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Das letzte Kind im Wald?

Umweltbuch des Monats Februar 2013: Geben wir unseren Kindern die Natur zurück!

Das letzte Kind im Wald Was passiert eigentlich mit Kindern, wenn man ihnen die Natur wegnimmt? Eine abstrakte Frage – mag man denken. Doch das Buch „Das letzte Kind im Wald?“ des US-Umweltaktivisten Richard Louv belegt auf makabre Art, dass diese Frage für Millionen US-amerikanischer Kinder längst konkret geworden ist.

Wie in so vielen – und beileibe nicht immer positiven – Fällen, sind die USA auch hier uns um Einiges voraus. Aktuell liegt der Umfang des wöchentlichen Medienkonsums amerikanischer Jugendlicher, so hat die Studie „Medienquadratgeneration“ der Kayser Family Foundation 2010 ermittelt, bei rund 53 Stunden. Dass bei dieser unglaublich hohen Zahl neben Schule und oft langen Pendelzeiten faktisch keine Zeit mehr für eigene Naturerfahrungen bleibt, ist nachvollziehbar.

Louv diagnostiziert deshalb bei weiten Teilen der Jugend eine „Natur-Defizit-Störung“. Und er hat konkrete Vorschläge parat: Statt bei Verhaltensstörungen wie Hyperaktivität immer gleich einen Arzt zu konsultieren, schlägt er vor, einfach raus in die Natur zu gehen. Er erklärt in seinem flüssig geschriebenen Buch nicht nur, warum junge (und erwachsene) Menschen die Natur brauchen und wie es zur Entfremdung der Kinder von der Natur gekommen ist, sondern liefert in einem ausführlichen Praxisteil 80 direkt umsetzbare Ideen für Umweltaktionen mit Kindern.

Auch wenn die von Louv geschilderten Entwicklungen in dieser Intensität bei uns in Deutschland noch nicht zu diagnostizieren sind, so sollte uns sein Buch aufrütteln. Kinder müssen in die Natur, um sich gesund entwickeln zu können – und ein tiefes, auch emotionales Verständnis für die ökologischen Zusammenhänge zu empfinden.

Natur macht Kinder glücklich, Naturentzug macht sie krank. Für die USA wird diese These von Louv eindrucksvoll belegt. Der Biologie-Didaktiker Gerhard Trommer sieht da in Deutschland (noch) bessere Voraussetzungen: „Schließlich haben wir in Deutschland ein großzügiges Wald- und Feldordnungsgesetz, das uns Zugang zu Natur und Landschaft gewährt. „Private Property“ mit „no trespassing“ (was in den USA auch mit der Waffe verteidigt werden darf) haben wir nicht, und wir müssen nicht erst auf der Landkarte einen Nationalpark suchen, um uns draußen frei bewegen zu können.“

Doch darauf dürfen wir uns nicht ausruhen. Bringen wir unsere Kinder in den Wald – das ist gut für die Umwelt, für die Gesellschaft und es ist vor allem ein Menschenrecht.

Quelle

Deutsche Umweltstiftung 2013

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