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Eiern unter die Schale geschaut

Die Deutschen essen im Jahr durchschnittlich 214 Hühnereier. Hierfür müssen sich über 32 Millionen Legehennen ordentlich ins Zeug legen. Gedankt wird es den Tieren selten.

Es werden 25 Millionen Tiere in „Kleingruppen“ in ausgestalteten Käfigen gesperrt – mit kaum mehr Platz als in den verrufenen Lege-batterien. Weitere 13 Millionen Hennen leben zumin-dest in Boden- oder Freilandhaltung. Etwa 2 Millio-nen Legehennen werden ökologisch gehalten und produzieren etwa fünf Prozent aller Eier in Deutsch-land. Die jährlichen Wachstumssteigerungen von ca.15 % zeigen, dass das Wohlergehen der Tiere für immer mehr Kunden wichtig ist.

„Öko“ – mehr als Boden- oder Freilandhaltung

Öko-Legehennenhalter erbringen mit ihrer Arbeit viele Zusatznutzen, die den Kunden, der Umwelt und vor allem den Hennen zu Gute kommen:

  • Schutz vor Umweltbelastungen
  • Arteigenes Verhalten der Hühner als Leitbild
  • Öko-Futter aus eigenem Anbau
  • Stärkung der Abwehrkräfte
  • Vielseitige Gestaltung des Lebensraums
  • Tierzahl an die Fläche gebunden
  • Ökologische Junggeflügelaufzucht

So ist ein „Käfigei“ zwar auf den ersten Blick billiger als ein Öko-Ei. Berechnet man aber die Umweltkosten mit, schneidet das Öko-Ei preiswerter ab.

Öko-Futter – anspruchsvoller Speiseplan

Tierhalter müssen die Hälfte des benötig-ten Futters selbst anbauen. So wird der anfallende Mist als wertvoller Dünger verarbeitet. Und: Die Öko-Bauern sind unabhängig vom Kunstdünger. Als Futterpflanzen werden Getreide und Leguminosen wie Erbsen, Ackerbohnen und Lupinen angebaut und verfüttert. Dies deckt jedoch nicht immer den Eiweißbedarf des Hochleistungstieres. Daher dürfen Öko-Bauern per Ausnahmegenehmigung konventionelle Eiweißfuttermittel wie Kartoffeleiweiß, Maiskle-ber bis zu fünf Prozent zukaufen. Synthetische Dotterfarbstoffe, künstliche Eiweiße, gentechnisch erzeugte Futtermittel und Antibiotika als Masthilfe sind schon immer verboten. So treten in Öko-Betrieben antibiotikaresistente Bakterien wesentlich seltener auf als in konventionellen Betrieben. Im Krankheitsfall setzen Öko-Bauern bevorzugt auf homöopathische oder andere natürliche Mittel. Wird ein her-kömmliches Medikament eingesetzt, gilt eine doppel-te Wartezeit bis die Eier vermarktet werden dürfen.

Arbeitsalltag – Abwechslung inbegriffen

Morgens kräht der Hahn und der ganze Hühnerhaufen gerät in geschäftiges Treiben. So kennen wir es von alten Bildern. Auch Hühner moderner Züchtungen unterliegen heute noch einem typischen Tagesablauf, gesteuert vom Zyklus der Intensität und des Spektrums des Tageslichtes. Die Aktivität der Hühner beginnt bei Tagesanbruch mit Körperpflege, gehen, laufen, flattern und Futter picken. Meist in den Morgenstunden legen sie die Eier. Ein Öko-Huhn legt, je nach Rasse, bis zu 300 Eier im Jahr. Nach der Eiablage geht die Futtersuche weiter, Sonnenbaden und Sandbaden zur Gefiederpflege vertreiben die Zeit bis zum Abend. Zur Nachtruhe suchen sich die Hühner meist erhöhte Sitzstangen.

Zweiraumwohnung – mit Garten

Damit die Tiere ihr natürliches Verhalten ausleben können, muss der Lebensraum vielseitig gestaltet werden: Um den Tieren Stress zu ersparen, wird im Stall der Le-ge- vom Fress-, Schar- und Schlafbereich getrennt; weitere Trennungen sorgen für kleine Gruppen. Alle Öko-Tiere müssen Zugang zum Freigelände haben, wenn dies das Wetter zulässt. Ausnahme: Während der Eingewöhnungszeit (nach der Einstallung) und im Krankheitsfall. Jedem Tier stehen 4 m2 zu, dies entspricht bei 900 Hennen der Fläche eines halben Fußballfeldes. Das Freigelände muss bepflanzt sein und Sonnenschutz sowie Sichtschutz (Bäume, Unterstände, Hecken und Sträucher) vor Raubtieren wie Habicht und Fuchs bieten. Zusätzlich haben Naturland Hennen einen Wintergarten mit großem Scharrraum, auf den sie bei Nässe ausweichen können. Stall, Wintergarten und Freifläche sorgen für ausreichend Platz und Abwechslung.

Vorbeugung – Schutz von Gesundheit & Umwelt

In der Freilandhaltung fällt in den Ausläufen vermehrt Kot an, der zu Umweltproblemen und Gesundheitsrisiken für die Tiere führen kann. Daher stärken Öko-Bauern die Abwehrkraft ihrer Tiere durch viel Bewegung und Abhärtung gegenüber Wind, Sonne, Wär-me und Kälte. Im Falle einer Erkrankung verwenden die Öko-Tierhalter nach Möglichkeit homöopathische, pflanzliche oder andere natürliche Mittel. Wenn diese Mittel nicht ausreichen, werden auch her-kömmliche Medikamente eingesetzt.

Durch die gleichmäßige Nutzung des gesamten Aus-laufs verhindert der Öko-Bauer, dass der Boden im stallnahen Bereich erhöht mit Nährstoffen belastet wird. So verteilt sich mit dem Kot anfallendes Nitrat auf die gesamte Fläche und wird von den Pflanzen als Nährstoff aufgenommen. Werden mehrere Ausläufe abwechselnd genutzt, können sich die Flächen immer wieder regenerieren. Zudem wird durch Aufschüttung von Rindenmulch oder Hackschnitzeln im stallnahen Bereich ein Teil der Nährstoffe gebunden. Nach Bedarf wird dieser Bereich abgetragen und auf dem Acker als Dünger ausgebracht.

Ausweispflicht – das Ei gibt Auskunft

Der verpflichtende Stempel auf der Eierschale liefert detaillierte Informationen: Die erste Ziffer gibt Auskunft über die Haltungsform: „0“ für Öko-Landbau, „1“ für Freilandhaltung, „2“ für Boden- und die „3“ für Käfighaltung. Die nachfolgenden Ziffern benennen das Herkunftsland wie „DE“ für Deutschland. Die letzten Ziffernfolgen führen zum Legebetrieb und zum Stall. Auf den Eierkartons muss auch die Kontrollstelle benannt werden, die den Öko-Betrieb auf die Einhaltung der EG-Öko-VO überprüft, z.B. „DE 005 Oeko-Kontrollstelle“. Die Zeichen der Öko-Verbände wie Naturland oder Demeter verweisen auf noch strengere Produktionsvorgaben.

Gesucht – das Zwei-Nutzungshuhn

Für die Legehennenhaltung und die Hähnchenmast gibt es jeweils spezielle Zuchtlinien: Hennen, die viele Eier legen und Masthühner, die viel Fleisch ansetzen. Da männliche Tiere aus der Legehennenzüchtung wenig Fleisch ansetzen, sind sie für die Fleischmast ungeeignet. Sie werden oft in den konventionellen Brütereien getötet und an Zoos u. ä. abgegeben. Zudem werden bei diesen Züchtungen die besonderen Erfordernisse an die ökologische Haltung und Freilandhaltung nicht berücksichtigt. Gezüchtet werden diese „Hybridrassen“ weltweit von nur wenigen Zuchtunternehmen. Mit den Hybridtieren können Geflügelhalter aus genetischen Gründen keine eigene Nachzucht aufbauen.

Diese Situation ist für den Öko-Landbau nicht tragbar, Forschungseinrichtungen und alternativen Zuchtunternehmen arbeiten daher gemeinsam an einem „Zweinut-zungshuhn“. Das Huhn wird allerdings weniger Eier legen und weniger Fleisch ansetzen. Es wird wirtschaftlich nur tragbar sein, wenn Bauern und Verbraucher die Mehrkosten gemeinsam tragen. Aktuell berät Naturland seine Betriebe über die alternativen Züchtungsmöglichkeiten und führt gemeinsam mit Naturland Bauern Züchtungs-versuche mit dem Les Bleues-Huhn durch. Das Huhn bringt gute Voraussetzungen für ein Zweinutzungstier mit. Zurzeit mästen die Naturland Betriebe ausschließlich langsam wachsende Rassen wie JA 757 oder Redbro.

Quelle

Naturland e.V. 2012

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