‹ Zurück zur Übersicht
pixabay.com | fasttrack

© pixabay.com | fasttrack

Biogas statt neue fossile Kraftwerke

IZES-Studie widerlegt bisherige Annahmen zur Erdgas-Substitution.

Biogas kann Erdgas deutlich schneller und umfassender ersetzen als bisher von der Bundesregierung angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Instituts für ZukunftsEnergie- und Stoffstromsysteme (IZES gGmbH), die heute gemeinsam mit dem Fachverband Biogas e. V. vorgestellt wurde. Die Ergebnisse stellen die aktuelle Planung der Kraftwerksstrategie infrage und zeigen, dass teure fossile Lock-in-Effekte vermieden werden können.

Potenziale in Leitszenarien systematisch unterschätzt

© biogas.org / izes.eu / Potenziale Biomethan mit und ohne Zugabe von Wasserstoff und bei Umrüstung aktueller VoV-Bestandsanlagen

Die IZES-Forschenden verglichen die realen Möglichkeiten der Biogasbranche mit den Annahmen gängiger Energiesystemstudien, die der Politik als Entscheidungsgrundlage dienen. Das Fazit: Das Potenzial von Biogas wurde systematisch unterschätzt.

Laut Studie kann Biogas bereits Mitte der 2030er-Jahre signifikante Erdgasanteile im Strom- und Wärmesektor sowie Wasserstoff in zahlreichen Anwendungen ersetzen – sei es durch flexible Vor-Ort-Verstromung oder die Aufbereitung zu Biomethan. Dies widerspricht der These, dass Deutschland zwingend im großen Stil neue H2-ready-Gaskraftwerke bauen muss, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Kritik an der Kraftwerksstrategie

Horst Seide, Präsident des Fachverbandes Biogas, warnt angesichts der Ergebnisse vor Fehlentscheidungen in der aktuellen Gesetzgebung: „Es ist ökonomischer und ökologischer Irrsinn, jetzt Milliarden in neue fossile Gaskraftwerke zu investieren, die frühestens in den 30er-Jahren ans Netz gehen. Unsere Bestandsanlagen sind bereits da. Wenn Biogas schon Mitte des nächsten Jahrzehnts massiv Erdgas substituieren kann, brauchen wir eine Strategie für den Bestand und keine teuren Neubauten für fossiles Gas.“

Vermeidung von Importabhängigkeit und Kosten

Die Studie betont, dass eine Stärkung der Biogasnutzung nicht nur die Resilienz des Energiesystems erhöht, sondern auch volkswirtschaftlich sinnvoll ist. Durch die Nutzung vorhandener Infrastrukturen werden teure Importabhängigkeiten reduziert. Zudem leistet Biogas durch die Verwertung von Reststoffen und die Substitution von mineralischem Dünger einen essenziellen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und Landnutzung.

Dr. Patrick Matschoss, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsfeld Stoffströme des IZES, erklärt die Diskrepanz zu früheren Daten: „Sowohl bei der Verstromung als auch bei der Aufbereitung zu Biomethan und in der stofflichen Nutzung hat Biogas viel mehr Potenzial als offiziell angenommen. Viele bisherige Studien haben die Bandbreite von Biogas nicht in Gänze betrachtet.“

Forderung nach Investitionssicherheit

Der Fachverband fordert von der Politik, die Erkenntnisse der IZES-Studie in die laufenden Debatten um das Biomassepaket, die Kraftwerksstrategie, das Gebäude-Energie-Gesetz (GEG) und die Gasnetzzugangsverordnung einfließen zu lassen.

„Bislang agiert die Politik in Berlin halbherzig und ohne langfristigen Plan. Das verunsichert den Markt massiv“, resümiert Horst Seide. „Firmen und Betreiber brauchen jetzt Sicherheit, um Investitionen zu tätigen. Die IZES-Studie liefert die wissenschaftliche Basis für eine Kurskorrektur: Biogas statt Erdgas. Die Bundesregierung muss dazu eine klare Biogas- und Biomethanstrategie auf den Weg bringen, wie andere Länder in Europa auch.“

Quelle

Fachverband Biogas e.V. 2025

Diese Meldung teilen

‹ Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren