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Richard Bartz / Wikimedia Commons, CC BY-SA 2.5 | Kraftwerken wie das Laufwasserkraftwerk in Pullach setzt die Dürre immer weiter zu. Die Erträge sinken.

© Richard Bartz / Wikimedia Commons, CC BY-SA 2.5 | Kraftwerken wie das Laufwasserkraftwerk in Pullach setzt die Dürre immer weiter zu. Die Erträge sinken.

Der Wasserkraft geht in Bayern das Wasser aus

In Bayern macht sich die Dürre ebenfalls bemerkbar. Wasserknappheit wird auch im sonst so regenreichen Freistaat zum Problem. Denn die Stromproduktion aus Wasserkraft bricht ein. Der Ausbau von Wind- und Sonnenenergie scheint dringend nötig.

In den letzten Jahren stellte die Wasserkraft rund 12,5 Milliarden Kilowattstunden Strom in Bayern. Das macht einen Anteil von 13 bis 15 Prozent an der gesamten Stromerzeugung bis 2017 aus. Zum Vergleich: In ganz Deutschland sind es gerade einmal vier Prozent. Der Wasserkraftanteil an Erneuerbaren Energien in Bayern betrug sogar rund 33 Prozent – so viel wie in keinem anderen Bundesland und damit bedeutendster regenerativer Energieträger. Und dieser Anteil wird in den kommenden Jahren zwar steigen, doch nur im relativen und nicht im absoluten Bereich. Denn mit dem Ende der Atomkraft 2022 steigt der prozentuale Anteil der Wasserkraft zwar automatisch, doch in absoluten Mengen zeichnen die Prognosen ein düsteres Bild.

Der Grund: Dürreperioden 2018 zeigen, wie desaströs die veränderten klimatischen Bedingungen für die Wasserkraftbetreiber seien können. Zehn Prozent weniger Ertrag als in den Jahren zuvor gab es unter dem Strich, wie der Bayerische Rundfunk berichtet. 2018 lag die Niederschlagsmenge in Bayern bei 745 Liter pro Quadratmeter (l/m2). Das ist zwar noch deutlich mehr als in besonders trockenen Regionen wie Brandenburg und Sachsen-Anhalt, wo 2018 weniger als 400 l/m2 niedergingen, doch bislang hat sich Bayern auf hohe Niederschlagsmengen verlassen. Das zeigt allein schon die Anzahl der Anlagen für Wasserkraft.

Bis 2018 gab es noch ertragreiche Jahre, dank hoher Niederschläge

Insgesamt 4.268 Wasserkraftwerke gibt es inzwischen im Freistaat. Die meisten davon sind kleine Anlagen bis 100 Kilowattstunden. Doch 60 der Anlagen produzieren auch 10 Megawatt oder mehr Strom. Insgesamt 3,8 der 13 Millionen Einwohner konnten 2017 laut Energieatlas der bayerischen Staatsregierung mit Strom aus Wasserkraft versorgt werden. Doch 2017 fielen 950 l/m2. Am bayerischen Alpennordrand war es mit 2.500 l/m2 sogar der bundesweit meiste Niederschlag. In Betrachtung der Niederschlagsmengen 2018 und 2019 scheinen die goldenen Zeiten für Wasserkraftwerksbetreiber hingegen vorbei zu sein.

Dabei macht nicht nur die Dürre Betreibern zu schaffen, auch die andere Seite der zunehmenden Extremwetterlagen – der Starkregen – zwingt zur Anpassung. Denn dafür müssen wiederum Dämme erhöht werden. Dabei gab es ursprünglich sogar Pläne für einen weiteren Ausbau der Wasserkraft im Freistaat. Doch nicht erst im Angesicht der Folgen durch den Klimawandel wurde von diesen Plänen wieder Abstand genommen.

Die Wasserkraft kann der Umwelt auch erhebliche Schäden zufügen

So stellt sich etwa der BUND Naturschutz in Bayern als größter Umweltschutzverband des Freistaates seit Jahren vehement gegen den weiteren Ausbau der Wasserkraft. Vor allem die vielen Kleinwasserkraft-Anlagen sind für den Umweltschutzverband unverhältnismäßig. Denn sie weisen darauf hin, dass Wasserkraftwerke wertvolle und artenreiche Lebensräume zerstören. Fließgewässer werde seiner Dynamik beraubt und angrenzenden Auen als Baugebiete oder Maisäcker missbraucht. 94 Prozent der im Kiesbett laichenden Fischarten seien mittlerweile gefährdet. „Tagtäglich finden Fische in den Turbinen den Tod“, so die Naturschützer weiter auf ihrer Website.

Für Umwelt- und Klimaschutz ist also ein dringender Ausbau alternativer regenerativer Energien vonnöten. Und zumindest die Solarenergie wächst in Bayern stetig und könnte bald die Wasserkraft überholen. Selbst Kleinstanlagen auf Balkonen will die bayerische Regierung künftig stärker bewerben. Die Windenergie hingegen bremsen nach wie vor rechtliche Rahmenbedingungen wie die Abstandsregel. Für die Windenergie sieht die bayerische Staatsregierung entsprechend auch nur geringe Ausbauzahlen in den nächsten Jahren vor, von aktuell 5,4 auf höchsten 6 Prozent Anteil an der Bruttostromerzeugung. 

Quelle

Der Bericht wurde von
der Redaktion “energiezukunft“ (mf) 2019 verfasst – der Artikel darf nicht
ohne Genehmigung
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werden! | energiezukunft |
Heft 26 / Herbst 2019 | „Nachhaltige Lebensstile“ | Jetzt lesen Download | (Foto: Richard Bartz / Wikimedia Commons, CC BY-SA 2.5)   

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