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Stellungnahme des SFV zum Netzentwicklungsplan Strom (NEP) der Übertragungsnetzbetreiber

Die Sonnenseite veröffentlicht für seine LeserInnen die Stellungnahme des SFV zum Netzentwicklungsplan (NEP) der Übertragungsnetzbetreiber. Die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) haben einen Netzentwicklungsplan zur öffentlichen Diskussion gestellt, den sie möglichst vollständig und rasch in die Praxis umsetzen wollen. Jeder kann sich bis zum 10.07.12 zu diesem Plan äußern. Auch der Solarenergie-Förderverein Deutschland hat eine Stellungnahme abgeben.

Stellungnahme

Der Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. (SFV) befasst sich satzungsgemäß mit der Frage, wie die Umstellung der Energieversorgung vom fossil-nuklearen Kraftwerkspark zu einer Versorgung ausschließlich mit heimischen Erneuerbaren Energien (EE) vonstatten gehen soll. In diesem Zusammenhang haben wir auch geprüft, ob dafür ein Ausbau der Übertragungsnetze erforderlich ist. Wir kommen in dieser Hinsicht allerdings zu völlig anderen Ergebnissen als der Netzentwicklungsplan Strom (NEP) der vier Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB). Grund für die unterschiedlichen Ergebnisse sind gravierende Unterschiede in den Zielvorstellungen. Deswegen gilt es zunächst, die Zielvorstellungen zu klären.

Wir beziehen uns dazu auf das Vorwort zum NEP (Seite 8), in dem die Zielvorstellungen der ÜNB umrissen werden. Dort heißt es:

(NEP) „In Deutschland wird der Strom durch die rund 35.000 km langen Übertragungsnetze von den Erzeugern in die Verbrauchszentren transportiert. Zugleich verbinden die Übertragungsnetze Deutschland elektrisch mit den Nachbarländern, die so gemeinsam den internationalen Stromverbund Kontinentaleuropas bilden. Dieses europaweite Netz ist die Plattform für den STROMHANDEL in Europa. (…)“ [Hervorhebung durch SFV].

(SFV) Die Übertragungsnetzbetreiber müssen naturgemäß an einem wachsenden Stromhandel interessiert sein, denn er stellt für sie eine wichtige Einnahmequelle dar.

Ein Beispiel: Windstrom aus einem Offshore-Windpark der Nordsee nach München transportiert, kostet den Verbraucher in München mehr als den Verbraucher an der Nordseeküste, denn die Kosten für die Übertragung über viele hundert Kilometer kommen hinzu. Für den Stromverbraucher ist das kein Vorteil. Der Ausbau der Übertragungsnetze liegt somit eher im betriebswirtschaftlichen Interesse der Übertragungsnetzbetreiber.

Gäbe es gleichgewichtig viel Windenergienutzung auch im Alpenvorland, würde sich die zu übertragende Menge verringern, und mit ihr auch die Notwendigkeit eines Netzausbaus.

Würden dann noch in jeder Region lokale Speicher die Windstromüberschüsse speichern und in die Zeiten schwachen Windes verschieben, könnte man den Neubau von Übertragungsnetzen für den Windstrom-Transport von Norden nach Süden vermeiden, weil die Kapazität der bereits vorhandenen Übertragungsnetze ausreichen würde. Entsprechendes gilt für den ungleichmäßigen Ausbau von Solarenergie in Süd- und Norddeutschland und für die noch fehlenden Pufferspeicher für Solarstrom.

Als einziger weiterer Grund für den Ausbau der Übertragungsnetze wird von den ÜNB dann im Vorwort die Bewältigung der Energiewende genannt:

(NEP) „Die Energiewende verändert die deutsche Energieinfrastruktur fundamental und bedeutet zugleich eine Wende für das gesamte Stromversorgungssystem in Deutschland. Diese Veränderung betrifft an erster Stelle die Übertragungsnetze, aber auch die Verteilungsnetze.“

(SFV) Die Veränderung betrifft natürlich auch die Stromnetze, doch diese bei weitem nicht an erster Stelle, sondern zuerst einmal betrifft sie die Stromerzeugungsanlagen.

(NEP) „Die Netze müssen den neuen Ansprüchen einer nachhaltigen, auf erneuerbaren Energien basierenden Energieversorgung gerecht werden. Für die Übertragungsnetze bedeutet das in der Praxis, dass sie bedarfsgerecht optimiert, verstärkt, aus- oder neugebaut werden müssen.“

(SFV) Diesem Absatz ist voll zuzustimmen. Die Stromnetze sind Mittel zum Zweck. Es kommt im wesentlichen also darauf an, den Bedarf festzustellen, um ihn dann decken zu können.

(NEP) „Das gesamte deutsche Übertragungsnetz muss im Lichte dieses Systemwechsels fit für die Zukunft gemacht werden. Diese Aufgabe ist sehr dringlich, denn erst wenn die „Stromautobahnen“ fertiggestellt sind, können auf ihnen auch die großen Mengen Strom von Norden nach Süden transportiert werden, deren Erzeugung einerseits im Moment in Planung und andererseits auch schon Realität ist.“

(SFV) Hier berufen sich die ÜNB auf die Planungen der Windparks im Norden. Aber, anstatt darauf aufmerksam zu machen, dass die Planung der Offshore Windparks zu erhöhtem Netzausbaubedarf führt und deshalb unbedingt durch eine gleichgewichtige Planung von Windanlagen in allen Regionen Deutschlands – auch im Alpenvorland – ergänzt werden muss, berufen sich die ÜNB auf die einseitige (und damit unausgewogene, fehlerhafte) Offshore-Planung und nehmen sie als willkommene Begründung für ihre Nord-Südplanung. Wenn schon die Planung für die Standortwahl räumlich sehr unausgewogen ist, kann daraus auch keine aus unserer Sicht sinnvolle Netzausbauplanung hervorgehen.

Die Kritik des SFV am NEP geht jedoch noch erheblich weiter. Sie richtet sich nicht nur gegen den NEP sondern auch gegen den Eindruck, der Ausbau der Erneuerbaren Energien wäre nur bei schnellem Ausbau der Übertragungsnetze möglich. Dies erscheint uns wie ein Ablenken von den eigentlichen Problemen. Nicht der zögernde Ausbau des Stromnetzes, sondern die Zusammensetzung des konventionellen Kraftwerksparks und fehlende Speicher hemmen im Wesentlichen die zügige Fortsetzung der Energiewende. Selbst wenn wir (rein hypothetisch) annehmen, das Netz wäre ideal ausgebaut, so dass Wind und Sonnenenergie unabhängig davon, wo sie eingespeist werden, überall genutzt werden können, stößt der Ausbau der Erneuerbaren Energien dennoch schnell an Grenzen.

In der öffentlichen Diskussion gilt es allerdings bereits als ausgemacht, dass ohne Ausbau der Übertragungsnetze die Energiewende nicht möglich sei.

Quelle

Solarenergie-Förderverein Deutschland 2012

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