Wie der Klimawandel unsere Böden verändert
Eine Studie untersucht, wie der Klimawandel unsere Umwelt verändert. „energiezukunft.eu“ stellt Ihnen die interessantesten Ergebnisse vor. Im zweiten Teil der Serie geht es um unsere Böden. In Deutschland haben die Bodenwasservorräte während der Vegetationsperiode abgenommen. Gleichzeitig steigt die Gefahr für Bodenerosionen.
Der Klimawandel verändert die Natur in Deutschland – langsam und unmerklich, aber womöglich für immer. Die Erderwärmung hat Einfluss auf unsere Böden, auf unsere Wälder, auf unsere Binnengewässer und unsere Meeresgebiete wie Nord- und Ostsee. Ein aktueller, lesenswerter Monitoringbericht des Umweltbundesamtes untersucht sehr detailliert den aktuellen Status Quo unserer heimischen Natur und gibt Hinweise zu Strategien, die künftig für die Anpassung an den Klimawandel wichtig sein könnten. Wir stellen Ihnen die interessantesten Ergebnisse vor. Im zweiten Teil der Serie geht es um den Einfluss, den die Erderwärmung auf unsere Böden hat.
Für den Wasserkreislauf und damit für die Ökosysteme, aber auch für die Landwirtschaft, sind die Böden essentiell. Sie speichern und filtern Wasser in beträchtlichem Umfang. Damit bilden sie einen natürlichen Puffer gegen Hochwassergefahren und versorgen Menschen mit sauberem Grundwasser. Die Bodenfunktionen sind seit 1999 durch das Bundes-Bodenschutzgesetz gesetzlich geschützt. Das Klima beeinflusst viele Prozesse im Erdreich und damit auch die Bildung, die Eigenschaften und Funktionen unserer Böden.
In Deutschland haben die Bodenwasservorräte laut Monitoringbericht des Umweltbundesamtes während der Vegetationsperiode in den letzten 40 Jahren sowohl bei leichten als auch schweren landwirtschaftlich genutzten Böden stark abgenommen. Besonders im Frühjahr und Sommer, den Monaten, in denen die Pflanzen besonders stark wachsen, kann Wassermangel zu Stress bei den angebauten Kulturen führen. Aber auch natürliche Vegetation, etwa in Feuchtgebieten, kann Schaden nehmen. Besonders stark macht sich zu wenig Regen bei leichten, sandigen Böden bemerkbar, die Wasser ohnehin schlecht speichern können. In Städten kann es heißer werden, weil ausgetrocknete Böden keine Kälte mehr speichern und abgeben können.
Bodenerosion nimmt zu
Verschieben sich die Niederschlagsmengen, wie projiziert, tatsächlich vermehrt vom Sommer- in das Winterhalbjahr, nehmen die Sickerwassermengen im Sommer ab und im Winter zu. Stoffe im Boden können dadurch verlagert werden. Vermehrt auftretende, heftige Regenfälle im Winter können zum einen beispielsweise Nitrat aus dem Boden ausschwemmen. Zum anderen können sie Bodenerosionen verursachen, insbesondere da die Äcker im Winter nicht durch Pflanzenwuchs geschützt sind. In sehr trocknen Sommern wiederum verhärtet sich die Erdoberfläche, kann so schlechter Wasser aufnehmen und ist deswegen bei starken, plötzlich auftretenden Gewittern und Unwettern ebenfalls gefährdet. Denn die Erderwärmung verschiebt die Wachstumszyklen der Pflanzen und verursacht im Sommer ausgetrocknete, unbewachsene Stellen, was den Bodenschutz verschlechtert. In den küstennahen Bundesländern, in denen leichte Sandböden verbreitet sind, spielt bei zunehmender Sommertrockenheit zudem Erosion durch Wind eine Rolle.
Vor allem der Westen der Mittelgebirgsschwelle wird einer Modellierung zufolge aufgrund zunehmender Niederschläge bis 2040 einer höheren Erosionsgefährdung unterliegen. Bis zum Jahr 2100 werden sich die Schwerpunktgebiete dieses Problems vermutlich dann auch über Hessen hinaus auf die gesamte westliche Mittelgebirgsschwelle und bis zum Thüringer Becken und in die Sächsischen Lössgebiete hinein erstrecken. Landwirte müssen also künftig wahrscheinlich mehr Mühen in den Erosionsschutz stecken, etwa durch angepasste Fruchtfolgen oder die Vermeidung von Bodenverdichtungen. Auch Dauergrünlandflächen können eine zentrale Rolle spielen, um die negativen Folgen des Klimawandels aufzufangen. Der Grünlandumbruch in Äcker nimmt allerdings seit Jahren zu, was den Böden und auch vielen Tierarten schadet. Laut Bericht des Umweltbundesamtes ist es sinnvoll, dem entgegenzuwirken.
Humusschicht und Moore schützen
Wie der Monitoringbericht auch feststellt, ist es wichtig, die bestehenden Humusschichten zu erhalten, damit die Böden trotz Klimawandels widerstandsfähig bleiben. Allerdings hat die Erderwärmung auch ihrerseits direkten Einfluss sowohl auf den Humusaufbau als auch -abbau. Der Humusgehalt auf Beobachtungsflächen hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht verändert. Das ist auch gut so, denn es dauert mindestens hundert Jahre, bis sich eine ein Zentimeter dicke Humusschicht gebildet hat. Verluste dieser besonders fruchtbaren Erde sind dementsprechend gravierend. Bei Erosionen kommt es ausgerechnet zu einer Verringerung der nährstoffreichen Humusschichten. Das weggeschwemmte Material landet nicht selten in Gewässern, wo es durch diverse Stoffeinträge, insbesondere Phosphor, zu einer Gewässereutrophierung führen kann. In Nordrhein-Westfalen hat die Regenerosität nachweislich im Sommer seit den 70er Jahren zugenommen, so dass in gefährdeten Gebieten, etwa mit Hangneigung, verstärkt Maßnahmen ergriffen werden sollten.
Eine besonders effektive Klimaschutzmaßnahme ist der Schutz der Feuchtgebiete. Deutschland war ursprünglich nicht nur ein Land der Wälder, sondern auch eines der wilden Moore. Noch vor dreihundert Jahren waren große Flächen des heutigen Gebiets unseres Landes geprägt von nass-sumpfigen Landschaften mit Pflanzen wie Wollgras, Sonnentau oder Torfmoos. Heute sind nur noch rund fünf Prozent der ehemals rund 1,5 Millionen Hektar Moorflächen erhalten geblieben. Die feuchten Ökosysteme sind natürliche Kohlenstoffdioxid-Senken und aus diesem Grund sehr stark in den Fokus der Klimaforschung gerückt. Da sie in intaktem Zustand große Mengen an Treibhausgasen dauerhaft speichern, spielt der Erhalt von Torfböden durch angepasste Bewirtschaftungssysteme für den Klimaschutz eine wichtige Rolle. Umgekehrt werden bei der Zerstörung unberührter Moorlandschaften sehr große Mengen an Treibhausgasen frei. Weltweit lagern Moore mehr CO2 als alle Wälder zusammen. Zwar bedecken sie nur rund drei Prozent der gesamten Landoberfläche der Erde, Wissenschaftler haben jedoch errechnet, dass sie rund 550 Gigatonnen Kohlenstoff binden. Damit enthalten sie über 30 Prozent des insgesamt von Landökosystemen im Boden fixierten Kohlenstoffs, 75 Prozent des atmosphärischen Kohlenstoffs und doppelt so viel wie die Wälder der Welt in ihrer Biomasse. In Deutschland befinden sich geschätzte 2.300 Millionen Tonnen Kohlenstoff in den noch vorhandenen Restmooren, insbesondere in den norddeutschen Bundesländern. Zudem beherbergen diese Ökosysteme mit torfhaltigen Böden zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten.
Teil 1: Wie der Klimawandel unsere Gewässer verändert
Hier geht es zu dem Monitoringbericht des Umweltbundesamtes.