Umverteilung dringend geboten
Welches Land schafft es, die grundlegenden Bedürfnisse seiner Einwohner zu erfüllen, ohne dabei die planetaren Grenzen zu sprengen? Eine neue Datenbank offenbart: kein einziges. Die beteiligten Forscher fordern ein grundsätzliches Umdenken. Für den Forscher ist klar: „Der Norden muss sein Wachstum zurückschrauben.“ Von Eva Mahnke
„Stellen Sie sich vor, dass es ein Land auf der Welt gibt, das alle grundlegenden Bedürfnisse seiner Einwohner erfüllt – eines, in dem jeder ein langes, gesundes, glückliches und gutes Leben hat. Und dann stellen Sie sich vor, dass dasselbe Land all dies mit einem Ressourcenverbrauch ermöglicht, den man auch dann noch als nachhaltig bezeichnen kann, wenn jedes andere Land auf der Welt dasselbe täte. Solch ein Land existiert nicht.“
So ernüchternd fasst der Umweltökonom Dan O’Neill von der britischen Universität Leeds das Ergebnis einer aktuellen Studie zusammen, für die er gemeinsam mit Kollegen Daten von mehr als 150 Ländern weltweit zusammengetragen und ausgewertet hat. Und nicht nur das. „Es gibt nicht einmal ein Land auf der Welt, das dem auch nur nahekäme“, sagt O’Neill.
Donut als Idealbild einer nachhaltigen, gerechten Gesellschaft
Ausgangspunkt von O’Neills Datensammelwut ist der „Donut“, ein Modell für Nachhaltigkeit, das die Ökonomin Kate Raworth geprägt hat. Der Donut, das runde Gebäckstück mit dem charakteristischen Loch in der Mitte, ergibt sich, wenn man zwei Kreise ineinander zeichnet: einen äußeren Kreis, der die ökologischen Belastungsgrenzen der Erde anzeigt, und einen inneren Kreis, in dem grundlegende soziale Ziele verzeichnet sind.
Werden die ökologischen Belastungsgrenzen, die sogenannten planetaren Grenzen, überschritten, franst der Donut aus und verliert seine klassische Form. Das passiert etwa dann, wenn zu viele Treibhausgase in der Atmosphäre landen, zu viel Stickstoff die Böden belastet oder die Frischwasserreserven der Erde zur Neige gehen.
Das Konzept der planetaren Grenzen wurde 2009 von Wissenschaftlern am Stockholm Resilience Center entwickelt. Es soll den Menschen helfen zu erkennen, ab wann sie die Erde so gravierend belasten, dass nicht wiedergutzumachende Schäden drohen.
Hier können Sie den Hintergrund weiterlesen
- Grafik 1: Das „Donut-Modell“ von Kate Raworth: Die äußere grüne Linie markiert die ökologischen Belastungsgrenzen der Erde. Überschreitet die Belastung diese Grenzen, franst der „Donut“ aus – es gibt Probleme. (Grafik: Kate Raworth)
- Grafik 2: So kann man sich die „Donuts“ in der Datenbank aus Leeds anzeigen lassen: Links Deutschland, wo die Belastung deutlich über die dunkelgrüne Linie der ökologischen Grenzen hinausgeht. Rechts der „Donut“ von Bangladesch. Dort sieht man an den hellblauen Segmenten, dass die grundlegenden sozialen Ziele im Land nicht erreicht werden. (Grafik: Dan O’Neill et al./University of Leeds)
Quelle
Der Hintergrund wurde von
der Redaktion „KLIMARETTER.INFO“ (Eva Mahnke) 2018 verfasst – das Nachrichten- und
Debattenmagazin zu Klima und Energiewende – der Artikel darf nicht ohne
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