und bezifferten schließlich die höchst unterschiedlichen Auswirkungen auf Wohlstand und Arbeitsplätze in aller Welt.

„Nach unserer Modellrechnung würde die Produktion in Japan, den USA und weiten Teilen der EU insgesamt unterdurchschnittlich verteuert und damit wettbewerbsfähiger“, berichtet Hauke Ward, der die Studie am MCC als Leitautor koordiniert hat und seit kurzem Professor an der Universität Leiden in den Niederlanden ist. „Auch Brasilien mit seiner klimafreundlichen Energie aus Wasserkraft würde zu den Gewinnern zählen.  In Indien und China dagegen wären die Auswirkungen auf Produktion und Arbeitsplätze insgesamt negativ, 3 beziehungsweise 2 Prozent der Arbeitsplätze würden unter Druck geraten.“ Zu den potenziellen Verlierern zählen laut der Studie auch viele Länder Osteuropas mit ihrer ausgeprägt CO2-intensiven Produktion.

Langfristige Anpassung, veränderte Wertschöpfungsketten und ein womöglich sogar wohlstandssteigernder Strukturwandel in den ärmeren Regionen der Welt wurden bei den Berechnungen bewusst außen vor gelassen: Schließlich ist es erfahrungsgemäß die Kurzfrist-Perspektive, die Unterstützung für oder Widerstand gegen ökonomische Reformen erzeugt. Immerhin sind die Wohlstandseffekte nicht so groß, dass sie nicht durch flankierende Maßnahmen ausgeglichen werden könnten. „Wir widerlegen nicht grundsätzlich die Idee eines einheitlichen CO2-Preises als Langfrist-Perspektive globaler Klimapolitik“, betont Jan Steckel, Leiter der MCC-Arbeitsgruppe Klimaschutz und Entwicklung und einer der Co-Autoren der Studie. „Aber unsere Berechnungen machen deutlich, dass ärmere Länder wahrscheinlich Kompensation benötigen, wenn sie dabei mitmachen. Durch eine weniger CO2-intensive Energieversorgung und effizientere Fertigungstechnologien können negative Wohlstandseffekte gemindert oder sogar vermieden werden. Die reichen Länder können dabei helfen.“

Weitere Informationen:
Ward, H., Steckel, J., Jakob, M., How Global Climate Policy Could Affect Competiveness, 2019, Energy Economics

Quelle

MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change) 2019

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