Schweizer AKW Gösgen seit 46 Jahren ohne Sicherheitsnachweis
Schweizer Atomaufsicht räumt jahrzehntelange falsche Berechnungen und Annahmen ein / Kernschmelz-Unfall könnte ganz Deutschland verstrahlen / Bundes- und Landesregierung dürfen Atom-Risiko aus der Schweiz nicht länger ignorieren.
Das Schweizer AKW Gösgen, nur 20 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt, erfüllt seit seiner Inbetriebnahme 1979 nicht einmal grundlegende Sicherheitsanforderungen. Das hat die Schweizer Atomaufsicht ENSI jetzt in einem aktuellen Bericht über die Situation im zweitgrößten Reaktor der Alpenrepublik eingeräumt. Demnach kann schon ein Leck außerhalb des Reaktorgebäudes dazu führen, dass der Reaktorkern nicht mehr gekühlt werden kann. Das AKW liegt wegen fehlender Sicherheitsnachweise seit Ende Mai still.
Hierzu erklärt Armin Simon, Referent für Atompolitik und Reaktor-Risiken bei der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt: „Irreführende Behauptungen, falsche Annahmen, gutgläubige Behörden: Wie viele unerkannte Sicherheitsmängel stecken noch in den Schweizer Uralt-Reaktoren? Bundes- und Landesregierung dürfen dieses Risiko nicht länger ignorieren. Sie müssen Aussagen zum Zustand der grenznahen AKW kritisch hinterfragen und darauf drängen, die Atom-Gefahr aus der Schweiz endlich zu beenden.
Hinweise auf das gravierende Sicherheitsdefizit im AKW Gösgen gab es schon zur Jahrtausendwende. Die Schweizer Atomaufsicht ließ sich damals mit alten, vereinfachten Berechnungen und falschen Behauptungen des Betreibers zur angeblichen Stabilität der Rohre abspeisen. Jetzt stellt sich heraus, dass die entscheidenden Annahmen damals grundfalsch waren: Die Rohre sind nicht etwa stabiler, sondern deutlich instabiler als einst mit simplen Methoden grob berechnet.
Ein Kernschmelzunfall im AKW Gösgen könnte weite Teile Deutschlands radioaktiv kontaminieren. Unter Umständen müsste eine Zone bis weit über Stuttgart hinaus binnen weniger Stunden evakuiert werden. Große Gebiete bis in mehreren Hundert Kilometern Entfernung könnten langfristig unbewohnbar werden. Gösgen zeigt: Das Risiko eines schweren Unfalls ist deutlich höher als behauptet.“
- ENSI-Bericht über die Beherrschung von Brüchen im Speisewassersystem des KKW Gösgen, 12.09.2025
- Studie „Gefährdung Deutschlands durch schwere Unfälle in Schweizer Atomkraftwerken“, Juni 2025