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Re-Naturierung. Gesellschaft im Einklang mit der Natur

Jahrbuch Ökologie 2015 – Naturzerstörung oder Re-Naturierung?  Von Professor Udo E. Simonis

Der Mensch und die Gesellschaft haben sich im Laufe der Industrialisierung und Globalisierung der Wirtschaft sehr von der Natur entfremdet, Naturzerstörung wurde weltweit zu einem strukturellen Problem. Dennoch oder gerade deshalb: Re-Naturierung ist wieder im Gange, in vielfältiger Form, an den unterschiedlichsten Orten und aus unterschiedlicher Motivation heraus. Das neue Jahrbuch Ökologie will dazu beitragen, diesen Trend allgemein sichtbar zu machen und mit Hilfe konkreter Vorschläge zu verstärken.

Jahrbuch Ökologie 2015

Vielen Menschen ist der Erhalt der Natur wieder äußerst wichtig geworden, viele können sich sogar mehr Wildnis vorstellen. Das Jahrbuch widmet sich diesen neuen Werten und Möglichkeiten, beleuchtet den Disput um ein besseres Naturverständnis und präsentiert einen bunten Strauß an konkreten Projekten für einen besseren Einklang der Gesellschaft mit der Natur. 

Dabei wird das große Potential dieses Konzepts aufgezeigt. Es ist ein Konzept, das die Phantasie beflügelt, das zum Mitmachen anregt, das neue Freude an der Natur vermittelt: Renaturierung des Seins, des eigenen Heims, der Gemeinde, der Region, der Nation. Und damit auch Renaturierung des Planeten Erde? 

Das Themenspektrum des Jahrbuchs umfasst:

  • Sehnsucht nach Natur
  • Renaturierung: Konzepte und Projekte
  • Naturzerstörung zwingt zum Handeln
  • Persistente Mensch-Natur-Konflikte
  • Vordenker und Vorreiter
  • Umweltinstitutionen
INHALT:
Bei einigen Beiträgen stellt Ihnen das „Jahrbuch der Ökologie 2015“ den gesamten Artikel bzw. 
die erste Seite als PDF zum Anlesen zur Verfügung. Links zum Bestellen der kompletten Jahrbuch-Ausgabe als Buch oder E-Book finden Sie auf der Startseite


Vorwort von Professor Udo E. Simonis
 

Re-Naturierung. Gesellschaft im Einklang mit der Natur

Re-Naturierung ist wieder im Gange, in vielfältiger Form, an den unterschiedlichsten Orten und aus unterschiedlicher Motivation heraus. Das neue „Jahrbuch Ökologie“ will dazu beitragen, diesen Trend zu verstärken. Vorwort von Professor Udo E. Simonis

VORWORT: Mehr Natur! Renaturierung der Gesellschaft?

Man kann eifrig darüber streiten, was Renaturierung der Gesellschaft eigentlich ist – oder sein sollte. Bei Wikipedia heißt es: „Unter Renaturierung versteht man die Wiederherstellung von naturnahen Lebensräumen aus landwirtschaftlichen Bodenflächen, aufgelassenen Eisenbahnstrecken, geschlossenen Flugplätzen und begradigten Bächen und Flüssen.“ 

Die Herausgeber kamen überein, dass dieses vorherrschende Verständnis unbrauchbar geworden ist, dass der Begriff so eine große Chance für die Gesellschaft verstellt und neue ökologische Perspektiven regelrecht verhindert. Nein, das kann es nicht gewesen sein, wenn die Ökologisierung der Gesellschaft auf der Agenda steht. Damit darf sich nicht begnügen, wer das „Jahrbuch Ökologie“ schreibt – und wer es liest. Und so machten sich die Herausgeber auf die Suche. 

Wir beginnen dieses Jahrbuch mit Antworten zum Thema Renaturierung, wissen aber sehr wohl, dass die richtigen Fragen gestellt werden müssen – dass sorgfältige Analyse für eine gute Therapie nötig ist. Und dabei waren wir erfolgreich: Wir fanden Ideen zu einem grundlegenden Naturverständnis (Teil I) und einen bunten Strauß an Konzepten und Projekten eines besseren Umgangs mit der Natur (Teil II). 

Renaturierung ist sehr wohl im Gange, in vielfältiger Form, an den unterschiedlichsten Orten, aus unterschiedlicher Motivation heraus. Vielen Menschen ist der Erhalt der Natur äußerst wichtig, viele Menschen können sich sogar mehr Wildnis vorstellen, weil es sie fast nicht mehr gibt – aber auch, weil sie ihren Bedrohungscharakter weitgehend verloren hat. Man fürchtet den Wolf nicht mehr, man schützt ihn. Auch andere Tierarten sind wieder heimgekehrt, wozu neu eingerichtete grenzüberschreitende Biotopverbünde beitragen, wie aber auch ökologischer Landbau und ökologischer Hochwasserschutz. 

Viele urbane Akteure arbeiten an einem modernen Verständnis von Natur und Kultur, neue Wege zum Wandern und Radeln verbinden das ganze Land – und damit Mensch und Natur. Renaturierung stellt aber auch neue Anforderungen an die Bildung, wie die Beispiele zur Stadtnatur exemplarisch zeigen. 

Renaturierung ist auch wichtig, so zeigte die zweite Suchaktion, weil der Mensch und die Gesellschaft sich zu sehr von der Natur entfremdet haben, weil Naturzerstörung zu einem strukturellen Problem geworden ist, im Großen wie im Kleinen (Teil III). Global schreitet der Raubbau an Wäldern fort, die Böden werden zerstört, die Natur ist unter Beschuss. Aber auch auf der kommunalen Ebene steht es nicht nur zum Guten. 

„Die Stadt spart beim Grün“ – so lautete kürzlich eine Schlagzeile. Es ging um die Stadt Frankfurt am Main, wo Geld und Personal für die Pflege von „Stadtgrün“ und „Stadtblau“ reduziert werden sollen. Und das dürfte kein Ausnahmebeispiel gewesen sein.

Warum aber wird Natur zerstört?

Im Zeitverlauf sind zahlreiche ungelöste Konflikte im Mensch-Natur-Verhältnis entstanden, so der Fokus der dritten Suchaktion (Teil IV). Diese Konflikte sind teilweise persistent geworden, weil kluge Lösungen, Kompromisse und Rücksichtnahmen nicht oder nicht rechtzeitig gefunden wurden. 

Der Grundkonflikt zeigt sich am „ökologischen Fußabdruck“, der national wie global sehr groß ist und nicht kleiner wird. Auch andere Konflikte wie Energiewende und Naturschutz, Automobil und Natur werden nicht völlig aufzulösen sein, aber ein besserer Umgang mit ihnen wäre möglich. Nur müsste dazu eine größere Harmonie mit der Natur bewusst gesucht und herbeigeführt werden. 

Wir mögen mit diesem Jahrbuch eine allseits befriedigende Definition des Renaturierungsbegriffs noch nicht gefunden haben – das Potential dieser Idee wird aber offengelegt. Es ist ein Thema, das die Phantasie beflügelt, das zum Mitmachen anregt, das neue Freude an der Natur verspricht: Renaturierung des Seins, des eigenen Heims, der Gemeinde, der Region, der Nation. Und damit auch Renaturierung des Planeten Erde?

Dieses Buch zeigt auch auf, was im Mensch-Natur-Verhältnis immer noch prekär ist oder schlicht falsch läuft; es zeigt aber auch, was an positiver Entwicklung zwischen Gesellschaft und Natur entstehen kann. Dazu muss man jedoch den Begriff der Renaturierung neu definieren – und ihn so lebendig und produktiv werden lassen.

Vier Kapitel des Buches sind direkt dem Schwerpunkt Renaturierung gewidmet. Daneben gibt es die üblichen Rubriken: die der Vordenker und Vorreiter (Teil V) und Umweltinstitutionen (Teil VI), bei denen das Thema Renaturierung jeweils ein wichtiger Bezugspunkt ist.

Das „Jahrbuch Ökologie“ erscheint hiermit zum 24. Mal. Die Herausgeber wünschen und die Autorinnen und Autoren des Bandes garantieren erneut spannende und zugleich anregende Lektüre.

Quelle

Udo E. Simonis 2014 ist Professor Emeritus für Umweltpolitik am Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) und Redakteur des Jahrbuch Ökologie

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