Sozialverträgliche Energiewende: Das Schnorbacher Modell macht Schule
In Schnorbach gehen Energiewende und BürgerInnen-Beteiligung Hand in Hand. „Dank des Schnorbacher Modells haben die Menschen die Chance, bei der Energiewende mitzumachen, sich zu engagieren und sie profitieren von den Pachteinnahmen durch die Windenergieanlagen“, sagt Nils Boenigk, stellvertretender Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE).
Im Juni hat die gemeindeeigene Solarstromanlage 6.333 Kilowattstunden Strom erzeugt. Der Stromverbrauch des Gemeindehauses sowie der Straßenbeleuchtung im Ort wird damit zu 97 Prozent gedeckt. Seit kurzem hat die Gemeinde außerdem einen Batteriespeicher, damit die Solarenergie zu jeder Tageszeit verfügbar ist und nachts die Straßenlaternen beleuchtet. Zusätzlich haben 18 private Haushalte mit finanzieller Förderung der Gemeinde Photovoltaikanlagen auf ihren Dächern installiert und tragen so zur Energiewende bei.
Pachteinnahmen fließen in den Klimaschutz
Wegweisend für den Ausbau der Erneuerbaren Energien in der Gemeinde ist das „Schnorbacher Modell“. Auf gemeindeeigenen Flächen wurden im Jahr 2014 zwei Windenergieanlagen mit einer installierten Leistung von 6.400 Kilowatt in Betrieb genommen. Ein Großteil der Pachteinnahmen wird für den Klimaschutz im Ort verwendet. Hierfür unterstützt die Gemeinde die Einwohner*innen, um an der Energiewende mitzuwirken. Jeder Haushalt kann sich von unabhängigen Expert*innen der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz zu Energiesparmaßnahmen beraten lassen. Die Kosten übernimmt die Gemeinde. So erfahren Bürger*innen, an welchen Stellen sie im eigenen Haushalt Energie sparen können: einen neuen energieeffizienten Kühlschrank anschaffen oder Wärmepumpen, Pellet-Heizungen und Photovoltaikanlagen installieren.
„Für Schnorbach bedeutet die Energiewende, alle teilhaben zu lassen, denn nur wenn die Energiewende sozialverträglich und mit den Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam umgesetzt wird, ist sie erfolgreich“, sagt Bernd Kunz, Ortsbürgermeister in Schnorbach. Ein gutes Beispiel hierfür war auch der LED-Tauschtag, an dem alle Privathaushalte im Ort ihre alten Stromfresser gegen LED-Leuchtmittel tauschen konnten – auf Kosten der Gemeinde. In mehr als 40 Orten werden bereits Leistungen nach dem „Schnorbacher Modell“ ausgezahlt und in weiteren 20 Gemeinden LED-Tauschtage angeboten.
Die nächste Investition in die Energiewende ist ein vom Landkreis bereitgestelltes Elektro-Dorfauto, das sich die etwa 250 Einwohner*innen kostenfrei ausleihen können. Ökostrom tankt das Auto an der eigenen Ladesäule, die direkt mit der gemeindeeigenen Photovoltaikanlage verbunden ist. Damit leistet die Gemeinde nicht nur einen Beitrag für mehr Klimaschutz, sondern stellt sich auch den Herausforderungen von Mobilität im ländlichen Raum.
- Ein Feature der Energie-Kommune Schnorbach finden Sie auf der Website.
- Schnorbach ist außerdem ein Praxisbeispiel im Leitfaden der Energieagentur Rheinland-Pfalz für regionale Wertschöpfung mit der Energiewende. Weitere Infos zu Erneuerbaren Energien im Rhein-Hunsrück-Kreis finden Sie hier.