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Solarzelle überlebt Firmensterben

Am 25. April 1954 stellte die US-Telefongesellschaft AT&T die erste praxistaugliche Solarzelle der Weltöffentlichkeit vor. Ziel des Forschungsauftrages war, einen Ersatz für Batterien zu finden, um beispielsweise abgelegene Telefonanlagen in den Tropen mit Strom zu versorgen. Von Nick Reimer

Ein Forscherteam um den Physiker Daryl Chapin nutzte schon damals Silizium, dem Grundstoff der damals noch jungen Transistorelektronik, um Strom aus Sonnenlicht zu erzeugen.

60 Jahre später ist die Technologie so weit ausgereift, dass sie konkurrenzfähig Strom produzieren kann: Wer heute eine Dachanlage installiert, erhält zehn Cent für jede Kilowattstunde, die er über das EEGverkauft. Strom, der aus der Steckdose kommt, kostet aber mindestens 25 Cent.

Dummerweise versucht die Bundesregierung gerade, dem fossilen Geschäftsmodell die Lebenszeit zu verlängern: Sie will selbst genutzen Solarstrom verteuern, selbst genutzten Braunkohlestrom aber nicht. Dachanlagen, die treibhausgasfrei die Hauseigentümer versorgen, sollen EEG-Umlage zahlen, Braunkohlebagger, die atmosphärenschädigend Heimatboden vernichten, dagegen nicht.

Das ist nicht nur ungerecht, sondern auch industriepolitischer Blödsinn: Die Zukunft – so viel ist sicher – wird nicht fossil sein, sondern erneuerbar. Deshalb wäre es sinnvoll, den technologischen Vorsprung, den deutsche Unternehmen entwickelt hatten, zu sichern.

Aber die Politik, die über das Erneuerbare-Energien-Gesetz den technologischen Vorsprung erst befördert hat, entschied sich für das Gegenteil: Die Solarpolitik der vergangenen drei Jahre hatte ein Unternehmenssterben zur Folge, das beispiellos in der jüngeren deutschen Geschichte ist.

Odersun aus Frankfurt (Oder) ist pleite, die Dresdner Solarwatt AGgenauso wie Q-Cells aus Thalheim. Der Dünnschichtspezialist Inventuxmusste dichtmachen, Solarhybrid aus dem Sauerland, Sovello aus Bitterfeld, Solon aus Berlin, Solar Millenium aus Erlangen und Sunstrommeldeten Insolvenz an.Der Branchenprimus First Solar schloss alle seine Werke in Deutschland, Siemens zog sich damals aus der Produktion von Solarmodulen zurück, Bosch folgte im März 2013. Die Liste ließe sich beliebig ausdehnen. Am 60. Jahrestag der Solarzelle muss die Insolvenz des Thermiespezialisten Wagner vermeldet werden.

Und jedesmal folgt eine technologische Plünderung: Ausländische Investoren kaufen die Werke und mit ihnen die Patente. Was zuvor von der Allgemeinheit über das EEG finanziert wurde, schafft heute Mehrwert in Korea oder China.

Der Solarkraft ist das egal: Der technologische Fortschritt dieser Kraftwerksform ist längst noch nicht ausgereizt und es ist völlig klar: Was vor 60 Jahren klein begann, wird weltweit weiter wachsen.

Quelle

KLIMARETTER.INFO | Nick Reimer 2014

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