Pedelecs: Auf flotter Fahrt dank elektrischem Schwung
TÜV Rheinland: Im Fachhandel beraten lassen und eine Probefahrt machen.
Rad fahren ist die effizienteste Art, die eigene Muskelkraft zur Fortbewegung zu nutzen. Doch immer mehr Radler gönnen sich den Luxus, sich beim Treten von einem Elektromotor unterstützen zu lassen. Schon lange sind Elektroräder nicht mehr nur für ältere Menschen interessant. Auch die junge und technikbegeisterte Generation hat den motorisierten Trend-Drahtesel für sich entdeckt. Denn mit einem solchen Untersatz lassen sich ohne große Anstrengung längere Strecken und Anstiege bewältigen. Flitzen, ohne zu schwitzen, lautet die Devise.
Die klassische Variante sind die sogenannten Pedelecs. Sie besitzen einen Elektromotor mit bis zu maximal 250 Watt. Zum Vergleich: Die Körperleistung eines durchschnittlichen Radfahrers beträgt etwa 100 Watt. Der Unterstützungsgrad kann zwischen mehreren Stufen gewählt werden und ist abhängig von der Pedalkraft oder der Trittfrequenz des Fahrers. Bei einer Geschwindigkeit von 25 km/h schaltet sich der Motor automatisch ab. Wer schneller fahren will, muss mit mehr Power in die Pedale treten.
Vor dem Kauf den Einsatz bedenken
Aus rechtlicher Sicht ist das Pedelec dem Fahrrad gleichgestellt. Das bedeutet, es benötigt weder Versicherungskennzeichen noch Zulassung und der Fahrer keinen Führerschein. Ein Helm ist gesetzlich ebenfalls nicht vorgeschrieben, wird allerdings, wie für alle Radfahrer, dringend empfohlen. Wer sich ein Pedelec zulegen möchte, der hat die Qual der Wahl. City-, Holland-, Trekkingrad? Oder doch lieber ein motorisiertes Mountainbike? Sogar Klappräder werden zum Teil schon mit Motoren ausgestattet.
„Genau wie beim Kauf eines herkömmlichen Fahrrads ist es wichtig, sich über den geplanten Einsatz klar zu sein, bevor es an die Typentscheidung geht“, sagt Georg Herrmann, Pedelec-Fachmann bei TÜV Rheinland. Wird das Rad für den täglichen Einkauf gebraucht, für die Fahrt zum Büro oder für eine mehrtägige Radreise? Hier ist eine Beratung im Fachhandel von Vorteil. Ebenso, wenn es um objektiv messbare Kriterien, wie Gewicht des Fahrrads, Kapazität und Gesamtlebensdauer des Akkus, Flexibilität bei der Wahl der Elektrounterstützung, Komfort und Ausstattung geht.
Das neue Fahrgefühl testen
Wer in die Pedelec-Pedale tritt, merkt schnell, dass sich das Fahrverhalten von dem herkömmlicher Räder unterscheidet. Das liegt einerseits daran, dass die Beschleunigung mit dem Pedelec höher und die Fahrweise um einiges flotter ist. Hinzu kommt das hohe Eigengewicht von strapazierfähigen Rahmen und Motoren. Entsprechend dazu steigen die Anforderungen an die Bremsen. Von altmodischen V-Bremsen mit Stahlzug ist abzuraten. Viel effektiver und sicherer sind hydraulische Felgen- oder Scheibenbremsen.
„Es ist wichtig, eine Probefahrt zu machen, bei der die Fahrstabilität, das Fahrverhalten und, unter anderem, die Leistung der Bremsen getestet wird“, sagt Georg Herrmann. Alles sollte sich für den Käufer perfekt anfühlen und ihm ein sicheres Fahrgefühl vermitteln. Schließlich sind Pedelecs mit einem Preis ab etwa 1.000 Euro – Grenze nach oben offen – keine kostengünstige Anschaffung.
Eine weitere sinnvolle Entscheidungshilfe beim Kauf ist das GS-Zeichen, das auch von TÜV Rheinland vergeben wird. „Es steht für geprüfte Sicherheit und garantiert, dass das Rad eine sichere Mechanik und Elektrik besitzt und das Material keine Giftstoffe enthält“, erklärt Georg Herrmann. Im Rahmen der Prüfung werden Funktion, Dauerhaltbarkeit, Handling, Verarbeitungsqualität und Korrosionsverhalten genau unter die Lupe genommen. Das Prüfzeichen ist kein Zeichen, dass über die Gebrauchstauglichkeit, sprich den individuellen Nutzwert eines Pedelecs für den Nutzer Auskunft geben kann.
Elektromagnetische Verträglichkeit
Neben den mechanischen Anforderungen müssen auch die elektronischen Komponenten wie Akku, Kabel und Schalter des Pedelecs auf ihre Sicherheit hin geprüft werden. Nur so kann gewährleistet werden, dass die Räder keine Gefahr für den Fahrer und sein Umfeld darstellen. Auch die elektromagnetische Verträglichkeit wird nach dem Sicherheitsstandard EN 15194 von TÜV Rheinland unter die Lupe genommen. „Bei der Nutzung eines Pedelecs werden vom Antriebssystem elektromagnetische Wellen ausgesendet, die wie ein Störsender agieren und beispielsweise den Empfang eines Radios unterbrechen können“, erklärt EMV-Experte Dr. Tobias Wirth von TÜV Rheinland.
Das ist allerdings nicht so sicherheitsrelevant wie die Beeinflussung des Pedelecs durch Funkverkehr, wie er von Rettungsdienst, Polizei oder Feuerwehr ausgesendet wird. „So kann es passieren, dass ein Pedelec plötzlich von selbst Gas gibt, weil ein Polizeiauto in der Nähe einen Funkspruch abgesetzt hat“, beschreibt Wirth eine mögliche Gefahrensituation. Wer an seinem Pedelec bemerkt, dass es Störsignale aussendet oder sogar selber beeinflusst wird, sollte den Händler oder den Hersteller kontaktieren und das Problem vor der nächsten Fahrt klären lassen.
Auch für Pedelecs gilt die ZulassungsordnungIn Sachen Verkehrssicherheit müssen die Pedelecs für die Benutzung auf öffentlichen Straßen die Anforderungen der Straßenverkehrszulassungsordnung StVZO erfüllen. Beispielsweise dürfen nur die vorgeschriebenen und für zulässig erklärten lichttechnischen Einrichtungen angebracht werden. Die Beleuchtung muss über einen separaten Dynamo verfügen, damit sie auch funktioniert, wenn der Akku leer ist. Seit August 2013 ist es in Deutschland zulässig, neben einer Dynamobeleuchtung auch ausschließlich batterie- oder akkubetriebene Beleuchtung bei allen Fahrradtypen, auch bei Pedelecs, zu verwenden.
Der Akku des Pedelecs versorgt den Motor mit elektrischer Energie. Er sollte mindestens 500 Mal aufgeladen werden können, ohne dass seine Kapazität abnimmt. Ein üblicher Akku besitzt eine durchschnittliche Reichweite von etwa 50 Kilometern. Die Ladezeit beträgt je nach Typ rund zwei bis neun Stunden. Die Betriebsanleitung hält häufig brauchbare Tipps zum perfekten Umgang mit dem Akku parat. Auch Pflegetipps werden gegeben, durch welche die Lebensdauer verlängert werden kann, denn ein neuer Akku geht ins Geld.
„Auch bei Ersatzakkus gibt es eine weite Preisspanne. Darum ist es clever, sich im Vorfeld über die Kosten zu informieren und zu vergleichen“, so Georg Herrmann. Um den Akku zu schützen, sollte er immer mit dem dazugehörigen Ladegerät aufgeladen und keinen extremen Temperaturen ausgesetzt werden. Starke Hitze, beispielsweise in der prallen Sonne, kann der Batterie ebenso schaden und zu einem Kapazitätsverlust führen wie eisige Kälte im Winter.
Tipps für Pflege und Wartung
- Regelmäßig putzen
- Bremsencheck
- Reifenprofil prüfen
- Schrauben nachziehen
- Kette ölen, Schaltung und Bremszüge mit schmutzabweisendem Teflonspray einsprühen
- Groben Schmutz nur mit Seifenlauge, Stielbürste, Schwamm und Putzlappen abwaschen
- Erstinspektion in Fachwerkstatt circa drei Monate bzw. 200 Kilometer nach dem Kauf durchführen lassen
Quelle
TÜV Rheinland 2014