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Paul Langrock | Agentur für Erneuerbare Energien | Aus einem Wettbewerb wurden fünf verschiedene Architekturbüros für die Planung der Passivhäuser im Möckernkiez ausgewählt

© Paul Langrock | Agentur für Erneuerbare Energien | Aus einem Wettbewerb wurden fünf verschiedene Architekturbüros für die Planung der Passivhäuser im Möckernkiez ausgewählt

Im Großstadtdschungel mit Erneuerbaren Energien

Ein neu errichtetes Wohnquartier aus Erneuerbaren Energien.

Kreuzberg ist einer der am dichtesten besiedelten Hauptstadtbezirke. Trotz scheinbar geringer Flächenpotenziale bietet ein neu errichtetes Wohnquartier den Bewohner*innen Strom, Wärme und Mobilität aus Erneuerbaren Energien. Entstanden aus einer Nachbarschaftsinitiative, zeigt der genossenschaftlich organisierte Möckernkiez nicht nur Lösungen für den angespannten Wohnungsmarkt in den Ballungsräumen. Das Energiekonzept ist gleichzeitig eine Gemeinschaftsleistung mehrerer Erneuerbarer Energien. Hier ist eine Keimzelle für die Energiewende in der Großstadt entstanden – zum Vorteil für Mieter*innen und Klimaschutz.

Herzstück des Energiekonzepts ist die Energiezentrale im Untergeschoss der Quartiersverwaltung am Rande des Geländes. Hier erzeugt ein Blockheizkraftwerk (BHKW) erneuerbaren Strom und Wärme durch die Verbrennung von Biomethan. Biomethan ist eine Form von Biogas, welches für die Versorgung des Möckernkiezes aus Abfällen der Lebensmittelindustrie und aus einem Klärwerk außerhalb von Berlin gewonnen wird.

Biogas kann dann als Biomethan über das vorhandene Erdgasnetz zum BHKW im Möckernkiez gelangen. Dafür muss das Biogas auf Erdgasqualität, das heißt zu Methan, aufbereitet werden. Physikalisch ist es dann mit Erdgas vergleichbar und darf als Biomethan in das Erdgasnetz eingespeist werden. So lässt sich das Potenzial der Bioenergie aus dem Umland für die Energieversorgung im Ballungsraum heranziehen. Dabei wird ausschließlich Biogas aus Rest- und Abfallstoffen verwendet. „Das Kreuzberger Quartier zeigt, dass Erneuerbare Energien auch in der Großstadt gefragt sind und die Kopplung von den Sektoren Strom, Wärme und Verkehr der richtige Weg für die Energiewende ist“, sagt Dr. Robert Brandt, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien.

Die Wärme, die bei der Verbrennung des Biogases im BHKW anfällt, wird über ein Nahwärmenetz zu den Bewohner*innen geleitet. Rund 70 Prozent der jährlichen Wärmeversorgung sind so erneuerbar. Die Möckernkiez-Genossenschaft für selbstverwaltetes, soziales und ökologisches Wohnen eG hat auch Solarstromanlagen installiert. Ein eigener Stromtarif des Quartiers, der „MöckernStrom“ sorgt dafür, dass der erzeugte Strom in den 471 Haushalten und 20 Gewerbeeinheiten des Quartiers direkt genutzt wird.

Selbst die Mobilität findet sich im Energiekonzept wieder: Von Anfang an wurde das Quartier rad- und fußgängerfreundlich geplant und zukunftsorientiert eine elektrische Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität geschaffen, die zudem nur mit Ökostrom versorgt wird. Seit dem Spätsommer 2018 ist der Kiez nun bewohnt und das Quartier wächst zu einer lebendigen Gemeinschaft heran. Das Projekt beweist, dass der ganzheitliche Ansatz kostengünstig Strom, Wärme und Mobilität mit Erneuerbaren Energien zu integrieren, machbar ist.

Quelle

Agentur für Erneuerbare Energien e.V. | 2019

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