255 Milliarden Euro gesamtwirtschaftlicher Nutzen durch dezentrale Energie
Neues Unternehmensbündnis präsentiert Studienergebnisse von Roland Berger.
- Studie zeichnet Weg zum zukunftsfähigen, versorgungssicheren und kosteneffizienten Energiesystem in Deutschland – Zusammenspiel zentraler und dezentraler Lösungen erforderlich, um Gesamtkosteneffizienz zu erreichen.
- Roland Berger beziffert Mehrwert dezentraler Energielösungen: bis zu 50% Energiekostenersparnis für Privathaushalte und KMU, 100.000 neue Arbeitsplätze und bis zu 40% Reduzierung des Verteilnetzausbaus bis 2045.
- Neues Unternehmensbündnis fordert die kosteneffiziente und bedarfsgerechte Gestaltung der Energiewende. Zur Initiative zählen u.a.: Octopus Energy, Enpal, 1KOMMA5°, Lichtblick, thermondo sowie Volkswagen Group Charging (Elli).
- Schnelle, zielgerichtete Maßnahmen zur besseren Integration der dezentralen Energielösungen sind notwendig, um den Mehrwert bis 2045 zu realisieren.
Führende Unternehmen aus dem Bereich der dezentralen Energie stellen heute eine neue Studie vor, die von Enpal bei der Unternehmensberatung Roland Berger in Auftrag gegeben wurde. Diese zeichnet den gesamtkosteneffizienten Energiemix für Deutschland und beziffert den konkreten Beitrag dezentraler Lösungen – darunter PV-Batteriesysteme, Wärmepumpen und Elektromobilität – im Zusammenspiel mit großskaligen erneuerbaren Energien und konventioneller Erzeugung.
“Tragende Säule”: Dezentrale Energielösungen im deutschen Energiemix
Die Studie macht deutlich: Eine gesamtkosteneffiziente Energiewende braucht drei tragende Säulen: den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien, den bedarfsgerechten Einsatz von Backup-Kapazitäten und die proaktive Nutzung dezentraler Lösungen – dazu zählen PV-Batteriesysteme, Wärmepumpen sowie Elektromobilitätslösungen wie EVs und Wallboxen. Letztere sollten dabei als dritte, tragende Säule des deutschen Energiemixes deutlich stärker in den Fokus rücken und konsequent integriert werden.
Roland Berger skizziert, dass dezentrale Energielösungen bis 2045 einen wirtschaftlichen Mehrwert von 185 bis 255 Milliarden Euro für das deutsche Energiesystem erzielen können. Das entspricht einer jährlichen Wertschöpfung von bis zu 13 Milliarden Euro über die kommenden zehn Jahre. Dieser Mehrwert ergibt sich aus einer Erhöhung der Gesamtkosteneffizienz im Energiesystem (u.a. durch eine Reduktion von nötigen Investitions- und laufenden Kosten), einer Steigerung der lokalen Wertschöpfung (u.a. durch neue Arbeitsplätze in der hier ansässigen Branche für dezentrale Energielösungen) sowie durch Effekte direkt bei Verbrauchern und KMU (bspw. durch gesunkene Energiekosten). Das macht sie zu keiner optionalen Erweiterung für das Energiesystem, sondern zu einem dringend notwendigen Systemupgrade.
50% niedrigere Stromkosten für Haushalte und KMU
Das größte Potenzial liegt bei den Endverbrauchern: Dezentrale Energielösungen sind eine Antwort auf steigende Energiekosten für Haushalte und Unternehmen. Insgesamt könnten durch Einsparungen im Vergleich zum Netzbezug sowie durch private Investitionen von Haushalten und KMU 120 bis 160 Milliarden Euro an zusätzlicher Wertschöpfung entstehen. Für Haushalte bedeutet das im Schnitt eine jährliche Ersparnis von bis zu 1.200 Euro. Mit dezentralen Energielösungen entwickeln sich Prosumer zu sogenannten Flexumern: Sie verbrauchen und erzeugen nicht nur Strom, sondern reagieren auch flexibel auf Preissignale und leisten so einen aktiven, systemdienlichen Beitrag zur Netzstabilität.
„Dezentrale Energielösungen zeigen viele Vorteile. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zu einem gesamtkosteneffizienten und weniger von fossilen Erzeugungsformen abhängigen Energiesystem. Die Studie zeigt, dass gerade im Bereich der Dezentralen Energielösungen ein noch nicht ausgeschöpftes Potenzial liegt, um die Kosten der Energiewende deutlich zu reduzieren. Wir haben bereits eine führende Branche in Deutschland – wenn wir jetzt noch die richtigen Weichen stellen, können wir in den nächsten zehn Jahren einen echten Unterschied machen,“ sagt Marc Sauthoff, Senior Partner Civil Economics, Energy & Utilities bei Roland Berger.
Politischer Handlungsauftrag: Level Playing Field mit Erneuerbaren und Konventionellen
Damit der enorme Wertschöpfungsbeitrag dezentraler Lösungen tatsächlich gehoben werden kann, braucht es klare politische Rahmenbedingungen. Über 20 führende Unternehmen aus dem Bereich der dezentralen Energielösungen fordern daher die kosteneffiziente und bedarfsgerechte Gestaltung der Energiewende – also dezentrale Energielösungen gleichberechtigt im deutschen Energiesystem mitzudenken. Mit konkreten Handlungsempfehlungen an die Politik zeigen die Unternehmen, wie sich das volkswirtschaftliche Potenzial dezentraler Energielösungen bis 2045 ausschöpfen lässt. Dazu gehören der konsequente Ausbau erneuerbarer Energien, eine systemdienliche Anpassung der Netzentgelte, die Digitalisierung des Energiemarktes, die Förderung dezentraler Lösungen sowie der beschleunigte Ausbau von Smart Grids und die Einführung des bidirektionalen Ladens. So können dezentrale Flexibilitäten zu einem zentralen Baustein deutscher und europäischer Energiesouveränität werden.
Zu der neugegründeten Initiative gehören führende Anbieter im Bereich der dezentralen Energielösungen: 1KOMMA5°, Enpal, LichtBlick, Octopus Energy, thermondo und Volkswagen Group Charging sowie Bosch, E3DC, enercity, gridX, Maxx Solar, metiundo, Ostrom, rabot Energy, Solar Manager, sonnen, SPiNE, techem, The Mobility House, Tibber und Vonovia.
- Insgesamt können 185-255 Milliarden Euro an Mehrwert generiert werden – eine Wertschöpfung von bis zu 13 Milliarden Euro pro Jahr bis 2045. Das jährliche Wertschöpfungspotenzial durch Dezentrale Lösungen entspricht somit ca. 50% des Jahresbudgets des Klima- und Transformationsfonds (ca. 25 Milliarden in 2025).
- Das Einsparpotenzial intelligent integrierter Dezentraler Lösungen bei den Netzinvestitionen beläuft sich bis 2045 auf bis zu ca. 1,4 Milliarden Euro pro Jahr und damit 40-50% der auf Niederspannungsebene geplanten Ausbauinvestitionen der Netzbetreiber.
- Das gesamte CAPEX-Einsparpotenzial durch Dezentrale Lösungen von ca. 1-2 Milliarden Euro pro Jahr entspricht rund 50-70% des bis 2029 jährlichen für Energieinfrastruktur vorgesehenen Sondervermögens der Bundesregierung.
- Dezentrale Lösungen können die Flexibilitätskosten – verstanden als Re-dispatchkosten – um ca. 40% senken. Das entspricht rund 80-100 Euro/MWh für dezentrale Lösungen gegenüber 130-150 Euro/MWh durch konventionelle Versorgung und Reservekraftwerke.
- Dezentrale Lösungen schaffen ca. 100.000 Arbeitsplätze bis 2045 – das sind ca. 5.000 Arbeitsplätze pro Jahr. Dies entspricht einer kumulierten Steigerung von über 30% gemessen an derzeit ca. 280.000 Arbeitsplätzen lt. Umweltbundesamt in 2023 bei den erneuerbaren Energien.
- Im Optimum können private Haushalte und KMUs ihre Energiekosten im Mittel um rund 50% senken: Für Privathaushalte ergibt sich jährlich ein Einsparpotential von rund 900-1.200 Euro bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 4.000 kWh/Jahr und Kosten von ca. 40ct/kWh. Für KMUs ergibt sich ein Einsparpotential von rund 1.500-2.500 Euro im Jahr bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 15.000 kWh/Jahr und Kosten von ca. 18ct/kWh.
Marc Wallraff, CEO von LichtBlick sagt dazu: “Deutschland stellt heute die Weichen für die klimaneutrale, sichere und bezahlbare Stromversorgung der Zukunft. Dieses Ziel müssen wir spätestens 2045 erreichen. Auf diesem Weg müssen wir die Erneuerbaren Energien weiter konsequent ausbauen. Und als preiswerteste Ergänzung nutzen wir in erster Linie Großspeicher und flexible Verbraucher. Wir brauchen das intelligente Zusammenspiel dieser Elemente, verknüpft durch stabile Netze und Digitalisierung. Die Studie zeigt: Allein der Ausbau dezentraler Lösungen hebt rund 13 Milliarden Euro Wertschöpfung pro Jahr in Deutschland. Genau das brauchen wir jetzt, um unsere Wirtschaft anzukurbeln und Innovationen zu boosten.”
- Studie herunterladen
- Mehr zur Studie unter: https://www.new-energy-alliance.de