Norwegen vor 100 Prozent Versorgung mit erneuerbarer Energie
Norwegen will das erste Land der Welt werden, das sich ausschließlich mit erneuerbaren Energien versorgt. Das geht aus einem Bericht von Energi Norge, einem Non-Profit-Industrieverband der norwegischen Stromerzeuger, hervor.
Diesem Ziel ist man im Inland schon recht nahe, allerdings ermöglicht Norwegen durch seine Öl- und Gasexporte zehn Mal so viele Emissionen wie es zu Hause erzeugt.
Der inländische Strombedarf wird schon derzeit zu 98 % aus sauberen Quellen gedeckt, Elektroautos machen mehr als ein Fünftel der verkauften Fahrzeuge aus. Ab 2025 dürfen im Land keine Autos mit Verbrennungsmotoren mehr verkauft werden dürfen. Ermöglicht wird dies unter anderem durch Steuererleichterungen für geleaste E-Autos, Befreiung von Maut- und Fährgebühren sowie die Erlaubnis, mit einem Elektroauto die Busspuren in größeren Städten zu benutzen.
Oluf Ulseth, der Chef von Energi Norge, führt auch an, dass der Energiewechsel zusätzliche Arbeitsplätze sowie Innovation schaffe und es dem Land erlaube, „eine führende Rolle in der Klimapolitik einzunehmen und gleichzeitig unsere Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.“ Dabei lässt er allerdings die immensen Öl- und Gasexporte Norwegens außer Acht.
Tatsächlich versucht sich die Regierung in Oslo in einer Doppelrolle. Einerseits will man ein internationales Klimaschutzvorbild sein, gleichzeitig aber den Beitrag des eigenen Landes, des nach Russland größten Öl- und Gasförderlands Europas, beibehalten und möglichst noch ausbauen. Schließlich sei die norwegische Förderung „die weltweit sauberste“, bei der am wenigsten CO2 freigesetzt werde, so Karl Eirik Schjøtt-Pedersen, Direktor der Branchenorganisation „Norsk olje og gass“. Immer weniger NorwegerInnen lassen sich dieses Doppelspiel einreden, wie auch Proteste gegen die Erschließung neuer Ölfelder zeigen.
- Euractiv: 100 Prozent erneuerbare Energie: Norwegen wird sein Ziel bald erreichen
- TAZ: Das „weltweit sauberste“ Öl | Bei den Parlamentswahlen am 11. September können die NorwegerInnen ein Zeichen setzen. Die drei großen Parteien, Sozialdemokraten, Konservative und Rechtspopulisten, wollen den letzten Tropfen aus den Ölfeldern herausholen. Fünf links-grüne und liberale Parteien plädieren dagegen für den Stopp oder zumindest die Beschränkung neuer Förderkonzessionen.