Photovoltaik-Zubau überfordert Chinas Stromnetze
Die Nationale Energiebehörde gab bekannt, dass wegen des Zustands der Netze im ersten Halbjahr der Solarstrom rund neun Prozent der neu installierten Photovoltaik-Leistung nicht aufgenommen werden konnten.
Der Zubau an neuen Photovoltaik-Anlagen im ersten Halbjahr lag nach ihren Angaben bei 7,7 Gigawatt. Die Netzbetreiber gehen von 6,32 Gigawatt Zubau für die ersten sechs Monate aus.
Teile der im ersten Halbjahr neu installierten Photovoltaik-Anlagen konnten wegen Bedenken über Netzengpässe nicht in Betrieb gehen, wie die Nationale Energiebehörde (NEA) in China am Dienstag mitteilte. Etwa neun Prozent der chinesischen Photovoltaik-Leistung sei stillgelegt gewesen im ersten Halbjahr. Die Mehrzahl der betroffenen Anlagen habe sich in den nordwestlichen Provinzen Gansu und Xinjiang befunden. Der notwendige Netzausbau in China habe nicht mit dem Zubautempo der Erneuerbaren mithalten können, weshalb in manchen Teilen Chinas die erneuerbare Energie nicht vollständig habe aufgenommen werden können. Daher hätten sich die Behörden gezwungen gesehen, entweder die Photovoltaik-Anlagen nur mit Verzögerung anzuschließen oder die Solarparks vorübergehend abzuschalten.
Diese Praxis ist bereits Chinas Windkraftindustrie bekannt, aber sie ist neu für die Solarindustrie. Nach Angaben der NEA lag mit fast zehn Prozent erstmals ein so großer Teil der installierten Photovoltaik-Anlagen in China brach. In der Provinz Gansu seien es 28 Prozent der installierten Leistung gewesen und in der Provinz Xinjiang 19 Prozent. Neu ans Netz gehende Kohlekraftwerde hätten in diesen Regionen das Problem noch zusätzlich verschärft.
Nach NEA-Angaben sind in den ersten sechs Monaten des Jahres insgesamt Photovoltaik-Anlagen mit einer Kapazität von 7,7 Gigawatt neu installiert worden. Dies sei mehr als doppelt so viel wie im ersten Halbjahr 2014. China sei damit aber auf Kurs sein Ausbauziel von 17,8 Gigawatt neu installierter Photovoltaik-Leistung in diesem Jahr zu erreichen. 6,7 der 7,7 Gigawatt neu installierter Photovoltaik-Leistung entfiel auf große Kraftwerke. Die kleineren Anlagen trügen immer noch nur einen geringen Anteil an der Gesamtversorgung bei. Die kumulierte Photovoltaik-Leistung stieg NEA zufolge auf mehr als 35 Gigawatt. Der Fünf-Jahresplan in China sieht vor, dass bis 2020 Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 200 Gigawatt im Land installiert sein sollen.
In dieser Woche veröffentlichte auch Chinas Netzbehörde Zahlen über den Photovoltaik-Zubau. Diese unterscheiden sich von den Angaben der NEA. Demnach seien im ersten Halbjahr 2015 insgesamt 6,32 Gigawatt Photovoltaik-Leistung zugebaut worden. Die kumulierte Photovoltaik-Leistung wird von der Netzbehörde mit 30,77 Gigawatt angegeben.
Quelle
pv-magazine.de | Vincent Shaw/Ian Clover; Übersetzung: Sandra Enkhardt 2015