Jesus und der Dalai Lama waren Flüchtlinge
Soll christliche Nächstenliebe auch für diejenigen gelten, die als Flüchtlinge zu uns kommen?
Präsident Trump und sein Vize, der Katholik J. D. Vance sagen „Nein“. Doch Papst Franziskus und sein Nachfolger, Papst Leo XIV. sagen ein klares „Ja“. Diese Position hat der Vatikan soeben mit einem Donnerschlag bekräftigt. Doch die Medien haben darüber nur wenig berichtet.
Am letzten Tag seines Lebens hat der todkranke Papst Franziskus den katholischen Vizepräsidenten der USA, Vance, der 2019 zum katholischen Glauben übergetreten war, empfangen. Dieser wollte wohl noch etwas vom franziskanischen Charisma durch schöne Bilder abbekommen. Zuvor hatte Vance geschrieben: Nächstenliebe bedeute, dass man zunächst seine Familie liebe, dann die Nachbarn, dann die Mitbürger im eigenen Land und erst danach „den Rest der Welt“.
Schon Papst Franziskus hatte diese Definition als „unchristlich“ zurückgewiesen. Aber auch Leo XIV. – damals noch Kurienkardinal Robert Brevost – widersprach heftig: „J. D Vance liegt falsch. Jesus verlangt nicht, dass wir unsere Liebe zu anderen abstufen.“ Jesus sei selbst Migrant gewesen und sein Gleichnis vom barmherzigen Samariter zeige, dass mit Nächstenliebe alle Menschen gemeint seien. Die Menschenwürde gelte deshalb selbstverständlich für alle Menschen. Alle Menschen seien gleichwertige „Kinder Gottes“.
Die Süddeutsche Zeitung schreibt dazu am 11. Dezember 2025: „Doch den eigentlichen Donnerschlag enthält die Botschaft des Papstes zum 111. „Welttag des Migranten und Flüchtlings“ vom 25. Oktober 2025. Diese Botschaft ist eine der großen pastoralen Texte unserer Zeit.“ Papst Leo XIV.: Die Anwesenheit von Flüchtlingen ist daher „als wahrer Segen Gottes anzuerkennen und wertzuschätzen“.
Die gesamte Geschichte der Menschheit ist eine Flüchtlingsgeschichte. Jeder Flüchtling ist mehr als eine zusätzliche Arbeitskraft, mehr als ein weiterer Steuerzahler und Finanzier unserer Renten. Er bereichert uns kulturell und spirituell. Schon vor 2.000 Jahren überlebte der Emigrant aus Nazareth nur, weil seine Eltern mit ihm vor dem Kindermörder Herodes nach Ägypten geflohen sind. Sein Leben und seine Lehre wurden eine Bereicherung für die ganze Welt. Er bewirkte die größte Zeitenwende aller Zeiten.
Und heute ist der charismatische Religionsführer Dalai Lama zum „spirituellen Lehrer der Welt und zum großen Vorbild für Toleranz“ (Barack Obama) geworden, nachdem er 1959 als Flüchtling aus Tibet nach Indien kam. Er sagt: „Zum Überleben der Menschheit ist das Bewusstsein des Gemeinsamen wichtiger als das ständige Hervorheben des Trennenden.“
Flüchtlinge sind Gold wert. Sie werden auch unser Land bereichern, verändern und erneuern.
Die Migranten-Frage ist auch in Deutschland eine Frage der Glaubwürdigkeit geworden – vor allem der Glaubwürdigkeit der beiden „C“-Parteien. „Was sind Flüchtlinge?“ fragte in Nordrhein-Westfalen eine Lehrerin ihre Schüler. Die Antwort eines achtjährigen Mädchens: „Menschen.“
Franz Alt „Flüchtling – Jesus, der Dalai Lama und andere Vertriebene – Wie Heimatlose unser Land bereichern“ | Gütersloher Verlagshaus 2016








