‹ Zurück zur Übersicht
Initiative Brennstoffzelle | Wirkungsweise einer Brennstoffzelle.

© Initiative Brennstoffzelle | Wirkungsweise einer Brennstoffzelle.

Brennstoffzellenheizungen: Nahe an der Markteinführung

Brennstoffzellen-Heizgeräte sind serienreif, mehrere Hersteller bieten mittlerweile entsprechende Geräte an. Für die Markteinführung hofft die Branche auf ein angekündigtes Förderprogramm des Bundes­wirtschaftsministeriums. Denn trotz starker Kostensenkung ist die Effizienztechnik immer noch teuer.

Brennstoffzellenheizungen gelten als zukunftsträchtige Technik, die ähnlich wie die Kraft-Wärme-Kopplung effizient Wärme und Strom im Doppelpack liefern. Und zwar ohne Motor, sondern mittels der direkten Umwandlung der im Wasserstoff gespeicherten chemischen Energie in Elektroenergie. Allerdings waren entsprechende Heizgeräte bisher nicht serienreif und um Klassen zu teuer.

Doch nun gibt es Fortschritte. Knapp 500 Brennstoffzellen-Heizgeräte wurden seit 2008 im Rahmen des Callux-Praxistests bundesweit in Haushalten mit Gasanschluss installiert und messtechnisch begleitet. Den Wasserstoff gewinnen die Anlagen mittels eines sogenannten Reformera aus Erdgas – oder auch Biogas. Verglichen mit herkömmlicher Brennwerttechnik und Strombezug aus dem Netz verbrauchen die Brennstoffzellen-Heizgeräte gut ein Drittel weniger Energie, was einer jährlichen Reduzierung von 1,2 Tonnen CO2-Emissionen pro Anlage entspricht.

Gleichzeitig konnten die Kosten für die Minikraft-Kraftwerke innerhalb der vergangenen sieben Jahre um gut 60 Prozent gesenkt werden und die Geräte werden immer kompakter und zuverlässiger. Dies sind einige der zentralen Ergebnisse des von mehreren Bundesministerien mit insgesamt 36 Mio. Euro geförderten Callux-Projektes. Mit dabei waren die Hersteller Baxi Innotech, Hexis und Vaillant, gemeinsam mit den Unternehmen aus der Energiewirtschaft EnBW Energie Baden-Württemberg, Eon, EWE, MVV Energie und VNG-Verbundnetz Gas.

Die Zahl der Serviceeinsätze reduzierte sich um über 40 Prozent. Entsprechend verringerten sich die Ausfallzeiten, berichtet Klaus Bonhoff, Geschäftsführer der NOW GmbH (Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie). Die mittlere Verfügbarkeit der Geräte stieg von etwas über 80 Prozent auf mittlerweile durchschnittlich über 96 Prozent. Die Stacks (Brennstoffzellenstapel), sozusagen das Herz der Anlage, erreichten in dem Praxistest über 20.000 Stunden Laufzeit, dies entspricht rund drei Jahren. Die meisten Hersteller bieten Vollwartungsverträge an, die auch den eventuell nötigen Austausch der Stacks umfassten, so Bonhoff.

Auch die Effizienz der Mini-Kraftwerke erhöhte sich deutlich: Der Gesamtnutzungsgrad stieg von durchschnittlich 80 Prozent auf mehr als 90 Prozent, der elektrische Wirkungsgrad von unter 30 Prozent auf bis zu 35 Prozent. Ein Fortschritt ist auch die Entwicklung eines gemeinsamen Schnittstellen-Standards. Mit einer Callux-Box können die Betriebs- und Servicedaten ausgelesen und die Anlagen ferngesteuert und in virtuelle Kraftwerke eingebunden werden.

Vier Hersteller (Elcore, HEXIS, SOLIDpower, Viessmann) bieten mittlerweile Brennstoffzellen-Heizgeräte im kleineren Leistungsbereich an. Weitere Hersteller (Buderus, Junkers, SenerTec, Vaillant) kündigten für das kommende Jahr eine Markteinführung an. „Die Effizienztechnik hat ihre Serienreife erwiesen, nun wollen wir die Markteinführung weiter fördern“, erklärte Norbert Barthle, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) jüngst anlässlich des Abschlusses des Callux-Projektes.

Das BMVI sagte für die kommenden drei Jahre bereits Fördermittel für mobile und stationäre Brennstoffzellenanwendungen in Höhe von 167 Mio. Euro zu. Federführend erarbeitet das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) derzeit ein Markteinführungsprogramm mit einem geplanten Fördervolumen für die kommenden acht Jahre von bis zu 500 Mio. Euro. In Diskussion ist ein Investitionszuschuss pro Anlage von mindestens 6.000 Euro. Denn trotz der deutlichen Kostensenkung sind die Brennstoffzellenheizgeräte mit einem durchschnittlichen Preis von rund 25.000 Euro noch nicht voll konkurrenzfähig. Die Kosten sind immer noch die Haupthürde für die Markteinführung, wie auf dem Callux-Abschlussworkshop in Berlin deutlich wurde. Die Branche hofft nun auf weitere Förderprogramme und auf eine starke Kostensenkung der Geräte und Komponenten durch den Markthochlauf und eine anlaufende Serienproduktion.

Besonders aktiv beim Vertrieb der neuen Technik ist die EnBW. Um Haushalten mit Erdgasanschluss den Einstieg attraktiv zu machen, bietet der Energieversorger seit kurzem ein Contracting-Paket an. Er kauft hierbei die Anlage, kümmert sich um Fördermittel, übernimmt die Installation und für zehn Jahre die Wartungsarbeiten. Für die Kunden fallen eine Anzahlung und eine monatliche Rate an, die verbrauchte Wärme wird über einen Spezialtarif abgerechnet. Der selbst erzeugte Strom kann von den Kunden kostenfrei genutzt werden, überschüssiger ins Netz eingespeister Strom wird über eine Gutschrift verrechnet.

„Wir erwarteten einen Start der bundesweiten Förderung der Markteinführung ab Anfang Januar 2016, nun hängen wir etwas in der Luft“, sagt Konzernexperte Markus Edel. Denn Baden-Württemberg stellte ebenso wie Hessen angesichts der geplanten Unterstützung der Markteinführung durch den Bund kürzlich die Landesförderung ein. Dies reißt eine Lücke von mehreren Tausend Euro für potenzielle Kunden. Mit bis zu 9.250 Euro wurde die Installation eines Brennstoffzellen-Heizgeräts bis Ende September vom Stuttgarter Umwelt- und Energieministerium gefördert. Der derzeitige maximale Fördersatz der BAFA liegt bei rund 3.500 Euro. Bis wann genau die zusätzliche bundesweite Förderung starten wird, ist derzeit noch offen.

Von dem Potenzial der neuen Technik ist Edel jedoch überzeugt. Er verweist darauf, dass etwa die Hälfte der Wohnungen in Deutschland mit Erdgas beheizt wird. Viele davon seien veraltet. Ein Brennstoffzellen-Heizgerät biete eine energieeffiziente Möglichkeit der Modernisierung, wenn der Erdgas-Anschluss weiter genutzt werden soll. Und eine spätere Umrüstung auf Biomethanbetrieb sei ja jederzeit möglich. Und das Potenzial der Nutzung vor allem von überschüssigem Windstrom als Windgas ist hoch.

Quelle

energiezukunft.eu | Hans-Christoph Neidlein 2015

Diese Meldung teilen

‹ Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren