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Bericht der Europäischen Umweltagentur: Zustand der Umwelt bleibt besorgniserregend

Trotz erheblicher Fortschritte bei der Verringerung der Treibhausgasemissionen und der Luftverschmutzung ist der Zustand der Umwelt in Europa insgesamt kritisch.

Insbesondere leidet die Natur unter Schädigung, Übernutzung und dem Verlust biologischer Vielfalt. Hinzu kommt der sich beschleunigende Klimawandel. Das zeigt der heute veröffentlichte Bericht „Europe′s environment and climate: knowledge for resilience, prosperity and sustainability“ der Europäischen Umweltagentur (EUA). 

Europa muss seinen Kurs beibehalten und Ambitionen steigern

Teresa Ribera, Exekutiv-Vizepräsidentin der EU-Kommission für einen sauberen, fairen und wettbewerbsfähigen Wandel, erklärte: „Dieser Bericht erinnert uns eindringlich daran, dass Europa seinen Kurs beibehalten und seine Klima- und Umweltambitionen sogar noch beschleunigen muss. Die jüngsten extremen Wetterereignisse zeigen, wie fragil unser Wohlstand und unsere Sicherheit werden, wenn die Natur geschädigt ist und die Auswirkungen des Klimawandels zunehmen. Eine Verzögerung unserer Klimaziele würde zu höheren Kosten, vertieften Ungleichheiten und geringerer Resilienz führen. Investitionen in den Schutz der Natur sind keine Kosten, sondern eine Investition in Wettbewerbsfähigkeit, Resilienz und das Wohlergehen unserer Bürgerinnen und Bürger. Wenn wir die Maßnahmen jetzt ausweiten, können wir ein saubereres, gerechteres und widerstandsfähigeres Europa für künftige Generationen schaffen.

Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen Handlungsbedarf

Leena Ylä-Mononen, Exekutivdirektorin der EUA, ergänzte: „Wir können es uns nicht leisten, unsere Klima-, Umwelt- und Nachhaltigkeitsziele abzuschwächen. Der Bericht zeigt wissenschaftlich fundiert, warum wir handeln müssen. In der Europäischen Union verfügen wir über die politischen Strategien, die Instrumente und das Wissen sowie über jahrzehntelange Erfahrung in der gemeinsamen Arbeit an unseren Nachhaltigkeitszielen. Was wir heute tun, wird unsere Zukunft prägen.

Der Bericht zur Umwelt in Europa 2025 stellt die bisher umfassendste Analyse des Zustands und der Perspektiven von Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit in Europa dar. Grundlage sind Daten aus 38 Ländern. 

Biologische Vielfalt unter Druck, Wasserstress in vielen Teilen Europas

Die biologische Vielfalt in Europas Land-, Süßwasser- und Meeresökosystemen geht infolge nicht nachhaltiger Produktions- und Konsummuster weiterhin zurück. Besonders sichtbar wird das im Lebensmittelsystem. Die Verschlechterung des Zustands der biologischen Vielfalt und der Ökosysteme in Europa wird in Zukunft voraussichtlich anhalten. Laut Bericht ist davon auszugehen, dass die vereinbarten politischen Ziele bis 2030 nicht erreicht werden. 

Auch die Wasserressourcen Europas stehen unter erheblichem Druck: Ein Drittel der Bevölkerung und der Landesfläche in Europa ist von Wasserstress betroffen. Der Erhalt gesunder aquatischer Ökosysteme, der Schutz von Wasserscheiden und die Wiederauffüllung von Grundwasservorkommen sind entscheidend, um die Resilienz der Wasserversorgung langfristig zu sichern. 

Europa ist zudem der sich am schnellsten erwärmende Kontinent der Erde. Der Klimawandel bedroht in alarmierendem Tempo Sicherheit, öffentliche Gesundheit, Ökosysteme, Infrastruktur und Wirtschaft. 

Klimawandel und Umweltzerstörung bedrohen Europas Wettbewerbsfähigkeit

Klimawandel und Umweltzerstörung stellen eine unmittelbare Bedrohung für die Wettbewerbsfähigkeit Europas dar, die stark von natürlichen Ressourcen abhängt. Die Erreichung der Klimaneutralität bis 2050 ist nur durch eine verantwortungsvolle und nachhaltige Bewirtschaftung von Land, Wasser und anderen Ressourcen möglich. 

Der Bericht stellt klar: Nur durch einen transformativen Wandel der Produktions- und Konsummuster, einschließlich Dekarbonisierung der Wirtschaft, Ausbau der Kreislaufwirtschaft, Verringerung der Umweltverschmutzung und nachhaltiger Nutzung natürlicher Ressourcen kann Europa widerstandsfähig bleiben. Die EU-Politik, insbesondere der Europäische Grüne Deal, bietet hierfür einen klaren Rahmen. 

Besonderes Augenmerk liegt auf naturbasierten Lösungen zur Wiederherstellung von Lebensräumen. Diese tragen nicht nur zur Anpassung an den Klimawandel bei, sondern stärken zugleich die Resilienz und unterstützen die Minderung seiner Folgen. Darüber hinaus ist eine Dekarbonisierung der wichtigsten Wirtschaftssektoren, insbesondere des Verkehrs und eine Verringerung der Emissionen aus der Landwirtschaft unerlässlich. 

Die wachsende Kreislaufwirtschaft bietet Chancen, Europas Abhängigkeit von Energieimporten und kritischen Rohstoffen zu verringern. Gleichzeitig kann Europa durch Investitionen in digitale und grüne Technologien seine Produktivität steigern und eine weltweite Führungsrolle bei nachhaltiger Innovation übernehmen, indem es Technologien zur Dekarbonisierung schwer dekarbonisierbarer Branchen wie Stahl und Zement entwickelt. 

Fortschritte bei Senkung von Treibhaugasemissionen und Ausbau erneuerbarer Energien

Der Bericht hebt hervor, dass die EU weltweit eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz einnimmt. Sie konnte ihre Treibhausgasemissionen senken, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduzieren und seit 2005 den Anteil erneuerbarer Energien verdoppeln. Zudem wurden in den vergangenen 10 bis 15 Jahren deutliche Fortschritte bei der Luftqualität, beim Recycling sowie bei der Ressourceneffizienz erzielt. Auch positive Entwicklungen in Bereichen wie Innovation, grüne Arbeitsplätze und nachhaltige Finanzwirtschaft geben Anlass zur Hoffnung. 

Zahlen zu Deutschland 

Deutschland hat bedeutende Fortschritte im Umwelt- und Klimaschutz erzielt: Treibhausgasemissionen wurden seit 1990 um 46 Prozent gesenkt, der Anteil erneuerbarer Energien auf 21,6 Prozent (2023) erhöht und vorzeitige Todesfälle durch Feinstaubbelastung um 52 Prozent reduziert. 

Dennoch bestehen erhebliche Herausforderungen beim Erreichen der Klimaneutralität bis 2045: Deutschlands Wälder und Ökosysteme stehen unter zunehmendem klimabedingtem Stress, der Landnutzungssektor verfehlt möglicherweise seine Emissionsziele. Die Abfallerzeugung pro Kopf steigt weiter, nur 9 Prozent der Oberflächengewässer erfüllen EU-Qualitätsstandards, und die Kreislaufmaterialnutzung bleibt unter dem 2030- Verdoppelungsziel. 

Beschleunigte Fortschritte sind in Energieeffizienz, nachhaltiger Mobilität und Biodiversitätsschutz erforderlich. 

Hintergrund 

Die EUA ist verpflichtet, alle fünf Jahre einen Bericht über den Zustand der Umwelt vorzulegen. Der Bericht zur Umwelt in Europa 2025 ist der siebte Bericht dieser Art seit 1995. Er liefert wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse darüber, wie Europa den komplexen Herausforderungen wie beispielsweise Klimawandel, Biodiversitätsverlust sowie Luft- und Wasserverschmutzung begegnen kann. Der Bericht entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Europäischen Umweltinformations- und Umweltbeobachtungsnetz (EIONET). Dabei flossen die Expertise und das Wissen führender Fachleute, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den 32 Mitgliedstaaten und sechs kooperierenden Ländern der EUA ein.

Quelle

Europäische Kommission 2025

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