Zwei von drei Bürgern fordern Erneuerbare Energien bei Heizungstausch
Neue Heizungen sollten künftig Erneuerbare Energien nutzen und besonders alte Öl- und Gasheizungen ausgetauscht werden.
Eine große Mehrheit der Bevölkerung fordert von der Bundesregierung verbindliche Vorgaben für die Nutzung Erneuerbarer Energien bei der Heizungsmodernisierung. In einer aktuellen Umfrage sprechen sich zwei Drittel der Befragten dafür aus, dass im Sanierungsfall die neue Heizung aus Erneuerbaren Energien gespeist werden muss – zumindest anteilig und sofern das technisch zumutbar ist. Mehr als die Hälfte der Befragten fordert zudem eine Pflicht, besonders klimaschädliche Öl- und Gasheizungen, die älter als 20 Jahre sind, durch effiziente Heizungssysteme zu ersetzen, die zumindest anteilig mit Erneuerbaren Energien betrieben werden. Das geht aus einer vom BSW-Solar beauftragten repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov hervor.
„Die Bundesregierung sollte zur Kenntnis nehmen, dass eine klare Mehrheit der Menschen mehr Klimaschutz im Gebäudebereich fordert und aus einer Stromwende endlich auch eine Wärme- und Verkehrswende machen. Die gewaltigen Potenziale der Solarenergie für die Raum-, Prozess- und Fernwärme müssen endlich gehoben werden. Die Zeit ist reif, Erneuerbare Energien zum Baustandard zu machen und ineffiziente alte Energieschleudern zu ersetzen“, sagt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar), anlässlich der internationalen Heizungs- und Klimatechnikmesse ISH, die noch bis zum 15. März in Frankfurt am Main stattfindet. Der BSW-Solar ist Partner des Technologie- und Energie-Forums auf der ISH.
Die anhaltend geringe Modernisierungsquote bei Heizungen zeige, dass die Wärmewende ohne ordnungsrechtliche Vorgaben auf der Stelle trete. Körnig: „Die Bundesregierung sollte jetzt die Chance nutzen, mit einer Mehrheit der Bevölkerung im Rücken die Rahmenbedingungen schnell und hinreichend anzupassen. Andernfalls bleibt die Energiewende in deutschen Heizungskellern weiter ausgesperrt, werden Klimaziele weiter gerissen.“
Der Sanierungsstau kann nach Auffassung des BSW nur aufgelöst werden, wenn die Bundesregierung endlich auch im Bereich der Wärmeenergie politisch aktiv werde. Neben der schnellen Verabschiedung des Klimaschutzgesetzes mit verbindlichen Zielen für die Reduzierung der CO2-Emissionen unter anderem im Gebäudebereich sei ein gesetzliches Maßnahmenprogramm mit verbindlichen Meilensteinen erforderlich, so der BSW-Geschäftsführer. Dieses müsse gleichermaßen Elemente von „Fördern und Fordern“ enthalten und faire Investitionsbedingungen für erneuerbare Wärmetechnologien schaffen. Körnig: „Wirksame Lösungen liegen seit langem in der Schublade und harren auf ihre Umsetzung: Von der im Koalitionsvertrag vorgesehenen steuerlichen Förderung, über die Einführung einer aufkommensneutralen CO2-Bepreisung bis hin zu moderaten und sozial abgefederten gesetzlichen Mindeststandards auch im Gebäudebestand.“
Während Erneuerbare Energien inzwischen rund 40 Prozent des Stromverbrauchs decken, stagniert ihr Anteil an der Wärmeversorgung seit vielen Jahren bei unter 15 Prozent. Ein Drittel des Endenergieverbrauchs entfallen alleine auf die Heizung und Warmwasserbereitung. In seiner Bedeutung für den Klimaschutz rangiert der Wärmesektor damit noch vor dem Stromsektor.
Hintergrund
In Deutschland sind inzwischen rund 2,4 Millionen Solarwärmeanlagen in Betrieb. Sie nutzen Sonnenenergie, um warmes Brauchwasser, Raum- oder Prozesswärme zu erzeugen. Im energetisch optimierten Neubau können Solarthermieanlagen über 50 Prozent des Wärmebedarfs liefern. Sie lassen sich mit beinahe jedem Wärmeerzeuger kombinieren, etwa mit einem Holzheizkessel, einer Wärmepumpe oder einem Gasbrennwertkessel. Und mit dem passenden Wärmespeicher wird die Wärme auch für die Nacht und bis zu mehreren Wochen in den Winter hinein gespeichert.