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Groß angelegtes Forschungszentrum verfolgt die Vision einer neuen Energiewirtschaft

Ein internationales Energieforschungszentrum der Spitzenklasse soll in den kommenden Jahren auf dem ehemaligen AEG-Gelände in der Nürnberger Weststadt wachsen. Im „Energie Campus Nürnberg“ (EnCN) bündeln die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), die Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg, die Fraunhofer Institute für Integrierte Schaltungen IIS, für Integrierte Systeme und Bauelemen-tetechnologie IISB sowie für Bauphysik IBP und das Bayerische Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE Bayern) ihre vielfältigen Kompetenzen in diesem zukunftsträchtigen Forschungsfeld.

Am 4. März 2013 wurde das Gebäude des Energie Campus Nürnberg im Nürnberger Westen auf dem ehemaligen AEG Gelände feierlich eröffnet. Anwesend waren unter anderem der bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil, Wissenschaftsminister Dr. Wolfgang Heubisch und Finanzminister Dr. Markus Söder sowie die Spitzen der beteiligten Wissenschaftseinrichtungen.

Der Energie Campus Nürnberg (EnCN) ist ein Leuchtturmprojekt in der Energieforschung in Bayern und eine interdisziplinäre Plattform, in der bereits in der Metropolregion Nürnberg existierende Kompetenzen auf dem Gebiet der Energieforschung zusammengeführt werden. Gemeinsames Ziel aller Partner ist es, die Vision einer Energiewirtschaft zu verwirklichen, die allein auf erneuerbaren Energien basiert. In zehn Einzelprojekten, die sich unter anderem mit der Gewinnung von Strom aus erneuerbaren Energien, neuen Formen der Energiespeicherung, der intelligenten Einspeisung sowie der effizienten Nutzung und Verwertung von Energie beschäftigen, soll eine regenerativ gespeiste Energiekette geformt werden. Im Fokus der wissenschaftlichen Arbeit stehen jedoch nicht allein technologische Entwicklungen sondern in gleichem Maße auch der Mensch und die Gesellschaft.

„Mit seinem einzigartigen Forschungskonzept bringt der EnCN Spitzenforschung aus der Metropolregion zusammen und schafft die Technologien für die Energiewende, die eine langfristige technische Führerschaft und Arbeitsplätze für Bayern sichert“ erläutert Professor Wolfgang Arlt von der FAU, der Sprecher des EnCN.

„Der Energie Campus ist der zentrale Knotenpunkt eines Netzwerks für Energieforschung“, sagt EnCN-Geschäftsführer Dr. Jens Hauch. „Der EnCN bringt Anwender und Wissenschaftler zusammen und ist für die Unternehmen ein Entwicklungspartner der von schnellen, konkreten Lösungen bis hin zu langfristiger, strategisch orientierter Energieforschung alles anbieten kann.“

Der EnCN wird vom Freistaat Bayern im Rahmen des Programms „Aufbruch Bayern“ von 2011 bis 2016 mit 50 Millionen Euro gefördert. Auf dem Gelände des Energie Campus entstehen auf rund 5800 Quadratmetern Fläche Arbeitsplätze für etwa 150 Forscher.

Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil und Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch begrüßen, dass die 10 Einzelprojekte des Energie Campus Nürnberg (EnCN) mit der heutigen Schlüsselübergabe einen gemeinsamen Standort gefunden haben. „Damit bekommt der Energie Campus seine Heimat. Wichtige Teile der Energieforschung und der Entwicklung neuer Energietechnologien im Freistaat werden nun räumlich zusammengeführt“, erklären die Minister. Der Einzug der Projektpartner auf dem früheren AEG-Gelände an der Fürther Straße kann in den kommenden Monaten erfolgen.

„Der Energie Campus ist inhaltlich und organisatorisch hervorragend aufgestellt. Jetzt rückt er auch räumlich zusammen“, betont Zeil. Die Energieversorgung der Zukunft sei eine der entscheidenden Schlüsselfragen. „Wir können diese Herausforderung nur meistern, wenn wir alle Kapazitäten bündeln. Beste Voraussetzung dazu ist ein enger fachlicher Austausch. Daher freue ich mich, dass nun ein gemeinsamer Campus endlich Realität wird“, so der Wirtschaftsminister. Bayerns Wirtschaftsstaatssekretärin Katja Hessel hebt hervor: „Gerade dieser Standort von AEG und in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen ‚Quelle-Areal‘ ist besonders symbolträchtig. Er steht für den erfolgreichen Strukturwandel Nürnbergs zu einem modernen High-Tech Standort. Die alten Fabrikhallen werden für die Entwicklung zukunftsträchtiger neuer Technologien verwendet.“

Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch ergänzt: „Auch aus hochschul- und forschungspolitischer Sicht ist der Energie Campus Nürnberg etwas Besonderes: Über alle institutionellen Barrieren hinweg belegen bislang sechs Kooperationspartner, dass moderne, flexible, thematisch fokussierte Campus-Strukturen mit schlankem und effektivem Management möglich sind. Mit der Helmholtz-Gemeinschaft und der Errichtung eines neuen Helmholtz-Instituts steht 2013 ein siebter Partner in Rede. Ich freue mich, dass das Konzept des EnCN innerhalb von drei Jahren eine so hohe Anziehungskraft und Sichtbarkeit entwickelt hat.“

„Der Energie Campus ist das Herzstück der Energiemetropole. Er soll als Basis für eine Wissenschaftsmeile im Nürnberger Westen dienen“, ergänzt Finanzminister Dr. Markus Söder.

Energieforschung an der FAU

Der Themenkomplex „Energie – Umwelt – Klima“ ist einer der großen, übergreifenden Wissenschaftsschwerpunkte der FAU. Mehr als 40 international renommierte Professorinnen und Professoren forschen und lehren fächerübergreifend auf diesem Feld, um gesellschaftlich hoch relevante Fragen zu beantworten wie: Was kann und muss getan werden, um regenerative Energien optimal zu nutzen, neue Formen der Energiegewinnung, -verteilung, -speicherung und -einsparung zu entwickeln und zu etablieren? „Durch die Bündelung der technisch-naturwissenschaftlichen Kompetenzen auf diesem Gebiet kann die FAU eine führende Rolle bei der wissenschaftlichen Begleitung und Umsetzung der Energiewende spielen und maßgeblich zur Stärkung des Technologiestandorts Nürnberg beitragen“, betont FAU-Präsident Grüske.

Bereits im Juni 2012 hat die FAU in unmittelbarer Nachbarschaft des EnCN neue Räumlichkeiten für die Lehrstühle für Energieverfahrenstechnik sowie Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik (FAPS) bezogen. Außerdem ist hier das Bayerische Technologiezentrum für elektrische Antriebstechnik (E|Drive-Center) untergebracht – das ebenso ein groß angelegtes kooperatives Forschungsprojekt der FAU ist wie das Exzellenzcluster Engineering of Advanced Materials, das E|Home Center, das Bavarian Hydrogen Center, Soltech, VerTec in Fürth und der Nuremberg Campus of Technology, ein Gemeinschaftsprojekt der FAU mit der Ohm-Hochschule.

Energieforschung an der Georg-Simon-Ohm-Hochschule

Im Fokus der Forschungsaktivitäten an der Georg-Simon-Ohm-Hochschule steht die gesamte Energiewirtschaft – von der Energieerzeugung über den Transport bis zur Nutzung. Die Lehre und Forschung zeichnet sich besondere dadurch aus, dass sich etwa Designer, Betriebswirte, Architekten und Ingenieure gemeinsam in interdisziplinären Kompetenzzentren und Instituten mit energietechnischen Fragestellungen beschäftigen. Dabei unterstreicht der Präsident der Ohm-Hochschule Prof. Dr. Michael Braun: „Es geht letztendlich nicht nur um technische Belange, sondern vielmehr ganzheitlich um die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, gestalterischen und ökologischen Aspekte der Energiewende.“ Hauptaugenmerk liegt im Transfer der Ergebnisse der Grundlagenforschung in Produkte und Dienstleistungen für die Industrie. Konkrete Forschungsprojekte befassen sich etwa mit elektrischen Antrieben und Produktionsprozesse, energieeffiziente Werk- und Baustoffe und der Gebäudetechnik.

Die Ohm-Hochschule weitet die Forschungsaktivitäten „Auf AEG“ noch weiter aus, um neben den Projekten des EnCN weiterführende Fragestellungen anzugehen. Zum Leitthema der Hochschule „Städten und Gebäuden der Zukunft“ werden dazu Kompetenzen aus den Bereichen Energietechnik, Verkehrsplanung, Stadtentwicklung, Versorgungstechnik und Fahrzeugtechnik kombiniert. Dies geschieht auch in enger Kooperation mit Partnern wie dem Fraunhofer-Institut für Bauphysik und mit der FAU im Rahmen der Initialprojekte des Nuremberg Campus of Technology.

Das Thema Energie spiegelt sich auch im Studienangebot am OHM wider. In den Studiengängen Energiemanagement und Energietechnik, Gebäudetechnik, Energieprozesstechnik und Urbane Mobilität werden die verschiedenen Facetten des Themas „Energie“ praxisnah vermittelt.

Energieforschung am Fraunhofer IISB

Ein wesentliches Feld der Energieforschung am Fraunhofer IISB ist die Entwicklung hoch effizienter leistungselektronischer Systeme und Komponenten, mit denen elektrische Energie verlustarm und bedarfsgerecht verteilt und gewandelt wird. Die Optimierung von Wirkungsgrad, Wärmeverlusten, Zuverlässigkeit und Kosten spielt hierbei eine wichtige Rolle. Die Aktivitäten umfassen beispielsweise Megawatt-Leistungselektronik für das Stromnetz, etwa in Form von Hochvolt-Schaltzellen für die Hochspannungsgleichstromübertragung (HGÜ), Leistungselektronik für eine dominant regenerative und dezentrale Energieerzeugung, höchste Netzqualität und -verfügbarkeit, sowie für industrielle Hochleistungsanwendungen.

Ein weiterer Arbeitsbereich sind intelligente inselfähige Subnetze für Heim-, Büro- und industrielle Umgebungen und die dafür erforderlichen elektronischen Schnittstellen unter Einbindung von elektrischen Speichern und lokaler regenerativer Energieerzeugung. Eng damit verbunden sind die umfassenden Arbeiten des IISB im Bereich der Elektrofahrzeuge und Ladeinfrastruktur. Aber auch mit verbesserten Grundmaterialien für die Photovoltaik und ressourcen-optimierten Halbleiterfertigungsprozessen liefert das IISB wichtige Beiträge zur Energieforschung. Diese breiten Kompetenzen werden für die Gestaltung optimierter Gesamtenergieversorgungssysteme, etwa für Industrieanlagen, weiterentwickelt. Das Institut leitet den in der Metropolregion Nürnberg ansässigen Fraunhofer-Innovationscluster „Elektronik für nachhaltige Energienutzung“.

Energieforschung am Fraunhofer IIS

Der Umbau der Energieversorgung soll nicht erst in zehn Jahren beginnen – wir sind jetzt schon mittendrin. Die Wissenschaftler in der anwendungsorientierten Forschung des Fraunhofer-Instituts IIS arbeiten darum an besonders schnell verwertbaren Ergebnissen. Informations- und Kommunikationstechnik ist ein wichtiger Beitrag für zukünftige Energienetze und zur Steigerung der Energieeffizienz. Gemeinsam mit den Kollegen aus dem EnCN und weiteren Partnern aus der Wirtschaft wird an neuen, energieeffizienten Technologien und Verfahren zur intelligenten Verknüpfung von Erzeugern, Verteilkomponenten, Speichern und Verbrauchern geforscht.

„Das „Internet der Energie“ muss mit den Anforderungen einer zuverlässigen Automatisierungstechnik verschmolzen werden und dabei Stabilität, Datenschutz und Sicherheit gegen Angriffe von außen gewährleisten. Das breitgefächerte Kompetenzspektrum des Fraunhofer IIS bietet dafür die idealen Voraussetzungen.“ erläutert Prof. Albert Heuberger, Leiter des Fraunhofer IIS.

Energieforschung am Fraunhofer IBP

Ganzheitlichen Lösungen für Gebäude, die ein Maximum an Komfort, Gesundheitsunterstützung und Altersgerechtigkeit aufweisen und dabei einen geringen Energieeinsatz sowie moderate Kosten verursachen, stehen im Fokus der Arbeiten des Fraunhofer IBP. Die Kernaufgabe liegt dabei in der Integration aller in Gebäuden verwendeten Einzelsysteme zu einem funktionierenden, effizienten und für die Gebäudenutzung flexibel einsetzbaren Gesamtsystem. Dabei werden auf der Basis von nutzerspezifischen Anforderungen anlagentechnische Systeme unter anderem mit Hilfe von Gebäudeautomationssystemen in passende Betriebsschemen implementiert. Des Weiteren spielen der optimierte Betrieb von effizienten anlagentechnischen Komponenten für Beheizung, Kühlung, Lüftung und die Ausstattung mit Lichtsystemen für eine adäquate Beleuchtung von Gebäuden eine bedeutsame Rolle. Das Hauptaugenmerk in diesem Prozess liegt bei der Umsetzung dieser Ideen im Altbau.

Aktuell in der Bearbeitung befindliche Forschungsthemen sind die Entwicklung von Systemen zur Betriebsoptimierung von Wohngebäuden unter Einbeziehung von Wetterdaten/-vorhersagen sowie der Optimierung der Nutzung von vor Ort erzeugtem Strom für einen Gebäudekomplex und die Entwicklung eines Informationssystems mit dem das energetische Verhalten gewerblich genutzter Gebäude und Objekte während der Nutzungsphase überwacht und optimiert werden kann.

Energieforschung am ZAE Bayern

Das ZAE Bayern arbeitet an der Schnittstelle zwischen erkenntnisbasierter Grundlagenforschung und angewandter Industrieforschung. Die Hauptforschungsschwerpunkte des ZAE Bayern sind den Bereichen verstärkter Einsatz von Erneuerbaren Energien und der Steigerung der Energieeffizienz zugeordnet. Die Forschungsthemen des Instituts sind in folgende Kernthemen gegliedert: Photovoltaik, Energiespeicher, energieoptimierte Gebäude und energieeffiziente Prozesse Dabei bilden Materialkompetenz, Theorieverständnis, Bauteil- und Komponentenentwicklung und schließlich die Optimierung dieser Komponenten in Energiesystemen eine lückenlose erkenntnisbasierte Wertschöpfungskette.

Im Rahmen des Energie Campus Nürnberg (EnCN) wird das ZAE Bayern mit der „Solarfabrik der Zukunft“ eine einzigartige Forschungsplattform zur massentauglichen Fertigung von gedruckten Solarzellen zusammen mit Partnern aus Industrie, Forschung und Wissenschaft aufbauen. Im Technikum werden die prozesstechnischen Rahmenbedingungen zur Entwicklung von verschiedensten Photovoltaik-Technologien geschaffen, die eine Umstellung der Produktionsprozesse auf Druckprozesse erlauben. Darüber hinaus werden in der Solarfabrik die materialtechnischen Grundlagen als Basis zur nachhaltigen Entwicklung der Technologien und Produktionsprozesse erarbeitet. Die Forschungsarbeiten beginnen in Einzelprojekten mit der Entwicklung von organischen, CIS- und Si-Solarmodulen sowie deren Lichtmanagement. Weitere Photovoltaik-Technologien werden in Zukunft hinzukommen.

Quelle

Energie Campus Nürnberg (EnCN) 2013

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