Erdgas ist kein Beitrag zum Klimaschutz
Die Erdgas-Debatte hat größte politische Fahrt aufgenommen.
Nachdem die Bundesregierung vor wenigen Tagen in der EU durchsetzte, dass die neue russische Erdgaspipeline Nordstream 2 entgegen den Grundsätzen des europäischen Wettbewerbsrechts gebaut werden kann, wird sich die Abhängigkeit Deutschlands von aktuell etwa 30% russischen Erdgaslieferungen auf etwa 50% erhöhen.
Noch 2013, nach der russischen Okkupation der Krim, forderte die Bundesregierung zusammen mit der G7, die Energieabhängigkeit von Russland zu verringern.
Doch damit nicht genug. Nun will die Bundesregierung auch noch zusätzlich die Erdgaslieferungen aus den USA mit besonders schädlichem Flüssigerdgas aus Frackingregionen befördern und den Bau von neuen, teuren Flüssigerdgas (LNG) Terminals subventionieren, einen davon in Brunsbüttel.
Es ist schon höchst fragwürdig, dass die Milliardenkosten und staatlichen Subventionen für den Ausbau der Erdgasinfrastruktur nicht als Belastung für die deutsche Wirtschaft gebrandmarkt werden, so wie es bei den Investitionen in Erneuerbare Energien immer getan wurde.
Gestern Abend fand in Brunsbüttel eine vorgezogene Bürgerbeteiligung-Veranstaltung statt. In meinem Redebeitrag betonte ich, dass jede Nutzung von Erdgas mit hohen Klimagasemissionen verbunden ist.
Besonders die Methanemissionen in der Vorkette, also beim Fracking, bei konventioneller Förderung und beim Transport in Pipelines oder Schiffen, werden von der Erdgaswirtschaft in ihren Werbefeldzügen meist unterschätzt oder gar verschwiegen. Dabei ist Methan nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen im besonders wichtigen 20-Jahreszeitraum bis zu 100 Mal klimaschädlicher als Kohlendioxid.
Erdgas ist deshalb in seiner Klimawirksamkeit ähnlich schädlich wie Kohle und Erdöl. Die Abschaltung von Kohlekraftwerken darf daher nicht mit Erdgaskraftwerken erfolgen, ansonsten bekommen wir keine Klimaschutzwirkung.
Die Umstellung auf Erneuerbare Energien ist daher auch hier die Lösung. Sie schafft wirksamen Klimaschutz, ist eine heimische Energiequelle und schafft damit die geopolitisch so dringend benötigte Energieunabhängigkeit.
Ausgerechnet in Brunsbüttel ein LNG Terminal für das besonders klimaschädliche US Facking-Erdgas zu bauen grenzt schon an eine besondere Schizophrenie der klimapolitischen Realitätsverweigerung. Brunsbüttel liegt nur wenig über dem Meeresspiegel und ist bei einem Anstieg des Meeresspiegels besonders gefährdet. Der Ausbau der fossilen Infrastruktur zur Nutzung von klimaschädlichem Erdgas ist damit ein Beitrag aus Brunsbüttel, der zum Untergang von Brunsbüttel unter das Meeresspiegelniveau führen wird. Es ist mir vollkommen unverständlich, dass örtliche Vertreter der Kommune, wie auch der Wirtschaft den Ausbau des LNG-Terminals und damit die klimaschädliche Erdgasnutzung unterstützen.
Vorbildlich dagegen der Einsatz der in ganz Schleswig-Holstein aktiven Bürgerinitiative „Stoppt CO2-Endlager“. Sie hat schon erfolgreich den Widersinn von CO2-Endlagern und Fracking-Aktivitäten in Schleswig-Holstein verhindert und kämpft nun auch gegen den Bau des LNG-Terminals.
Die Veranstaltung besuchten auch Vertreter der Brunsbütteler Schülerinitiative Fridays for Future. Im Gespräch bedankte ich mich bei den jungen Leuten für ihren tollen Einsatz für den Klimaschutz.
Quelle
Hans-Josef Fell 2019 | Präsident der Energy Watch Group (EWG) und Autor des EEG