Großbatterien stützen lokale Stromnetze nachhaltig
Prototyp des Projekts „Smart Power Flow“ für alternativen Netzausbau.
Großbatterien können eine ernstzunehmende wirtschaftliche Alternative zum Netzausbau auf lokaler Ebene sein. Das ist das Ergebnis des dreijährigen Forschungsprojekts „Smart Power Flow“ des Reiner Lemoine Instituts (RLI). Die Experten haben mithilfe eines eigens entwickelten Batterie-Prototyps ein Betriebsmodell mit größtmöglichem Gewinn ermittelt.
Lukrativster Anwendungsbereich
Konkret handelt es sich um eine Vanadium-Redox-Flow-Batterie, dessen Wechselrichter sowie Steuerung eigens für das Projekt entwickelt wurden. Sie wurde in das Stromnetz der LEW Verteilnetz GmbH in Bayerisch-Schwaben integriert und in einer einjährigen Testphase überprüft. Eine RLI-Analyse der Geschäftsmodelle für Großbatterien hat ergeben, dass unter heutigen Rahmenbedingungen in Deutschland der Einsatz von Batterien am Primärregelleistungsmarkt der mit Abstand lukrativste Anwendungsbereich ist.
„Aus unserer Sicht ist der zunehmende Netzausbau aus volkswirtschaftlicher Sicht nicht sinnvoll, da die Netze für eine Belastung ausgelegt werden, die nur an wenigen Tagen im Jahr erreicht wird – das ist unnötig teuer und aufwendig“, unterstreicht RLI-Projektleiter Jochen Bühler. „Wir haben darum in diesem Projekt Alternativen geprüft. Großbatterien stellen hierbei eine Option dar, da sie durch eine optimierte Betriebsweise die Aufnahmefähigkeit der lokalen Netze für Erneuerbare Energien erhöhen können.“
Einsatz auf der Verteilnetzebene
Für die Verteilnetze verhalten sich Batterien, welche Primärregelleistung erbringen, allerdings zunächst nicht netzdienlich, da das Be- und Entladen des Speichers einzig durch die Netzfrequenz und nicht durch die lokale Netzsituation bestimmt wird. Dieses Problem wird durch die vom RLI entwickelte intelligente Batteriesteuerung gelöst, die die Spannung im Ortsnetz entsprechend regelt und so die Netzaufnahmefähigkeit für die Erneuerbaren erhöht.
„Entscheidend und neu an unserem Ansatz ist die Kombination eines marktgetriebenen und zugleich netzdienlichen Batterieeinsatzes auf Verteilnetzebene“, resümiert Bühler das Projekt. „Auch für lokale Netzbetreiber lohnt sich in vielen Fällen der Einsatz von Großbatterien, sodass sehr viele von ihnen dezentral über Deutschland verteilt werden könnten. Voraussetzung ist, dass die Speicher von externen Investoren aufgrund tragfähiger Geschäftsmodelle erbaut und die Batterien mit einer netzdienlichen Regelung ausgestattet werden.“
Für die Netzbetreiber sei diese Lösung, selbst unter Berücksichtigung von etwaigen Kompensationszahlungen für den Mehraufwand, die den Batteriebetreibern für das netzdienliche Verhalten ihrer Anlagen entstehen, günstiger als die eigenen Netze auszubauen. „So können Netzausbaumaßnahmen durch den Einsatz von Speichern vermieden werden, welche sowieso – nämlich aufgrund eines Marktanreizes – erbaut werden. Dies senkt die Stromkosten und kann die Energiewende schneller voranbringen“, so Bühler abschließend.