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© Depositphotos.com | AndrewLozovyi | Die Mehrheit der Leute kann sich eine Sanierung ihres Hauses nicht leisten, ergab die Umfrage.

Private Hauseigner bei Sanierung verunsichert

Besitzer von Ein- und Zweifamilienhäusern verkennen oft den energetischen Sanierungsbedarf ihres Hauses. Zugleich macht sich Sanierungsmüdigkeit breit, zeigen jetzt veröffentlichte Ergebnisse einer repräsentativen Befragung.

Seit das Heizungsgesetz der klimapolitische Aufreger der Nation war, möchten viele den privaten Hauseigentümern gern tiefer in die Seele schauen. Woran liegt es denn nun wirklich, wenn sich gerade Besitzer von Ein- und Zweifamilienhäusern gegenüber energetischer Sanierung so widerspenstig zeigen?

Für die Wärmewende ist das durchaus entscheidend, schließlich sind 80 Prozent der Wohngebäude hierzulande Ein- und Zweifamilienhäuser. Die Klima-Fortschritte im Gebäudesektor gelten als überschaubar.

Über 65 Prozent des Bedarfs an Raumwärme und Warmwasser werden noch immer durch Erdgas und Heizöl gedeckt. Die jährliche Sanierungsrate bleibt hartnäckig unter der Ein-Prozent-Marke, nötig wären mindestens zwei Prozent, also eine Verdopplung der Rate.

Einen neuen Anlauf, um mehr über die Sanierungs(un)lust der Eigenheimbesitzer zu erfahren, unternahmen die Initiative Klimaneutrales Deutschland (IKND) sowie die Repräsentanz Transparente Gebäudehülle (RTG). Sie ließen mehr als 2.000 Hauseigner repräsentativ befragen und stellten die Ergebnisse diese Woche vor.

Die IKND wird von der European Climate Foundation (ECF) finanziert, die RTG von Hausausrüster-Verbänden, dem Bundesverband Flachglas sowie Branchenunternehmen.

Realitätslücke bei Hauseigentümern

Der Blick in die Eigenheime förderte dabei Überraschungen zutage. Die größte sei das Auseinanderfallen des Selbstbilds der Hauseigentümer mit der tatsächlichen Lage, erklärte IKND-Geschäftsführerin Carolin Friedemann bei der Präsentation.

So wisse über die Hälfte der Befragten nicht, welchen Energieeffizienzstandard ihr Haus habe, es werde auch eher in den guten und sehr guten Effizienzklassen A bis D verortet. Nur etwa 13 Prozent der Befragten sortierten bei der Umfrage ihre Häuser in die schlechten Effizienzklassen E bis H ein.

In diesen wenig effizienten Klassen befinden sich real jedoch 68 Prozent des Wohngebäudebestandes, stellte Friedemann fest. „Gerade in den unteren Effizienzklassen besteht eine sehr, sehr große Lücke zwischen der Realität und der eigenen Verortung“, bemerkte die IKND-Chefin.

Auch haben etwa 80 Prozent der Befragten angegeben, ihre Häuser seien in einem guten Zustand und müssten eher nicht saniert werden. Für Friedemann ist auch das eine Fehleinschätzung, die ihrer Ansicht nach auf Unwissen hinweist. Die Daten sagten etwas anderes.

Für viele Hauseigner haben fehlende Sanierungsbemühungen aber nicht nur mit Unkenntnis zu tun, sondern vor allem auch mit finanziellen Aspekten. Sieben von zehn Befragten gaben an, dass sie keinen Kredit für die Sanierung aufnehmen möchten, sechs von zehn erklärten, sie könnten sich die Investitionen nicht leisten.

Viele glauben, sie könnten künftig mit klimafreundlichem Gas heizen

Friedemann konstatierte eine gewisse Sanierungsmüdigkeit. So planten derzeit nur zwölf Prozent der Befragten eine Haussanierung für die nächsten zwölf Monate. Eine gleichgelagerte Befragung, die beide Organisationen 2022 durchführen ließen, hatte hier noch einen Anteil von 18 Prozent ergeben.

Hat sich die Skepsis bei den Hauseigentümern mit der Heizungsdebatte verstärkt? Die Vermutung liegt nahe. So gaben die Befragten bei den Gründen, warum sie bei der Sanierung zögerlich seien, auch solche an, die offensichtlich mit dem medialen Gegenwind gegen das Heizungsgesetz zu tun haben.

So glauben etwa 40 Prozent der Befragten, es werde künftig klimafreundliches Heizöl oder Gas zu bezahlbaren Preisen geben. Eine Sanierung des Hauses sei deshalb unnötig.

Dazu passt ein weiteres Ergebnis der Umfrage. Danach kennen jeweils gut 70 Prozent der Befragten die Klimaziele für den Gebäudebestand in Deutschland nicht und wissen auch nicht, was diese Ziele fürs eigene Haus bedeuten.

Ein weiteres Hindernis, das die Umfrage zutage förderte, ist die ungleiche Verteilung der Fördermittel. Laut der Befragung haben 47 Prozent der Haushalte mit hohen Einkommen bereits eine Förderung für die Sanierung in Anspruch genommen, aber nur 29 Prozent der Haushalte mit niedrigem Einkommen.

Förderung muss die wirklich Bedürftigen erreichen

Bringt man die Umfrage auf wenige Nenner, bietet sich ungefähr folgendes Bild: Viele der Eigenheime im Land sind alt und bieten ein großes Einsparpotenzial. Die Besitzer halten ihr Haus, aus welchen Gründen auch immer, oftmals aber nicht für sanierungsbedürftig. Oder sie sehen eine Sanierung für nicht wichtig genug an oder ihnen passen die vor allem auf die Wärmepumpe gerichteten Förderkonditionen nicht oder ihnen fehlt schlicht das Geld.

Auf jeden Fall müssten die Fördermittel künftig genauer an die Zielgruppen ausgereicht werden, die diese tatsächlich auch brauchen, schließt Thomas Drinkuth vom Gebäudehüllen-Verband RTG aus der Umfrage. Drinkuth hält auch Ankündigungen von Unionspolitikern für fatal, das Gebäudeenergiegesetz nach der nächsten Bundestagswahl zurücknehmen zu wollen. Dann sagten sich die Leute, da warten wir lieber ab mit der Sanierung.

Drinkuth findet es zudem nicht zielführend, Haushalten mit mehreren hunderttausend Euro Einkommen noch Zuschüsse zu geben. Hier sei eine steuerliche Förderung besser, erklärte er bei der Umfragepräsentation. Auch müsse die Förderung stärker auf Gebäude mit schlechten Standards ausgerichtet werden. Dort gebe es mehr Einsparpotenziale.

Für Caroline Friedemann haben die letzten Jahre zu einer Verunsicherung der Hauseigner geführt. „Hier muss Politik gegensteuern und Verlässlichkeit bieten. Das gilt auch für die kommende Bundesregierung“, mahnte sie. Privatleuten müsse die Sanierung so einfach wie möglich gemacht werden.

Um das zu erreichen, schlagen die beiden Organisationen vor, integrierte Beratungszentren einzurichten. Dort sollten Berater, Handwerker und andere Fachleute Lösungen aus einer Hand anbieten.

Für hilfreich halten sie auch sogenannte One-Stop-Agencys. Diese könnten Hausbesitzer durch den gesamten Sanierungsprozess begleiten. Zu ihrer Einrichtung seien die EU-Staaten ohnehin im Rahmen der kürzlich novellierten Gebäuderichtlinie aufgefordert.

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion „klimareporter.de“ (Jörg Staude) 2024 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden! 

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