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Wärme aus Windkraft wäre möglich

Mit fairem Steuer- und Abgabesystem wären viele Sektorkopplungs-Projekte wirtschaftlich.

Mit Wärme aus Windstrom eine Gemeinde beliefern, mit Resten aus der Käseherstellung Energie erzeugen und Elektromobile durch flexibles Be- und Entladen als Stromspeicher nutzen diese und weitere Beispiele für die Verknüpfung der Energiesektoren Strom, Wärme und Mobilität waren Thema der Veranstaltung „Werkstatt Wissenschaft Wirtschaft – Praxis der Sektorkopplung“, organisiert von der Netzwerkagentur Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (EE.SH) mit sechs kooperierenden Forschungs- und Wirtschaftsförderungsinstitutionen. 80 Teilnehmer kamen in die Räume des landwirtschaftlichen Bildungszentrums DEULA in Rendsburg, um mit den Referenten zu diskutieren.

Vorgestellt wurden Projekte, die bereits jetzt wirtschaftlich betrieben werden wie eine Biogasanlage, die ein halbes Dorf mit Nahwärme beliefert bis hin zu Forschungs- und Entwicklungsvorhaben wie dem Großprojekt NEW 4.0 mit dem Ziel, Hamburg und Schleswig-Holstein im Verbund optimal mit erneuerbaren Energien zu versorgen. Prof. Dr. Ing. Hans Schäfers von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, die am Projekt beteiligt ist, nannte die Möglichkeiten, durch Beteiligung von Industriebetrieben die Schwankungen in der Erzeugung von Wind- und Solarstrom auszugleichen: Wenn viel Strom erzeugt werde, könne beispielsweise die Hamburger Aluminiumhütte ihre Elektrolyse auf Hochtouren fahren, bei geringerer Stromerzeugung dagegen drosseln.

Nur mit flexibler Steuerung und Kommunikation der Energieerzeuger und -verbraucher untereinander, so wurde deutlich, ist die Energiewende zu schaffen. „Die Digitalisierung ist ein wichtiges Element der Sektorkopplung“, betonte Johannes Grützner vom schleswig-holsteinischen Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (MELUND). Er stellte Elemente für einen „Fahrplan Sektorkopplung“ vor: Die Einführung eines fairen Systems von Steuern, Abgaben und Umlagen sowie einer CO2-Bepreisung, die Förderung von Pilot- und Demonstrationsvorhaben, die Schaffung der nötigen Infrastruktur (Speicher, Wärmenetze, Stromnetze etc.) und die Digitalisierung als wichtige Voraussetzung für ein Gelingen der Sektorkopplung.

Während Schleswig-Holsteins Strombedarf bereits jetzt zu über 100 Prozent aus Wind- und Sonnenenergie gedeckt werden kann, liegt der Beitrag erneuerbarer Energien zur Wärmeversorgung nur bei 14%, zu Kraftstoffen bei 5%. In Pilotprojekten wird mit Windstrom durch Elektrolyse Wasserstoff hergestellt (Power-to-Gas). Dieses Gas kann wiederum in Autos, Lastwagen oder Triebwagen mit Brennstoffzellenantrieb genutzt, mit Erdgas vermischt oder zu Methan und anderen Gasen oder chemischen Produkten weiterverarbeitet werden. Auch Gebäude ließen sich mit Brennstoffzellen heizen.

Stephan Finnern von der Raffinerie in Heide präsentierte, wie sein Unternehmen die bereits vorhandene Infrastruktur zur Gasgewinnung und -verarbeitung nun für „grünen“ Wasserstoff nutzen will. In der Dithmarscher Kreisstadt soll im Rahmen des Projekts QUARREE 100 außerdem ein ganzes Stadtviertel mit Gas aus erneuerbaren Quellen versorgt werden, wie Martin Eckhard von der Entwicklungsagentur Region Heide vorstellte.

„Ideen und technische Möglichkeiten, um erneuerbare Energieträger auch für die Wärmeversorgung und die Mobilität zu nutzen, sind da jetzt ist die Politik gefordert, die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit diese Projekte wirtschaftlich betrieben werden können“, fasste Axel Wiese von der Netzwerkagentur EE.SH zusammen.

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