Energie in der modernen Gesellschaft
Zeithistorische Perspektiven: Energie in Geschichte und Gegenwart.
Strom kommt aus der Steckdose – das weiß doch jedes Kind. Mit dieser Einstellung verband sich in der Bundesrepublik jahrzehntelang ein völlig sorgloser Umgang mit der elektrischen Energie. Die enormen Wachstumsraten einer florierenden Wirtschaft wurden nicht zuletzt durch den immer weiter steigenden Verbrauch von Energie ermöglicht.
„Doch die Ölkrise von 1973 bildete eine erste Zäsur. Plötzlich stand billige Energie nicht mehr ohne weiteres zur Verfügung„, sagt Prof. Dr. Thomas Kroll von der Universität Jena. Der Professor für Westeuropäische Geschichte hat jetzt gemeinsam mit Hendrik Ehrhardt das Buch „Energie in der modernen Gesellschaft“ herausgegeben. Die Beiträge des Bandes gehen auf eine Tagung an der Friedrich-Schiller-Universität Jena im Jahr 2009 zurück, die vom Historischen Institut und dem Forschungszentrum Laboratorium Aufklärung der Friedrich-Schiller-Universität Jena veranstaltet wurde.
Die Autoren haben das Buch mit „Zeithistorische Perspektiven“ untertitelt. Damit, so Hendrik Ehrhardt, sei die Linie vorgegeben: „Wir haben festgestellt, dass Energie nicht einfach ein Sektor der Gesellschaft ist, sondern sich de facto durch alle Bereiche des Lebens zieht.“ Umso erstaunlicher sei die Tatsache, dass Energie bislang kaum als zeithistorisches Problem betrachtet worden ist. Ins öffentliche Bewusstsein rückten Energiefragen meist nur, wenn Engpässe bei der Versorgung drohten, sagt Hendrik Ehrhardt. „Oder bei Katastrophen wie 1986 in Tschernobyl oder jüngst in Fukushima„, ergänzt der Historiker.
Energie und ihre Wahrnehmung
Nun haben die Autoren Energie aus verschiedenen Blickwinkeln in den Fokus gerückt. Zunächst geht es um den Umgang mit Energie und ihre Wahrnehmung. Dabei kommt neben Historikern und Soziologen auch ein Landschaftsarchitekt zu Wort. Schließlich bringen ja moderne Windkraftanlagen und Stromtrassen enorme Veränderungen im Landschaftsbild mit sich. Im zweiten Teil des Bandes wird diskutiert, wie Energie erzeugt, verbreitet und genutzt wird.
Geschildert wird auch der verwickelte Siegeszug der sogenannten alternativen Energieformen. Während manche der Technologien schon lange zur Verfügung stehen, müssen erst politische und gesellschaftliche Weichen gestellt werden, um ihre Verbreitung und Akzeptanz zu ermöglichen.
„Schließlich widmen wir uns der Frage, wie sich der ökonomische und ökologische Bedeutungswandel von Energie seit den 1970er Jahren auf das politische Gefüge der Bundesrepublik auswirkte„, sagt Hendrik Ehrhardt. Dabei spiele die aufkommende ökologische Bewegung ebenso eine Rolle wie die bis heute andauernde Debatte um die Atomkraft.
Quelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena 2012