E-Auto-Markt: Keine mobile Resterampe mehr
Gebrauchte Elektroautos werden für viele zur realistischen Option, ergibt eine ADAC-Analyse. Dabei gibt der Autoklub Entwarnung zu den gängigen Bedenken gegenüber E‑Autos, ob Reichweite oder Batterielaufzeit.
Der Markt für Elektroautos wächst, doch günstige Modelle unter 25.000 Euro Kaufpreis sind nach wie vor Mangelware und aus inländischer Produktion bisher nicht erhältlich. Erst im nächsten Jahr will zum Beispiel VW mit seinem E‑Polo herauskommen.
Doch selbst 25.000 Euro sind für viele, die bisher nur gebrauchte Benzin- oder Diesel-Modell fahren, zu viel. Daher rückt nun der Gebrauchtmarkt zunehmend in den Fokus, da die ersten Modelle seit zehn Jahren und mehr auf der Straße sind und auch jüngere Gebrauchte auf den Markt kommen.
Gebrauchte Stromer könnten die Lücke zwischen ökologischem Anspruch und finanziellem Realismus schließen. Voraussetzung ist das Vertrauen in Akkulebensdauer, Reichweite und Technik. Der Autoclub ADAC hat untersucht, ob sich der Kauf eines gebrauchten E‑Autos lohnt – und empfiehlt den Umstieg, wobei man allerdings einiges beachten sollte.
Noch vor wenigen Jahren war der Gebrauchtmarkt für E‑Autos nahezu leergefegt. Heute sieht das anders aus. Seit Mitte 2023 ist das Angebot laut ADAC sprunghaft gestiegen, vor allem durch die Rückgabe vieler Leasingfahrzeuge, die nun als junge Gebrauchte auf den Markt kommen. Meist sind diese Autos zwei bis vier Jahre alt, gut gepflegt und mit moderater Laufleistung.
Bundesweit machen reine E‑Gebrauchte derzeit immerhin schon rund 3,3 Prozent aller Besitzumschreibungen aus. Damit zeigt sich: Der Markt für gebrauchte E‑Autos kommt in Bewegung.
ADAC: Gesamtkosten oft niedriger als beim Verbrenner
Für viele Käuferinnen und Käufer ist das eine gute Nachricht, denn der Preisverfall spielt ihnen in die Karten. Laut dem Marktbeobachter DAT verlieren Elektroautos in den ersten drei Jahren mehr als die Hälfte ihres Werts – deutlich mehr als vergleichbare Verbrenner. Der Grund: sinkende Neuwagenpreise, technischer Fortschritt und die Unsicherheit vieler Verbraucher.
Was für Erstkäufer ärgerlich ist, eröffnet Zweitkäufern Chancen. Denn wer jetzt ein gebrauchtes E‑Auto sucht, hat eine breite Auswahl – und zahlt deutlich weniger als noch vor zwei Jahren.
Der ADAC hat den Gebrauchtwagenmarkt nach günstigen alltagstauglichen E‑Gebrauchten untersucht und fand eine Reihe empfehlenswerter Modelle zwischen 12.000 und 20.000 Euro – vom kompakten Renault Zoe über das ältere Vorreitermodell BMW i3 bis zu Mittelklasse-Autos wie Tesla Model 3 oder VW ID 3.
Letztere hält der ADAC für besonders interessant, da sie dank größerer Akkus auch als Erstwagen taugen. Wer vor allem im Stadtverkehr unterwegs sein oder kurze Wege pendeln muss, findet mit dem Zoe oder dem BMW i3 günstige Alternativen mit realistischen Reichweiten zwischen 150 und 300 Kilometern.
Der finanzielle Aspekt ist dabei nicht zu unterschätzen. Rechnet man alle Kosten ein – vom Wertverlust über Wartung, Versicherung und Steuer bis zum Energieverbrauch – schneiden Elektroautos laut der ADAC-Analyse häufig günstiger ab als Benziner oder Diesel.
Der Autoclub ermittelte bei einem drei Jahre alten Mittelklassemodell und 15.000 Kilometern Jahresfahrleistung eine Ersparnis von 430 bis 750 Euro pro Jahr, abhängig vom Strompreis und der Lademöglichkeit. Wer zu Hause oder beim Arbeitgeber laden kann, spart am meisten.
Social-Leasing-Pläne der Bundesregierung bisher unkonkret
Dennoch hält sich das Vorurteil, E‑Autos eigneten sich nur für Kurzstrecken, hartnäckig. Dabei hat sich die Reichweite der Fahrzeuge in den letzten Jahren massiv verbessert.
Viele neue Modelle schaffen 400 bis 600 Kilometer, aber auch gebrauchte Fahrzeuge der letzten Generation sind mit 200 bis 400 Kilometern alltagstauglich. Für den Stadtverkehr und Pendlerstrecken reicht das allemal – und mit Schnellladefunktion lassen sich auch längere Reisen problemlos bewältigen.
Die größte Unsicherheit vieler Interessenten betrifft jedoch den Akku. Wie lange hält er wirklich? Laut dem Autoclub deutlich länger, als viele denken.
Ein Langzeittest mit einem ID 3 habe gezeigt, dass die Restkapazität auch nach 160.000 Kilometern noch bei 91 Prozent lag. Hersteller garantieren meist acht Jahre oder 160.000 Kilometer, bevor der Akku unter 70 Prozent Kapazität fällt – ein Wert, der in der Praxis selten erreicht wird.
Wer ein gebrauchtes E‑Auto kaufen will, sollte, so die Empfehlung, dennoch auf Nummer sicher gehen und sich einen aktuellen sogenannten „State of Health“-Check (SoH) vorlegen lassen. Dieser misst den Gesundheitszustand der Batterie und gibt Auskunft über ihre tatsächliche Leistungsfähigkeit. Solche Checks bieten viele Werkstätten und Prüfstellen inzwischen an.
Wie bei jedem Gebrauchtwagenkauf gilt: Eine Probefahrt ist Pflicht. Käufer sollten außerdem prüfen, ob Software-Updates installiert wurden, da sie Leistung und Ladeverhalten beeinflussen können. Auch Ladeanschluss, Roststellen und mögliche Unfallschäden sollten kontrolliert werden. Der Rest unterscheidet sich kaum vom Kauf eines Verbrenners.
Gebrauchte E‑Autos können also durchaus schon heute eine Alternative auch für wenig betuchte Haushalte sein – zumal noch unklar ist, wann die Bundesregierung ihren Plan zur Einführung eines Social Leasing für diese Käuferschicht umsetzt und wie günstig die Konditionen hier ausfallen werden.
Quelle
Der Bericht wurde von der Redaktion „klimareporter.de“ (Joachim Wille) 2025 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden!







