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Windräder belasten die Umwelt am wenigsten

Erneuerbare Energien sind gut für Klima und Natur, Kohlekraftwerke dagegen schlecht, klar. Aber wie stark sind die Unterschiede wirklich? Das Umweltbundesamt hat nachgerechnet, Braunkohle ist demnach 74 Mal schädlicher für die Umwelt als Windräder.

Kohlendioxid, Stickstoffoxide, Schwefeldioxide, Feinstaub oder Quecksilber: Treibhausgase, Luftschadstoffe und weitere Umweltbelastungen schädigen Klima, Natur und Gesundheit von Menschen und Tieren, sie tragen zum Artensterben bei und beinträchtigen Ökosysteme. Sie führen zu wirtschaftlichen Verlusten, in der Landwirtschaft, der Produktion und Infrastruktur. Um solche Schäden berechnen und abschätzen zu können, hat das Umweltbundesamt wissenschaftliche Methoden zur Umrechnung in Geldwerten erarbeitet.

164 Milliarden Euro Umweltkosten durch Treibhausgase

Die Kostensätze zeigen, welchen Nutzen Umweltschutz für die Gesellschaft hat und welche Kosten der Gesellschaft durch unterlassenen Umweltschutz entstehen. Der Ausstoß einer Tonne Kohlendioxid, also CO2, verursacht demnach Schäden in Höhe von 180 Euro. Umgerechnet auf die gesamten Treibhausgasemissionen Deutschlands im Jahr 2016 entspricht das Gesamtkosten von rund 164 Milliarden Euro. (Um Berechnungen einfacher zu gestalten, wurde die Belastung aller Luftschadstoffe in CO2 umgerechnet.)

Dabei beließ es die Umweltschutzbehörde allerdings nicht, sondern übertrug ihre Ergebnisse auf die Stromerzeugung. Betrachteten wurden nicht nur die direkten Emissionen im Rahmen der Stromerzeugung, sondern auch die indirekten durch Bau, Instandhaltung und Abbau der Anlagen.

Demnach belastet Windenergie die Umwelt am wenigsten, Braunkohle dagegen am meisten.

Stromerzeugung durch Luftschadstoffe Treibhausgase (180€/t CO2äq) Umweltkosten gesamt (180€/t CO2äq)
Braunkohle 1,95 18,86 20,81
Steinkohle 1,60 17,19 18,79
Erdgas 0,83 7,77 8,59
Öl 4,92 15,13 20,06
Wasserkraft 0,06 0,24 0,30
Windenergie 0,10 0,18 0,28
Photovoltaik 0,41 1,23 1,64
Biomasse 3,74 4,42 7,71

Tabelle: Umweltkosten der Stromerzeugung in Deutschland einschließlich Vorketten in Euro-Cent (2016) / Kilowattstunde elektrisch. (Quelle: Umweltbundesamt, Methodenkonvention 3.0 zur Ermittlung von Umweltkosten – Kostensätze)

Windenergie und Wasserkraft verursachen mit 0,28 bzw. 0,3 Cent pro Kilowattstunde die geringsten Umweltkosten. Mit Abstand folgen die anderen Erneuerbaren Energieformen Photovoltaik (1,64 Cent) und Biomasse (7,71 Cent). Von den fossilen Energien kann einzig Erdgas mit Umweltkosten von 8,59 Cent pro Kilowattstunde den einstelligen Bereich halten, Steinkohle und besonders Braunkohle sind mit 18,79 und 20,81 Cent pro Kilowattstunde am schädlichsten für Klima, Natur und Gesundheit.

Eine generationenübergreifende Berechnung ergibt noch größere Unterschiede

Die Kostensätze gehen aber noch einen Schritt weiter. Da es sich bei Schäden durch den Klimawandel um generationenübergreifende Schäden handele, „empfehlen wir eine Sensitivitätsanalyse mit einem Wert von 640 Euro pro Tonne CO2, da dieser eine Gleichgewichtung der Nutzen heutiger und zukünftiger Generationen widerspiegelt“, heißt es in der Studie. Nach dieser Methode ist der Unterschied noch gravierender. Die Windenergie verursacht 0,65 Cent Umweltkosten pro Kilowattstunde, Braunkohlestrom sogar 69,01 Cent pro Kilowattstunde – über hundertmal mehr.

Auffällig ist das Fehlen der Atomenergie in den Berechnungen. Das Umweltbundesamt begründet das mit der schwierigen Bewertung nuklearer Störfälle und des Atommülls. „Zur Bewertung der Emissionen aus der Kernenergie empfehlen wir daher die Emissionsfaktoren der Technologie mit den höchsten Umweltkosten, in diesem Fall also Braunkohle, zu verwenden“, schreibt die Umweltbehörde.

Größtes Kohlekraftwerk stößt über 30 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr aus

Bei den Daten müsse berücksichtigt werden, schreibt das Umweltbundesamt, dass die Kostensätze insbesondere Treibhausgase und klassische Luftschadstoffe berücksichtigen. Andere Umweltfolgen wie die Beeinträchtigung von Ökosystemen oder Landnutzungsänderungen seien nur teilweise oder gar nicht berücksichtigt worden.

Doch auch mit einer umfassenderen Betrachtung dürfte sich an den Werten kaum etwas ändern. Immerhin stößt allein das größte Braunkohlekraftwerk Deutschlands, das Kraftwerk Neurath westlich von Köln, pro Jahr u.a. folgende Luftschadstoffe aus (Stand 2016):

  • 31 Millionen Tonnen CO2,
  • 21.000 Tonnen Stickstoffoxide,
  • 7.100 Tonnen Kohlenmonoxid,
  • 5.500 Tonnen Schwefeldioxide,
  • 480 Tonnen Feinstaub,
  • 60 Tonnen anorganische Chlorverbindungen,
  • 570 Kilogramm Quecksilber.
Quelle

Der Bericht wurde von
der Redaktion “energiezukunft“ (cw) 2019 verfasst – der Artikel darf nicht
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Heft 25 / Herbst 2018 | „Baustelle Energiewende – Was jetzt zu tun
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