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Wikimedia Commons | Tomskyhaha / CC BY-SA 4.0

© Wikimedia Commons | Tomskyhaha / CC BY-SA 4.0 | Fanhe Stadt nahe Shenyang im Nordosten Chinas im Zehn-Tage-Kontrast. Smog ist ein Grundproblem für Beijing.

Überholen uns die Chinesen auch bei der Heizwende?

Chinesische Städte leiden weiter unter Smog. Doch Beijing verzeichnet Fortschritte. Was hat das mit klimaneutralem Heizen zu tun?

Die Wärmewende steht auch in China auf dem Programm, wobei es hier zunächst darum ging, die Verbrennung von Kohle in Öfen und Heizkraftwerken zu beenden. 2013 war ein entsprechendes Programm gestartet worden, das vor allem zum Ziel hatte, die seinerzeit legendäre Smogbildung im Nordosten des Landes zu bekämpfen.

Inzwischen gibt es erhebliche Fortschritte, wie jetzt eine Bilanz des chinesischen Ministeriums für Ökologie und Umwelt zeigt. Demnach ist die Konzentration von Feinstaub der Kategorie PM2,5 deutlich zurückgegangen.

Damit wird der feinste Staub mit Partikelgrößen unter 2,5 Mikrometer bezeichnet, der tief in die Lunge eindringen kann und daher als besonders gesundheitsschädlich gilt, wie das Bundesumweltamt schreibt.

In Beijing (Peking) sank die PM2,5-Konzentration nach den am Sonntag vorgestellten offiziellen Angaben von durchschnittlich 89,5 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahre 2013 auf 30 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahr 2022. Die Zahl der „stark verschmutzten Tage“ sei dort im gleichen Zeitraum von 58 auf drei zurückgegangen.

Auch die Schwefeldioxid-Emissionen sind demnach erheblich zurückgegangen. Kurzfristig ist das übrigens zwar gut für die Umwelt, aber keine gute Nachricht für das Klima. Schwefeldioxid bildet in der Luft nämlich Partikel, die das Sonnenlicht reflektieren, die Erde also ein wenig beschatten und damit kühlen.

Allerdings nicht nachhaltig. Je nach Höhe der Schornsteine waschen die Emissionen bereits spätestens nach Wochen oder Monaten wieder aus. Die Kohlendioxid-Emissionen verbleiben hingegen rund zur Hälfte für viele Jahrtausende in der Atmosphäre, bevor sie dieser durch geologische Prozesse entzogen werden.

Auch in den anderen chinesischen Großstädten habe sich die Luftqualität deutlich verbessert. 2022 habe in ihnen die durchschnittliche PM2,5-Konzentration bei 29 Mikrogramm pro Kubikmeter gelegen. Der Anteil der stark verschmutzten Tage sei auf durchschnittlich etwas mehr als drei gesunken.

Zum Vergleich: EU-weit gilt seit 2010 ein Grenzwert von 25 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Jahresdurchschnitt. (hier und hier Informationen der Umweltministerien aus Deutschland und Österreich.) Seit 2015 ist dieser Wert verbindlich, wurde aber zunächst noch in vielen Städten überschritten.

Ambitionierte Pläne

Die hiesigen Landesregierungen waren erst durch Klagen der Deutschen Umwelthilfe zur Aufstellung der für diesen Fall rechtlich vorgeschriebenen Pläne zu bewegen, wobei insbesondere in München wiederholt die Gerichte missachtet wurden.

Aber zurück zur Situation in China: Auch andere Schadstoffe wie Kohlemonoxid, Stickstoffdioxid und gröberer Feinstaub haben stark abgenommen. Im Gegensatz dazu hat jedoch die Ozon-Konzentration weiter zugenommen, weil auch die Konzentration seiner Vorläufersubstanzen flüchtige organische Verbindungen und Stickoxide weiter hoch sei.

Eine Rolle spielten auch Hitze und Dürre, die China im vergangenen Jahr heimgesucht haben. Ozon bildet sich nämlich durch die genannten Substanzen nur bei intensiver Sonneneinstrahlung in einem sogenannten fotochemischen Prozess. Näheres dazu findet sich hier beim deutschen Umweltbundesamt.

Doch auch die Feinstaubbelastung ist – wie übrigens auch hierzulande – noch nicht auf das von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene Niveau von fünf Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresdurchschnitt bzw. 15 im 24-Stunden-Mittel abgesenkt. Besonders im Norden gäbe es mancherorts noch immer Belastungen von 200 Mikrogramm pro Kubikmeter, weshalb die Kampagne zur Verbesserung der Luftqualität weitergehen soll, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.

Außerdem ist in vielen Fällen Kohle durch das saubere, aber immer noch klimaschädliche Erdgas ersetzt worden. Immerhin konnte nach Angaben des chinesischen Umweltministeriums erreicht werden, dass in den letzten zehn Jahren der Kohleverbrauch nur um vier Prozent zunahm, während zwischen 2013 und 2022 landesweit knapp 23 Prozent mehr Energie verbraucht wurde.

Doch seitdem 2013 die Saubere-Luft-Initiative gestartet wurde, sind auch die Klimaschutzziele der Regierung in Beijing ehrgeiziger geworden. Spätestens 2030 soll der weitere Anstieg der Kohlendioxid-Emissionen beendet sein, wurde auf den letzten UN-Klimakonferenzen und vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen versprochen. Also müssten demnächst auch mehr Anstrengungen unternommen werden, die Wärmversorgung auf erneuerbare Quellen umzustellen.

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion „TELEPOLIS“ (Wolfgang Pomrehn) 2023 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung von Wolfgang Pomrehn 2023 weiterverbreitet werden! | Bild: Tomskyhaha / CC BY-SA 4.0

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