Klimaschädlichste Emissionen in Europa aus Kohlekraft
Die Emissionen des EU-Stromsektors sind im letzten Jahr wieder gestiegen. Kohlekraftwerke gehören dabei laut aktueller Erhebung zu den größten Umweltverschmutzern. Die Top 10 der größten CO2-Emittenten befinden sich in Deutschland und Polen.
13.04.2022 – Anfang April hat die die Europäische Kommission die Emissionsdaten für 2021 veröffentlicht. Die Daten werden als Teil des EU-Emissionshandelssystems (EU-ETS) gemeldet, ein Markt, der alle EU-Länder sowie die Schweiz, Norwegen, Island und Liechtenstein umfasst. Das EU-ETS legt europaweit einen Marktpreis für CO2 fest und deckt dabei die Sektoren Strom- und Wärmeerzeugung, Luftfahrt sowie energieintensive Industrien wie Stahl-, Zement- und Ölraffinerien ab.
Der Anteil an Treibhausgasemissionen aus der Kohleverstromung ist nach Auswertung der Zahlen im vergangenen Jahr wieder deutlich angestiegen. Der unabhängige britische Think Tank Ember hat die Daten aus dem europäischen Emissionshandelssystem analysiert. Fazit der aktuellen Erhebung: Das Rennen um die größten Emittenten im EU-ETS machten Stein- oder Braunkohlekraftwerke in Europa, berichten die Experten. Die Emissionen dieser Anlagen machten zwölf Prozent aller EU-ETS-Emissionen aus – allen voran die Kraftwerke in Deutschland und Polen. Die beiden Länder tragen laut Datenanalyse gemeinsam über die Hälfte zu den Emissionen des Energiesektors bei.
Die Emissionen von Kohlekraftwerken in Europa stiegen erstmals seit 2015 wieder an und machten ein Drittel aller ETS-Emissionen aus, berichtet Ember. Die Emissionen des Stromsektors seien zwar seit der Zeit vor der Pandemie 2019 um sieben Prozent gesunken – doch dieser Rückgang bringe den Sektor nicht ansatzweise auf den Weg zum notwendigen Netto-Null-Stromsystem in der EU bis 2035.
Die größten Klimasünder
Trauriger Rekord: Gleich sieben der zehn klimaschädlichsten Kohlekraftwerke in Europa stehen in Deutschland. Als größten CO2-Emittenten in der EU identifizierten die Analysten im Jahr 2021 den polnischen Energieversorger PGE, dicht gefolgt vom deutschen Energieriesen RWE und dem tschechischen Konzern EPH. Bei diesen drei größten Energieversorgern war Kohle für 92 Prozent ihrer Gesamtemissionen verantwortlich, berichten die Forscher von Ember.
Energiekrise versus Klimakrise
Die EU hat sich bis 2035 zu sauberem Strom verpflichtet. Eine Zunahme der Kohleerzeugung müsse daher vorübergehend sein, mahnt Ember. Eine Abschaltung des russischen Gases in den nächsten Jahren und ein Paris-konformer Kohleausstieg würden sich keineswegs ausschließen. „Jetzt ist der Moment für massive Anstrengungen im Bereich der Erneuerbaren Energien, um so schnell wie möglich einen saubereren, billigeren und zuverlässigeren Energiemix zu schaffen“, mahnt Ember-Energie- und Klimadatenanalystin Harriet Fox. Eine Zunahme der Kohleverstromung dürfe nur vorübergehend sein.
Die deutsche Bundesregierung hatte sich auf das Ziel geeinigt, den für 2038 geplanten Kohleausstieg auf 2030 vorzuziehen. Um sich aber angesichts des Krieges in der Ukraine möglichst rasch aus der energiepolitischen Abhängigkeit von Russland zu lösen, hatte die Ampel-Regierung nun in Erwägung gezogen, die Stilllegung von Kohlekraftwerken aussetzen. Die Kohlekraftwerke sollten länger in Sicherheitsbereitschaft gehalten werden, um den Gasverbrauch kurzfristig zu senken, so das Ergebnis einer Sitzung des Koalitionsausschusses Ende März. Am Ziel Kohleausstieg idealerweise bis 2030 wolle man aber weiterhin festhalten.
Quelle
Der Bericht wurde von der Redaktion “energiezukunft“ (na) 2022 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung weiterverbreitet werden! | energiezukunft | Heft 31/2021 | „Dezentral Erneuerbar – ein Update“ | Jetzt lesen | Download