„Auf der Sonnenseite“
Ja – wir sind wirklich auf der Sonnenseite des Lebens angekommen, bei allen bedauerlichen Einschränkungen. Gemerkt haben es bislang erst Wenige. Nun kommt Franz Alt, der auch regelmäßig mit seinen Texten auf Solarmedia vertreten ist, und klärt mit seinem neuesten Buch unter eben dem Titel „Auf der Sonnenseite – warum uns die Energiewende zu Gewinnern macht“ die Verhältnisse. Erstaunliche Unterstützung erfährt das Buch durch die neuesten Einschätzungen verschiedener Großbanken.
Solarmedia teilt die enthusiastische Einschätzung der Rolle der Sonne für das Leben durch den renommierten deutschen Energiepublizisten – ja würde gar noch weiter gehen, doch das ist eine andere Geschichte. Im Falle des Buchs von Franz Alt machen schon die Kapiteltitel Lust auf Mehr-Lesen, zum Beispiel: „Die Energiewende kostet, aber keine Energiewende kostet die Zukunft“, „Keine Energiewende ohne Verkehrswende“, „Die Kraft von unten“, „Atomenergie ist ein Verbrechen“, „Das Solarzeitalter beginnt, die Sonne gewinnt“ – oder schlicht und einfach „Die Kraft der Sonne“.
Wie weit gefasst das Thema zu begreifen ist, machen sodann zwei Feststellungen Alt’s klar: „Die wichtigste Ressource für die (Energie-) Wende ist und bliebt die gesellschaftliche“. Womit auf die Macht der weltweit und dezentral engagierten Verfechter der Erneuerbaren Energien hingewiesen wird, die beispielsweise allein in Deutschland schon über eine Million kleiner Solaranlagen erstellt haben.
Und: „Hinter dem Wunsch nach der Energiewende steckt mehr als die Vorstellung von sinkenden Kosten durch kostenlose Energieträger, nämlich die Hoffnung auf Versorgungssicherheit, neue Arbeitsplätze, naturverträgliche Versorgung (und vieles mehr)“. Aber eben: die sinkenden Kosten lassen diese Wünsche je länger je realistischer erscheinen.
Der Brennstoff bei den Erneuerbaren Energien gehört niemandem – das hatte Franz Alt schon zum Leitthema eines seiner ersten Bücher mit dem Titel „Die Sonne schickt uns keine Rechnung“ gemacht. Fürwahr, Sonne und Wind, teils auch Wasser und Biomasse sind quasi gratis, ihre Nutzung bedarf allerdings in vielen Fällen – und insbesondere bei der Solarstromerzeugung – hoher Investitionen, die sich erst im Laufe der Zeit amortisieren. Dennoch gilt: Diese Energien bergen die Chance in sich für eine Teilhabe aller an ihrem Nutzen, mithin insbesondere auch eine grundlegende Entwicklungsmöglichkeit für die Länder des Südens.
Eine weitere zentrale Erkenntnis des deutschen Publizisten, der einst vom Atombefürworter zum vehementen Gegner mutierte und seit mehr als 20 Jahren die Sache der Erneuerbaren Energien vertritt: Diese sind eigentlich schon heute billiger als die herkömmlichen fossilen und nuklearen Energieformen. Nur reflektieren die Marktpreise eben nicht die wahren Kosten – ruhig lässt sich sagen: die Folgekosten. Die tragen vielmehr die SteuerzahlerInnen, sei es als Folge klimabedingter Schäden an Leib und Leben oder in Form der teuren Hinterlassenschaft der Atomenergie, die gar noch nicht abzuschätzen ist. Solar- und Windstrom, Wasser- und Biokraft weisen keine solche Folgekosten auf – und wären der fossil-nuklearen Konkurrenz schon längst überlegen, würden die Preise die wahren Kosten spiegeln.
Doch selbst unter solch ungleichen Startbedingungen vollzieht sich bei den Preisverhältnissen derzeit Wundersames: So sind die Kosten für photovoltaisch erzeugten Strom in den vergangenen sieben Jahren (seit 2006) um rund Dreiviertel gesunken – und dieser Solarstrom kostet, so auf dem eigenen Dach erzeugt, je Kilowattstunde in Deutschland nur noch rund 15 Euroçent (weniger als 20 Rappen) – hierzulande kommt er je nach Verhältnissen noch auf 25 bis 35 Rappen zu stehen. Zumindest in Deutschland ist der Solarstrom damit aber bereits um 40 Prozent (!) billiger als der aus dem Netz bezogene und von den Elektrizitätswerken produzierte.
Die Folge: Solarstrom wird, nach einer weiteren Verbilligung, in wenigen Jahren sogar in der reinen Produktion (also ohne Netzgebühren und Steuern) absolut konkurrenzfähig – und damit die herkömmliche Stromerzeugung gänzlich verdrängen. Zu einem ähnlichen Schluss kommen übrigens unabhängig voneinander drei unlängst veröffentlichte Studien unverdächtiger Herkunft: UBS, Deutsche Bank und CityGroup sehen eine solche Entwicklung voraus – und empfehlen gar die Aktien der Stromerzeuger zum Verkauf.
Nach einem Tour d’Horizon über die verschiedenen Erneuerbaren Energieformen, die allesamt ihr Potential aufweisen und vor allem in ihrer Kombination zu einer eindrücklichen Kraft werden, bleibt nur ein Schluss für Franz Alt, und das ist aufgrund dieses ausführlich argumentierenden Buchs wahrlich kein Kurzschluss!
“Für die Beschleunigung einer preiswerten Energiewende sind sieben politische Schritte notwendig“ – wozu unter anderem die Beibehaltung der Grundzüge eines Einspeisegesetzes sowie der beschleunigte und nicht abgebremste Ausbau der Erneuerbaren zählen.
Quelle
Solarmedia | Guntram Rehsche 2013