planet e. – Chemiecocktails
Medikamente, Pestizide, Kosmetika – Reste davon treffen im Abwasser zusammen und erobern von dort aus die Umwelt. Chemikalien werden zur Gefahr für uns Menschen.
Die Kläranlagen können die Rückstände nicht vollständig vernichten. Dort werden die Stoffe lediglich so lange verdünnt, bis sie im Einklang mit den geltenden Vorschriften keine Gefahr mehr für Menschen darstellen. Das Problem dabei: Die Vorschriften und Grenzwerte gelten jeweils immer nur für eine Substanz. Für die tatsächlich anfallenden Mischungen aus unterschiedlichen Stoffen gibt es keine Regelungen.
In Studentenfutter hat die Zeitschrift „Ökotest“ Weintrauben mit über 15 unterschiedlichen Pestizid-Rückständen gefunden. Ob sich die unterschiedlichen Substanzen in ihren Wirkungen addieren, multiplizieren, potenzieren oder sich vielleicht doch eliminieren, weiß niemand. Was inzwischen aber sicher ist: Einige der Chemiecocktails enthalten Stoffe, die das Hormonsystem beeinflussen. Und Forscher gehen der Frage nach, ob gar eine ganze Reihe von Krankheiten mit den Chemierückständen aus der Umwelt in Verbindung steht.
Forscher wie Werner Brack vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ in Leipzig fordern strengere Vorschriften. Doch die EU hat bislang nicht reagiert. Dabei sind sich schwedische Forscher schon lange sicher: Die hormonwirksamen Stoffe aus den Chemiecocktails sind extrem gefährlich. Schweden hat deshalb die EU wegen Untätigkeit verklagt und Recht bekommen. Viel geändert hat sich seitdem nicht. Immerhin: In Deutschland wurden Forschungsprojekte angestoßen.
Im Universitätsklinikum Leipzig leitet Prof. Wieland Kiess das Projekt „Life-Child“, in dem unter anderem das Blut von Schwangeren, Säuglingen, Kleinkindern und auch Teenagern regelmäßig auf Chemikalien untersucht wird. Selbst in Säuglingen weist das Team von Kiess dabei regelmäßig etliche Chemikalien nach. Denn die Chemiecocktails verbreiten sich mit dem Wasser und über die Luft überall in der Umwelt und werden über Nahrung aufgenommen.