Wie paradox: Ausgerechnet Eis sorgt für kuschelige Wärme
Heizen mit dem klimafreundlichen Eisspeicher
Heizen mit Eis? Was angesichts des Gegensatzes zwischen warm und kalt ziemlich paradox klingt, stellt mit der richtigen Technik eine umweltfreundliche Alternative zu bisher bekannten Heizsystemen dar. Familie Hafner aus Heiligenzimmern ist dank der Firma Sturm mit ihrer Eisspeicherheizung auf jeden Fall hochzufrieden – und das hat viele Gründe.
Lothar Hafner ist ein leidenschaftlicher Tüftler, was moderne Technologien angeht. Als er vor über 30 Jahren sein Eigenheim im Steinbruchweg der Rosenfelder Teilgemeinde plante, stand gleich fest, dass er keine Ölheizung einbauen wollte. Entgegen des landläufigen Trends: Heizöl war Anfang der 80er Jahre weitaus günstiger als heute. Die klassische Ölheizung – für die meisten Bauherren konsequenterweise die erste Wahl. Nicht jedoch für Technikfan Hafner: Er entschied sich schon damals für eine Luftwärmepumpe und konzeptionierte die Heizung zu einem großen Teil sogar selbst. „Da hat so mancher den Kopf geschüttelt“, erinnert sich der Heiligenzimmerner schmunzelnd. Doch Lothar Hafners Innovationsgeist machte sich bezahlt. Seine Anlage lief rund 30 Jahre zuverlässig. Sie sorgte stets für behagliche Wärme auf den gut 200 Quadratmetern Wohnfläche. Doch 2014 schien die Zeit dennoch reif für einen Wechsel. „Zwischenzeitlich gab es noch bessere und sparsamere Alternativen“, begründet der gelernte Elektrotechniker. So kam die Eisspeicherheizung ins Spiel. Fachkundige und vertrauensvolle Unterstützung für sein Projekt fand Hafner bei Sanitär- und Heizungstechnik Sturm. Das Sulzer Unternehmen genießt in der gesamten Region im Bereich innovativer Heizmethoden einen exzellenten Ruf.
Das Prinzip der Eisspeicherheizung ist einem einfachen physikalischen Prozess geschuldet: Wasser gefriert zu Eis und schmilzt wieder zu Wasser. „Damit wechselt es zweimal seinen Aggregatzustand“, erklärt Geschäftsführer Ulfried Sturm. Er hat die Anlage der Hafners gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Roland Grathwol projektiert. Wenn Hafners also im tiefsten Winter in einem kuschelig warmen Wintergarten sitzen, heißt das Geheimnis „Kristallisationswärme“. Das Wasser, das seinen Aggregatzustand von flüssig nach fest ändert und dadurch Energie freigibt, befindet sich in einem unterirdischen Betonspeicher auf dem Grundstück der Familie. Übrigens ist die Energiemenge, die benötigt wird, um das Wasser wieder flüssig werden zu lassen, genauso groß wie jene, die beim Gefrieren entsteht. Das Prinzip des Eisspeichers ist im Miniformat durchaus alltagsbekannt: Taschenwärmer, die allein durchs Knicken im Inneren fest werden und sich durchs Kristallisieren ordentlich erhitzen, basieren auf der gleichen Wirkungsweise wie die ausgeklügelte Heizmethode.
Vereinfacht gesagt, ist es hier eine Wärmetauschpumpe, die dem Wasser im Betonspeicher Energie entzieht – und zwar so lange, bis es friert. Im Fall der Familie Hafner handelt es sich um ein Modell der Firma „alphainnoTech“. Die entstandene Energie wird dazu genutzt, das Gebäudeinnere zu erwärmen, unerheblich ob mittels Wand-Heizkörper oder einer Fußboden-heizung. Hafners produzieren auf diese Weise auch das Warm¬wasser für ihren Fünf-Personen-Haushalt. Was geschieht, wenn der Inhalt des Betonspeichers stark gekühlt oder gar gefroren ist? „Beispielsweise bringt die Energie von Sonnenkollektoren das Wasser wieder zum Schmelzen“, erklärt Ulfried Sturm. Ein Kreislauf einfach wie genial – und vor allem klimafreundlich.
Für den Sulzer Geschäftsführer und seinen zufriedenen Kunden stellt der Eisspeicher eines der umweltfreundlichsten Heizsysteme der Zukunft dar. Die Begründung liegt für ihn auf der Hand. „Es wird nichts verbrannt“, sagt der Sturm-Geschäftsführer. Deshalb entstünden keine giftigen Gase und Rückstände, die die Luft belasten und verunreinigen. Zudem punktet die innovative Heizmethode durch ein Stück Autarkie: Sie ist nicht von endlichen fossilen Ressourcen wie Öl, Gas oder Kohle abhängig. Lothar Hafner indes schont nicht nur die Natur, sondern ganz pragmatisch auch seinen Geldbeutel. Die neue Heizung arbeitet weitaus sparsamer als ihr Vorgängermodell. Sie benötigt weniger als die Hälfte an Strom für den reinen Betrieb. Warmwasser eingeschlossen: Für dessen Aufbereitung hatten die Hafners früher einen separaten 400-Liter-Speicher mit einer zusätzlichen Heizung installiert. Lothar Hafner ist hochzufrieden: „Ich würde mich sofort wieder für den Eisspeicher entscheiden.“