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Das Momo-Prinzip

„Geh doch zu Momo!“ oder: Aufbruch in eine bessere Welt

Das Momo-Prinzip ist eine Sammlung von zehn einfachen Weisheiten aus Michael Endes Märchenroman „Momo“, die als Wegbegleiter zur Meditation und Selbsterfahrung dienen können. Sie alle weisen uns darauf hin, wie einzigartig und kostbar das Leben jedes einzelnen Menschen ist.

Unter anderem werden folgende Themen behandelt und mit kleinen alltäglichen Übungen verbunden: Sei ganz einfach du selbst – Bewahre dir dein inneres Kind – Lass dir Zeit und sei im Augenblick deines Lebens verwurzelt – Sei dir deiner kosmischen Verbundenheit bewusst – Dankbarkeit.

Aus der Einleitung

Kennen Sie Michael Endes Märchenroman „Momo“? Wenn ja, dann sollten Sie das Buch noch einmal ganz bewusst lesen. Wenn noch nicht, dann müssen Sie Momos Geschichte unbedingt kennenlernen: Die Geschichte von dem zauberhaften Mädchen, das den Menschen ihre von den grauen Herren gestohlene Zeit wiederbringt, ihnen ihr Leben wieder wertvoll macht und mit Sinn erfüllt.

Die Erzählung von Momo, die ja fast eher eine Weisheitsgeschichte für Erwachsene ist und in ihrer aktuellen Brisanz und gesellschaftlichen Relevanz von Kindern noch kaum verstanden werden kann, hat für mich einen besonderen Status. Ich meine, mit ihr sollten sich viele Menschen auseinandersetzen, denn in ihr finden sich essenzielle Weisheiten, die unsere heutige Welt dringend benötigt.

Diese Weisheiten sind nicht neu, im Gegenteil, eigentlich uralt, haben ihren Niederschlag in unzähligen Werken der Religionen, der Weltliteratur, der Dichtkunst, der Philosophie, den Märchen und Mythen und in sprichwörtlichen Redensarten gefunden. Wahrscheinlich haben uns auch unsere Großeltern und Eltern einige von ihnen auf ihre persönliche Weise vermittelt. Wir brauchen das Rad eigentlich nicht neu erfinden. Oft wäre es nur nötig, ein wenig zurückzublicken auf das, was von früheren Generationen bereits erkannt und gelebt wurde.

Dennoch scheint es, als hätten wir heute das Wissen um die – fast möchte ich sagen – ewigen Lebensweisheiten verloren oder als würden wir sie nicht mehr recht ernst nehmen können. Das ist ein großer Verlust. Umso dankbarer können wir sein, dass Michael Ende uns diese tiefgründige Geschichte mit Parabelcharakter geschenkt hat und uns daran erinnert, worauf es wirklich ankommt in unserem Leben …

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Leseprobe S. 17-20

1. Sei ganz einfach du selbst

Dies ist der Schlüssel, der uns den Zugang zu allen anderen Weisheiten, die uns von Momo vermittelt werden, eröffnet: Sei ganz einfach du selbst. Nimm dich an, wie du bist. Je weiter und tiefer du dich selbst liebe­voll annehmen kannst, desto mehr kannst du auch andere Menschen liebevoll annehmen, desto leichter und schöner wird dein Leben.

Erläuterung

Momo ist ein acht- bis zwölfjähriges Mädchen, das seine Eltern nicht kennt, einem Waisenhaus entlaufen ist und jetzt Zuflucht in einem alten kleinen Amphitheater am Rande einer großen Stadt gefunden hat. Sie hat eigentlich keine besonderen Kräfte oder Fähigkeiten, sie kann nicht einmal lesen und schreiben. Was sie aber kann: Sie ist ganz einfach sie selbst und ganz einfach nur da, wo sie ist. Sie hat Zeit, Zeit, um mit ihren Freunden zu spielen oder ihren Geschichten zu lauschen. Sie ist ganz bei sich und bei den Menschen und in der jeweiligen Situation. Sie ist präsent, nicht in der Vergangenheit verhaftet oder ängstlich mit der Zukunft beschäftigt.

Momo kann so präsent und einfach sie selbst sein, weil sie nicht im Konflikt mit sich steht. Sie muss niemandem etwas beweisen, muss nicht besser oder anders sein, muss nicht dauernd über sich und ihre Fehler nachdenken. Sie ist in ganz tiefer Weise mit sich selbst in Übereinstimmung und in Frieden.

Momo scheint – trotz vieler möglicher Kindheitsbelastungen – mit einem tiefen Ur-Vertrauen beschenkt zu sein: ein Ur-Vertrauen darauf, dass das Leben es gut mit ihr meint, dass sie vom Leben gewollt und geliebt wird und dass sie damit ein selbstverständliches Recht hat, da zu sein ohne Angst, Schuld oder Scham.

Und da ist noch etwas ganz Entscheidendes: Sie hat offenbar einen unmittelbaren Zugang zu dem, was in den verschiedenen religiösen Traditionen als wahres Wesen, die Mitte, der Ursprung, das Herz, Licht, Liebe, göttliches Zentrum oder transpersonales Selbst genannt wird. Dies wird im neunten Kapitel noch etwas ausführlicher beschrieben. Momo lebt wie selbstverständlich aus ihrem innersten Wesen heraus – wie es auch manche Kinder können, wenn sie gesund sind, mit liebevollen Bezugspersonen und in einer friedlichen Umwelt aufwachsen dürfen.

Dieser unmittelbare Zugang zu ihrem Wesen ist ihr selbst gar nicht recht bewusst, einfach, weil er bei ihr so selbstverständlich ist und sie gar nicht auf die Idee käme, dass andere Menschen nicht genauso selbstverständlich daraus leben.

Momos Ur-Vertrauen und ihre innige Verbundenheit mit der Schöpfung geben ihr aber die Kraft, den Kampf gegen die grauen Herren aufzunehmen. Ein solches Ur-Vertrauen gibt Momo auch an andere Menschen weiter. Sie gibt den Menschen in ihrer Umgebung damit den Halt und den Mut, den sie brauchen, um ihr verborgenes Selbst zu entdecken und zu entfalten.

Reflexion

Ähnlich einer Lotosblüte, die sich aus dem Schlamm hervorhebt und sich dann zu einer reinen und wunderschönen Pflanze entwickelt, ziehen die Menschen ein neues Selbst-Bewusstsein aus der Tatsache heraus, dass sie sich angenommen, geborgen und in ihrem Wesen bestätigt fühlen. Dazu bedarf es allerdings einiger Zeit und einer ganz besonderen Einstellung zum anderen, die von Achtung, Respekt und Wertschätzung geprägt ist. Es bedarf einer Einstellung, die unbelastet ist von Vor-Urteilen, offen für das Hier und Jetzt, wie es sich gerade zeigt, einer Einstellung, in der eine menschliche, authentische Begegnung von „Herz zu Herz“ möglich wird. Zu einer solchen Art von Offenheit und Direktheit sind Kinder oft fähig. Auch unser eigenes inneres Kind ist dazu in der Lage.

Übungsvorschlag

Zieh dich an einen stillen Ort, an dem du dich geborgen, wohlfühlst, zurück. Geh in dich und betrachte dich so, als wolltest du dich (neu) kennenlernen. Was kennzeichnet dich? Was macht dich als Persönlichkeit aus? Betrachte dich wertfrei, und sei gut mit dir, so wie du bist. Lass alle An-Spannung fallen und stell dir vor, wie du geborgen als Fötus im Mutterleib liegst, beschützt und unangreifbar. Genieße diesen wundervollen Moment. Versuche jeden Menschen, der dir begegnet, in seiner Besonderheit und Einzigartigkeit wahrzunehmen. Überlege dir, worin diese Einzigartigkeit besteht und versuche, den Menschen so anzunehmen, wie er ist, bedingungslos

Weitere Leseprobe hier

Quelle

Dr. Sabine Hertweck 2014Opus Magnum Verlag 2014 

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